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Nebenwirkungen (German Edition)

Nebenwirkungen (German Edition)

Titel: Nebenwirkungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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Ihrer Leute nach Botswana zu senden. Sie haben ihn seinerzeit in Köln kurz kennen gelernt.«
    Heike hatte nichts gegen ein solches Arrangement. Ihre Leute würden sich so jedenfalls sicherer fühlen. Sie war zufrieden. Für die heutige Telefonkonferenz mit ihrem Team hatte sie zwei sehr gute Neuigkeiten: einerseits bessere Sicherheit durch den Spezialisten von BiosynQ und den kritischen Reporter Kyle, andererseits konnte sie die unmittelbar bevorstehende Lieferung verbesserten Genmaterials ankündigen. In letzter Zeit hatte sie nur noch gute Tage, beängstigend.
    Der Anruf aus der Konzernzentrale auf Nils Satellitentelefon war kurz: »Go.«
Botswana
     
    Paul beobachtete den Jungen und seinen kleinen Gefährten schmunzelnd aus dem Augenwinkel, während sie auf der staubigen, holprigen Naturstraße nach Sikwane fuhren. Es war schwer zu sagen, wer sich mehr über das Wiedersehen nach Nyacks Spitalaufenthalt freute, er oder der kleine Tau. Die beiden schienen jetzt noch unzertrennlicher zu sein. Sie waren auf dem Weg nach Gaborone, zum Flughafen, um die Präparate aus Heidelberg mit den verbesserten synthetischen Genen abzuholen. Sie kamen nur langsam voran und nach einer Biegung musste Paul seinen Jeep vollends anhalten. Eine große Gruppe von Pavianen versperrte den Weg. Es mussten über zwanzig Tiere sein. Sie machten keine Anstalten, die Straße freizugeben, denn es war ein aggressiver Kampf im Gang. Zwei Männchen gingen mit tiefem Knurren und lautem Kreischen aufeinander los. In respektvollem Abstand verfolgte der Rest der Gruppe, die Weibchen und Jungen, das Duell der scharfen Eckzähne. Keines der Tiere ließ sich von Pauls Gefährt beeindrucken. Nyacks kleiner Affe jedoch sprang aufgeregt auf den Hintersitz und war beim nächsten lauten Schrei der Paviane durchs offene Fenster in die Büsche verschwunden.
    »Tau!«, rief der Junge erschrocken, und bevor Paul ihn daran hindern konnte, hatte auch er sich in die Büsche geschlagen.
    »Verflucht!«, schimpfte Paul und zog die Tür rasch wieder zu. Seine Gedanken rasten. Was sollte er tun? Aggressive Paviane konnten Menschen ernsthafte Verletzungen zufügen, und mit einer großen Gruppe in gereizter Stimmung war schon gar nicht zu spaßen. Zu seinem Entsetzen sah er, wie einige der Tiere sich von der Gruppe trennten und offensichtlich Nyacks Verfolgung aufnahmen. Er hatte keine Wahl, musste den Jungen holen, auch auf die Gefahr hin, dass die ganze Sippe auf sie aufmerksam wurde. Es blieb nichts anderes übrig, als die Verfolger wenn nötig mit der Flinte zu vertreiben. Er riss das Gewehr aus der Halterung, kontrollierte die Ladung und öffnete die Wagentür. Kaum hatte sein Fuß den Boden berührt, sah er, wie Nyacks Verfolger kehrt machten und sich eilends wieder zur Gruppe gesellten, dann trat der Junge mit Tau in den Armen seelenruhig und mit breitem Grinsen im Gesicht aus den Büschen. Ungläubig beobachtete Paul die Szene, bis er begriff, weshalb sich die Affen zurückgezogen hatten, denn hinter Nyack teilte sich das Laubwerk und der kolossale Kopf eines ausgewachsenen Elefantenbullen mit mächtigen Stosszähnen erschien zwischen den Blättern. Gemächlich trampelte das prächtige Tier auf die Straße und näherte sich neugierig dem Jeep, in dem der Junge mit seinem Gefährten wieder Platz genommen hatte, als wäre nichts geschehen. Es war offensichtlich nicht seine erste Begegnung mit einem solchen Koloss.
    »Guter Elefant«, meinte er. »Nicht erschrecken, dann nur neugierig. Verschwindet bald wieder.« Tatsächlich wandte sich der Bulle kurz darauf wieder den saftigen Blättern der Büsche zu, nachdem er den Jeep eingehend beschnuppert hatte.
    »Das hast du großartig gemacht«, sagte Paul bewundernd und klopfte ihm auf die Schultern. »Hast du denn keine Angst gehabt vor den Pavianen?«
    »Nein, Kampf von Chef ist wichtiger als Nyack und Tau, nur drei Kinder wollen wissen, was Nyack macht.« Paul schmunzelte und nickte anerkennend.
    »Du bist ein guter Beobachter, Nyack.«
    »Nyack Wissenschaftler, Forscher wie Paul und Katie«, antwortete der Junge stolz und Tau nickte heftig, als hätte er die Unterhaltung verstanden. Inzwischen war die Straße vor ihnen wieder frei. Das unterlegene Pavianmännchen hatte sich davon gemacht und die Gruppe war zufrieden weiter gezogen. Paul schaute auf die Uhr. Sie mussten sich beeilen, sonst würden sie zu spät am Flughafen eintreffen. Er wusste, dass der Service außerhalb der Bürozeiten sehr teuer werden konnte.

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