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Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
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treffen wir uns dort in der ›Fuchsenstube‹, ich werde einen Tisch für uns bestellen.«
    »Gut, bis morgen also. Wiedersehen.« Duponts Bild verblasste und machte wieder dem des Moderators Platz, der sich inzwischen mit dem Projekt eines ionengetriebenen Fernraumschiffs der Europäischen Weltraumbehörde befasste. Auch auf diesem Gebiet hatten meine Landsleute in dieser Welt offensichtlich bereits erhebliche Fortschritte erzielt, denn bei dem Projekt ging es nicht etwa um ein Versuchsmodell, wie es die ESA ›bei uns‹ vor sechs oder acht Jahren eingesetzt hatte, sondern um ein Raumschiff von der Größe einer Überseemaschine, das für Flüge zum Mars eingesetzt werden sollte.
    Aber so sehr mich das Thema auch interessierte, ich schaltete ab und ließ die Aufnahme des soeben geführten Gesprächs noch einmal ablaufen, konnte daraus jedoch keine neuen Erkenntnisse gewinnen. Dupont war offensichtlich eine höhere Instanz als die beiden Männer aus der Hütte, und sein so kurzfristig erfolgter Anruf ließ auf eine gut funktionierende Organisation mit kurzen Entscheidungswegen schließen. Ich würde die wenigen Mitwisser, die ich hatte, also Carol und Richard, per ›E-Post‹ informieren und ihnen eine Kopie der Aufnahme unseres Gesprächs zukommen lassen. Nur für alle Fälle. Nicht dass ich gewusst hätte, was sie im Falle meines Verschwindens damit anfangen sollten. Trotzdem.
        
     

15
     
    Ohne recht zu wissen, warum, hatte ich diesmal für die Fahrt nach München den Wagen genommen, vielleicht weil mich das zwang, mich auf die Straße zu konzentrieren, und vom Grübeln abhielt. Ich hatte mich kurz nach dem Telefonat mit Dupont schlafen gelegt. Wie zu erwarten, hatte ich stundenlang keinen Schlaf gefunden, war schließlich gegen vier Uhr wieder aufgestanden, hatte mich mit einer Tasse Kakao vor den Fernseher gesetzt und mir einen Western angeschaut. John Wayne und Glenn Ford hatte ich erkannt, Yul Brynner, der einen Indianer gespielt hatte, ebenfalls, aber die Handlung in einem Amerika aus drei Staaten und einem selbstständigen Indianerterritorium auf dem Gebiet des mir vertrauten New Mexico hatte irgendwie fremd gewirkt. Vielleicht weil das Klischee der allmächtigen US-Kavallerie gefehlt hatte. Um sechs hatte ich mich dann wieder hingelegt, nicht ohne vorher den Wecker auf halb acht zu stellen, was sich auch als sehr zweckmäßig erwiesen hatte.
    Und so rollte ich jetzt auf dem Autobahnzubringer in Richtung Innenstadt und staunte über die vielen Hochhäuser mit den schmucken Parkanlagen, die die sechsspurige Schnellstraße säumten. Ich hatte zur Sicherheit das Navi eingeschaltet, weil ich darauf vorbereitet war, eine ganz andere Straßenführung vorzufinden. Das erwies sich als durchaus richtig, wie ich nach einer langen Tunnelfahrt feststellte, die erst kurz vor dem Isartor endete. Ich hatte damit gerechnet, zum Franziskaner eine beträchtliche Strecke zu Fuß zurücklegen zu müssen, durfte aber zu meiner großen Genugtuung feststellen, dass die Nationaltheatergarage auch in dieser Welt existierte und zudem um diese frühe Stunde noch nicht überfüllt war.
    Als ich das Franziskaner betrat, begrüßte mich mein Stammkellner Vaclav beinahe überschwänglich. »Ja Herr Lukas, Sie sind aber lange nicht hier gewesen, ich habe schon gedacht, Sie sind uns untreu geworden«, strahlte er. »Sie wollen sicher Ihren üblichen Tisch? Kommt Ihre Frau auch noch?«, sprudelte es aus ihm heraus.
    Ich erklärte ihm, dass wir aus München weggezogen seien, Carol zur Zeit bei ihrer Familie in Amerika weile und ich mich gerne an ›meinen üblichen Tisch‹, nämlich gleich hinter der Tür, etwas abgeschieden und mit Blick auf die Perusastraße, setzen würde und einen Gast erwarte. »Bis der kommt, können Sie mir schon einmal ein Pils bringen«. Es war erst dreiviertel elf, und so lange wollte ich nicht trocken dasitzen.
    Dupont erschien zwei Minuten nach elf an der Tür. Ich erhob mich, ging die paar Schritte auf ihn zu und streckte ihm die Hand hin. »Schön, Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen, Herr Dupont – oder soll ich Monsieur sagen?«, begrüßte ich ihn.
    Dupont nahm Platz und lächelte. Er war ein wenig kleiner als ich und wirkte in natura noch sympathischer als am Telefon. »Sie haben ja vermutlich bereits erraten, dass Dupont eine Art Deckname ist. Ich schlage vor, wir belassen es dabei, aber ich kann Ihnen später gerne auch meinen richtigen Namen nennen. Ich meine den, unter dem man mich

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