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Nebenwirkungen (German Edition)

Nebenwirkungen (German Edition)

Titel: Nebenwirkungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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Aber er hat überlebt. Sein Name, Nyack, bedeutet soviel wie ›der Junge, der nie aufgibt‹.« Sie zögerte, bevor sie die Frage stellte, vor deren Antwort sie sich so fürchtete. »Hat er die Seuche?«
    Paul schüttelte den Kopf. Vor diesem Hintergrund erschien ihm das Blutbild des Jungen weit weniger rätselhaft. Er musste einer der wenigen sein, bei denen die Versuche von BiosynQ positive Wirkung gezeigt hatten.
Heidelberg
     
    Die Studenten, die das Pech hatten, jetzt ihr biologisches Praktikum bei Professor Wolff zu absolvieren, waren nicht zu beneiden. Heike deckte sie mit der Durchführung und Auswertung hunderter von Messreihen ein, deren Sinn wohl nur sie selbst wirklich verstand. Die jungen Leute gewannen so während langer Arbeitstage eine sehr realistische Vorstellung davon, was Plackerei unter Zeitdruck in der realen Welt der Wissenschaft bedeutete. Heike war versessen darauf, dem Rätsel der verschwindenden Gene, wie sie es salopp nannte, möglichst rasch auf die Spur zu kommen. Ihr war jedes Mittel recht, dieses Ziel zu erreichen. Alle anderen Aktivitäten hatten nur noch niedrige Priorität, doch bisher hatte sie noch keinen Erfolg. Außer der wiederholten Bestätigung, dass die synthetischen Gene ihre Wirkung nach einigen Generationen verloren, hatte sie nichts gefunden. Aber sie war weit davon entfernt, entmutigt aufzugeben. Hartnäckige Probleme waren im Gegenteil ein Ansporn für sie, noch härter zu arbeiten. Zuerst mussten sie allerdings noch das akute Problem der zunehmenden Mückenplage in Botswana in den Griff bekommen. Nach gründlicher Situationsanalyse hatte sie sich dazu entschlossen, ihren Leuten in diesem Punkt zuzustimmen, und zwar sofort. Sie wählte die Telefonnummer ihrer Außenstation in Botswana.
    »Ich bin einverstanden«, sagte sie, bevor die anderen zu Wort kamen. »Die Mückenplage muss konventionell bekämpft werden. Wir sollten allerdings jedes Aufsehen vermeiden.«
    »Dürfte schwierig werden. Wir müssen ein Sprühflugzeug einsetzen, sonst verpuffen die Gegenmaßnahmen wirkungslos. Dazu brauchen wir jedoch eine amtliche Bewilligung.«
    »Ist schon erledigt. Ich habe über Kontakte bei BiosynQ eine Firma ausfindig gemacht, die solche Flüge durchführt und die Bewilligungen gleich selbst organisiert. Ich gebe euch die Koordinaten per e-Mail durch. Ihr müsst die Flüge natürlich vor Ort absprechen.«
    »Warum wundere ich mich nicht mehr über dich?«, fragte Paul ironisch. »Als nächstes wirst du uns sagen, das Genproblem sei gelöst.«
    Heike fand das nicht sehr amüsant, ließ sich jedoch nichts anmerken. Betont sachlich fuhr sie fort: »Gibt's Neuigkeiten über den Brandanschlag und den Jungen?«
    Sie wussten nicht mit Sicherheit, wer hinter dem Anschlag steckte, doch Paul war überzeugt, dass jemand alle Spuren des früheren Betriebs der alten Anlage beseitigen wollte. Sie wussten alle, wer das war, doch Paul vermied es, über solche Spekulationen zu sprechen. Sie waren sich alle einig, dass es keinen Sinn hatte, die Behörden über den Anschlag zu informieren, denn schließlich hatten sie keinen Verlust erlitten, und dem Jungen ging es glücklicherweise wieder gut. Das Wichtigste war jetzt, dass sie ihre heikle Arbeit ungestört weiterführen konnten. Sie besprachen die Details der Bekämpfungsaktion. Heike legte Wert darauf, dass sie einen möglichst spezifisch wirksamen biologischen Weg zur raschen Eindämmung des Mückenbestandes wählten. Wie nicht anders zu erwarten, wusste sie auch bereits genau, wie sie vorgehen wollte.
    »Ich schlage vor, Bti einzusetzen, Bacillus thuringiensis israeliensis. Mit Bti sind bereits gute Erfolge erzielt worden. Als rein biologisches Präparat kann es durch Züchtung in großen Mengen im Labor hergestellt werden. Die Anopheleslarven nehmen die Bakterien bei der Nahrungsaufnahme in ihren Körper auf. Im Darm der Mücken bilden die Bakterien Gifte, die ihre Wirtstiere nach kurzer Zeit töten. «
    Dem hatten ihre Mitarbeiter nichts mehr beizufügen. So war allen klar, was nun zu tun war. Katie sollte die Aktion koordinieren.
Botswana
     
    Paul fuhr einmal mehr mit Mrs. Umangua zu Nyack ins Spital. Der Junge erholte sich erstaunlich rasch. Nach Aussage des Arztes konnte definitiv ausgeschlossen werden, dass er das HI-Virus in sich trug. Es mussten DNA-Bruchstücke dieses Virus sein, auf die der Test angesprochen hatte. Es schien, als ob Nyacks Körper eine HIV-Infektion erfolgreich besiegt hätte. Wie dieses Wunder zustande gekommen

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