Nebenwirkungen (German Edition)
wusste es schon seit seinem letzten Anruf, vielleicht schon seit jenem Abend in Paris. Sie wollte mit ihm zusammen sein, und sie fühlte, dass es ihm ähnlich erging. Mit trockener Kehle sagte sie möglichst unverfänglich: »Ich kenne einen Ort hier in der Nähe, wo wir das Panorama ohne zu frieren genießen können.« Er schaute sie überrascht an; seine Augen zwei große Fragezeichen. Sie sagte nichts, dirigierte ihn sanft zurück in die Altstadt. Vor einem stattlichen Haus in der Nähe des Flusses blieb sie stehen. Erst als sie den Hausschlüssel aus ihrer Tasche kramte und aufschloss wurde ihm klar, dass sie hier wohnte. Ohne sich um seine Überraschung zu kümmern, winkte sie ihn herein. Kyle war derart verlegen, dass seine Stimme zitterte, als er die überflüssige Frage stellte:
»Sie wohnen hier?«
»Mhm«, hörte er nur von ihr. Sie stiegen die enge Treppe in die oberste Etage hinauf, wo Heike die Wohnungstür aufschloss und ihn lächelnd eintreten ließ. Die Wohnung war ein karg aber geschmackvoll eingerichtetes Loft, welches sich über das ganze Dachgeschoss des Gebäudes auszudehnen schien. Eine breite Fensterfront mit großzügiger Dachterrasse nahm fast die ganze Längsseite des Raums ein. Heike trat zum Fenster und bedeutete dem immer noch verloren und staunend beim Eingang stehenden Kyle lachend, ihr zu folgen.
»Habe ich zuviel versprochen?« Er trat zu ihr ans Fenster und betrachtete schweigend die Lichter der Stadt, den stillen schwarzen Fluss und die von hier aus in ihrer ganzen Pracht strahlende rote Brücke, auf der sie noch vor kurzem gestanden hatten.
»Wundervoll. Ich bin sprachlos.« Seine Bemerkung hatte sich nicht wirklich auf die Aussicht bezogen, die er nur am Rande wahrnahm. Er konnte es nicht fassen. Sie hatte ihn in ihre Wohnung eingeladen. Jetzt nur kein falsches Wort, Kyle , beschwor er sich insgeheim. Gott, wie er diese Frau begehrte! Sie ging zur Küchen-Ecke und kam mit einer eiskalten Flasche Sekt zurück.
»Für besondere Gelegenheiten«, sagte sie, während sie zwei Gläser füllte. »Es war ein schöner Abend, und Sie haben mein Projekt gerettet, danke.« Sie beugte sich unvermittelt vor und küsste ihn auf die Wange.
Die unerwartete Berührung löste bei Kyle einen Reflex aus, den er auch viel später, als er endlich wieder klar denken konnte, nicht verstand. Wie selbstverständlich schlang er seinen Arm um ihre Taille, worauf sie sich eng an ihn schmiegte und mit ihren Lippen die seinen suchte. Wortlos ließen sie ihrer Begierde freien Lauf. Im Nu lag Kyle nackt in ihrem Bett. Sie saß rittlings auf ihm, hielt ihm ihre Brüste mit den harten Brustwarzen ins glühende Gesicht. Als er zu saugen begann, entzog sie sich ihm neckisch und schlängelte sich langsam an ihm hoch, bis sich ihre Scham über seinem Mund befand. Sanft zog sie seinen Kopf in ihren Schritt und wartete, bis sie seine warme Zunge spürte.
Als Kyle am Morgen erwachte, war er allein in der Wohnung. Auf dem Tisch im Wohnzimmer fand er einen Briefumschlag, auf dem sein Name stand. Im kurzen Brief hatte Heike in ihrem typisch trockenen Stil geschrieben:
Lieber Kyle,
danke für die unvergessliche Nacht. Ich wünsche dir eine gute Rückreise – und denk an die Malariaprophylaxe.
Ich küsse dich, du weißt schon wo,
Heike
Sie saß bereits seit einer Stunde wieder an ihrem Schreibtisch. Schon zweimal hatte sie versucht, Célia Mathieu von BiosynQ ans Telefon zu bekommen. Wann beginnen die lahmen Socken denn zu arbeiten? , fragte sie sich ärgerlich. Sie wollte Klarheit über die Sicherheitslage. Kyles Vermutung hatte sie nicht mehr losgelassen. Er war bestimmt kein Spinner, den man nicht ernst nehmen musste. Sie glaubte, ihn nun sehr gut zu kennen, obwohl sie letzte Nacht nicht gerade viel gesprochen hatten. Es lief ihr immer noch heiß und kalt über den Rücken, wenn sie daran dachte, was sie miteinander angestellt hatten.
Als sich Célia endlich meldete, schilderte sie ihre Besorgnis über die Sicherheit der Versuchsanlage in Botswana, ohne den Anschlag auf die Journalistin in Cambridge zu erwähnen.
»Wir haben erst vor kurzem vom Brandanschlag in der Nähe der Mine gehört und sind ebenfalls sehr beunruhigt«, antwortete Célia. »Die Rebellenbanden sind offenbar immer noch vereinzelt aktiv. Ich kann Ihnen versichern, dass wir bereits Maßnahmen eingeleitet haben. Ich habe den Vorfall mit unserem Sicherheitsdienst besprochen, und wir schlagen vor, Mr. Nolte kurzfristig zum Schutz
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