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Nebenwirkungen (German Edition)

Nebenwirkungen (German Edition)

Titel: Nebenwirkungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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Namen auf dem Notizblatt hatte Paul Glück. Der Arzt war bereit, ein paar Fragen am Telefon zu beantworten. Er war auch in anderen Hotels und Wohngebieten tätig und hatte daher eine gute Übersicht über die aktuelle Lage. Selbstverständlich ohne Einzelheiten zu Patienten preiszugeben bestätigte der Arzt, dass er innerhalb der letzten zwei bis drei Wochen bei insgesamt über zwanzig Personen schwere Symptome der Malaria tropica diagnostiziert habe. Etwa die Hälfte der Erkrankten waren Touristen. Das Erstaunliche war für den Arzt, dass die Symptome gleichmäßig auf die Altersgruppen und Geschlechter verteilt waren und dass die Inkubationszeit bei allen bisherigen Fällen sehr kurz gewesen sein musste. Es wäre eher zu erwarten gewesen, dass vorwiegend Kinder und Jugendliche betroffen wären. Er konnte im Übrigen nicht ausschließen, dass infizierte Touristen die Krankheit unbewusst in ihre Heimatländer exportierten. Noch etwas erfuhr Paul in diesem Telefongespräch. Er war offenbar nicht der einzige Journalist, der sich für diese Entwicklung interessierte. Eine Reporterin der Pretoria News hatte den Arzt bereits ziemlich viel Zeit und Nerven gekostet. Paul notierte sich den Namen der Frau, Jessica Reed, auf dem Notizzettel.
    Nach einem Telefonanruf in der Redaktion wusste er, dass Miss Reed sich ebenfalls in Sun City aufhielt. Es konnte nicht schaden, zu erfahren, was sie wusste. Er ließ sich von der Vermittlung mit dem Hotel verbinden, in dem Jessica Reed abgestiegen war.
    »Hallo?«, meldete sich eine tiefe, sinnliche Frauenstimme, nachdem sein Anruf in ihr Hotelzimmer weitergeleitet worden war.
    »Miss Jessica Reed?«
    »Ja.«
    Er stellte sich vor und kam gleich zur Sache. »Entschuldigen Sie die Störung. Ich habe gehört, dass Sie an einem Artikel über den Malariaausbruch in dieser Gegend schreiben, genau wie ich. Ich dachte, wir könnten vielleicht gegenseitig von einem informellen Informationsaustausch profitieren. Die Leute hier sind ja ziemlich zurückhaltend, wenn es um dieses Thema geht.«
    »Das können Sie laut sagen. «, brummte sie zustimmend, und kokett fragte sie: »Wer sagt mir denn, dass Ihre Informationen so interessant sind?«
    »Vielleicht kann ich Sie mit einer guten Flasche Wein überzeugen? Ich wäre Ihnen wirklich sehr dankbar, wenn wir uns kurz treffen könnten. Die Lage scheint hier ebenso kritisch zu sein wie in Botswana.«
    »Sie waren in Botswana? Das würde mich allerdings interessieren.«
    Paul wartete, ließ ihr Zeit, sich zu entscheiden.
    »Wissen Sie was? Das mit der Flasche Wein war doch eine gute Idee. Wo finde ich Sie?«
    »Im Lost City.«
    »Nobel, nobel. In diesem Fall werde ich um sechs in der Palm Court Lounge sein. Ist das O.K. für Sie?«
    »Sie kennen sich ja bestens aus. Ich werde pünktlich sein, danke.«
    Als er den Hörer aufgelegt hatte, holte er erst einmal Luft. Diese Frau wusste offenbar, was sie wollte. Die kurze Unterhaltung wirkte seltsam stimulierend auf ihn. Ohne es zu bemerken, hatte er das Notizblatt voll gekritzelt.
     
    Etwa zur gleichen Zeit, als Paul in Sun City eintraf, setzte eine rot-weiß gestreifte zweimotorige Beech Baron Charter Maschine auf dem kleinen Flugplatz Pilanesberg zur Landung an. Pilanesberg International Airport stand protzig in großen Lettern am bescheidenen Flughafengebäude. Ein einziger Passagier stieg aus dem vierplätzigen Flugzeug. Der auffällig groß gewachsene Mann mit schlohweißem Haar ließ die Ankunftsformalitäten sichtlich ungeduldig über sich ergehen und saß wenig später im Taxi nach Sun City. Nils Nolte, BiosynQs Sicherheitsbeauftragter, war bereits am Flughafen von Gaborone, bereit für den Rückflug nach Europa, als ihn Célias Anruf erreicht hatte. Sie hatte von Pauls unerwarteter Reise nach Sun City erfahren und Nils hierher beordert. Zwei Worte hatten ihr genügt, um seinen Auftrag zu beschreiben: Risiko minimieren. Nils ließ sich zu den Casinos fahren, wo er schnell fand, was er als erstes brauchte. Jedes der Hotels, für die auf der Informationstafel geworben wurde, konnte bequem mit einem Tastendruck angerufen werden. Beim dritten Versuch klappte es. Sein Anruf wurde zu Mr. Paul Dumas durchgestellt. Er trennte die Verbindung; The Palace of the Lost City.
    Nils schrieb Pauls Namen auf einen der beim Empfang aufliegenden Briefumschläge mit dem eindrucksvollen Logo des Luxushotels. Als er die vermeintliche Meldung für Herrn Dumas der Angestellten übergab, steckte sie ihn sogleich in eines der

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