Nebenwirkungen (German Edition)
Gesellschaft. Ich habe zurzeit soviel um die Ohren, dass ich abends nur noch bewusstlos ins Bett falle. Überdies habe ich Kopfschmerzen, ob Sie es glauben oder nicht.« Als sie seine Enttäuschung sah, fügte sie jedoch schnell hinzu: »Ich verspreche Ihnen aber, dass es beim nächsten Mal klappt.«
Das sollte keine leere Floskel bleiben. Dafür würde er sorgen, dachte Kyle entschlossen, als er die abgenutzten steinernen Stufen zum Ausgang hinunter stieg.
Sun City
Noch eine Stunde, dachte Paul erleichtert. So schnell es die Straßenverhältnisse zuließen raste er mit seinem Jeep an den letzten Townhouses von Mabeskraal vorbei nach Süden der Tourismus-Hochburg Sun City entgegen. Er war am frühen Morgen aufgebrochen, um sich endgültige Gewissheit zu verschaffen. Sie mussten zweifelsfrei beweisen, oder widerlegen, dass die aufflammende Malariaepidemie durch ihre Versuche ausgelöst worden war. Im Heck des Jeeps lagen die mobilen Messgeräte bereit, ein starkes Stereomikroskop und der Schnelltest zum Nachweis des synthetischen Genvektors. Kurz hinter der Stadt klatschten die ersten schweren Regentropfen auf die Frontscheibe. Eine Abkühlung konnte nicht schaden, doch der Regenschauer würde schnell vorbei sein und die Sonne erneut für ein feuchtheißes Klima sorgen. Paul gefiel das gar nicht, denn so konnten sich die Mücken ideal entwickeln. Er konnte sich immerhin vorstellen, dass auch die südafrikanischen Verantwortlichen die Plage rasch und wirksam bekämpften, denn in dieser beliebten Tourismusregion stand zu viel auf dem Spiel. Der einzige Vorteil der massiven Mückenplage war, dass sie ihre geplante private Sprühaktion überflüssig machte, denn die Behörden in Botswana hatten rasch gehandelt. In der Morgendämmerung hatte er jedenfalls Sprühflugzeuge entlang des Flusslaufs im Grenzgebiet gesehen.
Bevor er die Stadt, die weitgehend aus Hotels und Casinos bestand, erreichte, bog er an einer Stelle, die ihm für sein Vorhaben geeignet schien, von der Hauptstraße in einen Feldweg ab und hielt hinter einer Gruppe von Büschen. Er holte eine der transportablen Insektenfallen aus dem Jeep und stellte sie gut getarnt am Rand des Gestrüpps auf. Die gleiche Prozedur wiederholte er noch zweimal an unterschiedlichen Orten. Er hoffte, die Kästen nach zwei Tagen unversehrt wieder einsammeln zu können, um ihren Inhalt zu analysieren. Er brauchte eine genügend große Stichprobe von Anophelesmücken, um seine Hypothese zu testen. Paul parkte den Jeep vor dem pompösen Hoteleingang und überließ ihn dem Valet, wie es in diesen Häusern üblich war. Paul Dumas, Journalist, trug er ins Anmeldeformular ein, während er seinen ganzen französischen Charme aufbot, um die Dame am Empfang in ein Gespräch zu verwickeln. Er war hier, um sich ein eigenes Bild über den Ernst der Lage zu machen, und er wollte keine Zeit verlieren.
»Ich arbeite an einem Artikel über die Häufung von Malariafällen in Südafrika. Schon überraschend, dass das Problem hier plötzlich wieder auftaucht, nicht wahr?«
Die Frau schaute sich erst misstrauisch um, bevor sie sich nach vorn beugte und leise antwortete: »Allerdings. Die Mücken sind eine wahre Plage, die wir nicht mehr gewohnt sind. Und mir tun die armen Leute leid, die hier in den Ferien erkrankt sind.« Wieder schaute sie sich vorsichtig um und fügte verschwörerisch hinzu: »Man spricht hier nicht gerne darüber. «
Paul nickte verständnisvoll. »Der Chef will nicht, dass das Problem an die große Glocke gehängt wird.«
»Genau.«
»Wer ist denn hier zuständig für die medizinische Betreuung der Gäste?«
»Wir haben Verträge mit zwei Ärzten aus Sun City, die wir bei Bedarf aufbieten. Wenn Sie sich informieren wollen, ist es am besten, sich an diese Leute zu wenden.« Nach kurzem Zögern brummte sie naserümpfend: »Vom Hotelmanagement werden Sie nämlich gar nichts erfahren.«
Paul nickte nachdenklich. »Wo erreiche ich denn diese Ärzte?«
Die Empfangsdame sah ihn verlegen an. Sie wusste, dass sie diese Auskunft eigentlich nicht geben durfte, doch er setzte sein gewinnendstes Lächeln auf, streckte unauffällig drei Finger der rechten Hand aus und sagte feierlich:
»Ich schwöre auch, niemandem etwas zu verraten.«
Lachend nahm sie einen Zettel, notierte die Namen und Adressen der Ärzte und gab ihn Paul zusammengefaltet.
»Sie sind sehr nett, Mrs. – Myers.«
»Miss«, korrigierte sie rasch, doch er war schon fast bei den Aufzügen.
Beim zweiten
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