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Nebenwirkungen (German Edition)

Nebenwirkungen (German Edition)

Titel: Nebenwirkungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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verdeckt war, und er legte sein Ohr an eine Stelle des Glases, wo ihn Nils unmöglich sehen konnte. Das Murmeln wurde sofort deutlicher. Er verstand noch immer nicht alles, nur einzelne Worte, die auch im Zusammenhang nicht viel Sinn ergaben.
     
    El - 100 - clean - truppe - perfekt - advisor - russenburg - operation - entlassen.
     
    Kyle zog sich enttäuscht zurück. Vielleicht konnte sich Robert einen Reim auf diese Stichworte machen. Zurück im Haus winkte er ihn zu sich. Er wollte die Sache ungestört draußen besprechen.
    »El - 100 bedeutet mit Sicherheit L100. Das ist die Bezeichnung, die Marchand für das nun zerstörte Dorf benutzt hat. Letal 100; 100% tödlich. Die Bezeichnung könnte nicht treffender sein.«
    »Jetzt wird einiges klarer. Clean - truppe - perfekt. Die Truppe hat perfekte Arbeit geleistet, als sie das Dorf säuberte.« Kyle war überzeugt von seiner Interpretation. »Operation und entlassen passen ebenfalls in dieses Schema. Nach erfolgreicher Operation ist die Truppe entlassen worden. Macht Sinn, oder?«
    »Sicher«, antwortete Robert abwesend. Seine Gedanken drehten sich um den unverständlichen Begriff ›russenburg‹. Was sollten Russen mit dieser ganzen Geschichte zu tun haben? Das ergab keinen Sinn. Burg hingegen deutete wohl auf eine Stadt hin. Es gab vor allem in Südafrika viele Orte mit der Endsilbe Burg. »Russenburg scheint ein Ortsname zu sein«, sagte er. »Ich kenne allerdings keinen Ort, der so heißt hier in der Gegend. Vielleicht Südafrika.«
    »Südafrika? Das sollten wir leicht finden auf der Karte«, antwortete Kyle. Er musste ans Netz, um seine Geheimwaffe einzusetzen. Diese Art von Recherche war genau das Richtige für den guten Bastien in London. Nach kurzem Kartenstudium im Haus wusste Robert, was mit russenburg gemeint war. Er zeigte auf einen Ort nahe bei Pretoria in Südafrika, eine Stadt namens Rustenburg. Kein Zweifel, das musste es sein.
    »Genial«, rief Kyle erfreut. »Fehlt nur noch der Advisor. Das kann allerdings sehr viel oder gar nichts heißen.« Er fasste ihre bisherigen Erkenntnisse in einer Mail zusammen und sandte sie an seine Redaktion. »Mal sehen, was unser Computergenie daraus macht«, schmunzelte er. Bastien hatte ihn schon öfter verblüfft mit seiner Kombinationsgabe und der unwahrscheinlichen Fingerfertigkeit bei Online-Recherchen. Als Nils den Raum betrat, hatte er seine Terminalsession längst beendet und war in ein unverfängliches Gespräch mit Paul und Katie vertieft.
    Spät an diesem Abend, als er allein im Wohnzimmer saß, loggte er sich nochmals ins Netz ein und rief die neuste Mail ab. Bastien hatte schon geantwortet. Gespannt öffnete er die Meldung, und was er las, ließ ihn erschauern.
     
    Kyle,
    wenn man die Stichworte, die du wohl nur undeutlich gehört hast, leicht verändert, scheint alles ziemlich gut zusammenzupassen. Am meisten Mühe hat mir das Wort advisor gemacht. Ich habe das Netz nach visor, söldner und Rustenburg durchsucht und folgendes festgestellt.
    Es gibt eine Firma SandVisor Corporation mit Hauptsitz in Rustenburg, Südafrika. Die Firma ist offiziell im Facility Management tätig und beschäftigt sich mit dem Betrieb von Gebäuden und Anlagen, inklusive aller Sicherheitsaspekte. In Wirklichkeit scheint jedoch die Schutz- und Bewachungsorganisation innerhalb von SandVisor eine berüchtigte Söldnertruppe zu sein. Jedenfalls habe ich einige Hinweise auf unaufgeklärte Skandale gefunden, in deren Zusammenhang der Name der Firma aufgetaucht ist, wie du im Anhang siehst. Die genaue Adresse und die übrigen Details zu SandVisor findest du ebenfalls in der Beilage.
    Hoffe, du kannst was damit anfangen.
    Gruß
    Bastien
    P.S. Grüße von Sam. Sie kann es kaum erwarten, deinen Bericht auf dem Tisch zu haben.
     
    »Darauf kannst du wetten«, murmelte Kyle erregt und druckte die Meldung und ihre Beilagen aus. Der Junior hatte wieder einmal zugeschlagen. Manchmal kam sich Kyle alt vor, wenn er die Virtuosität sah, mit der Bastien mit den elektronischen Medien umging. Die gesammelten Informationen ergaben nun ein durchaus plausibles Gesamtbild. Alles deutete darauf hin, dass Nils, und damit natürlich BiosynQ, diese dubiose Söldnertruppe von SandVisor angeheuert hatte, um die Spuren ihrer früheren Tätigkeit gründlich zu beseitigen. Clean war das passende Wort. Fragte sich nur, wie das zu beweisen war. Kyle überlegte lange, doch es half nichts. Er sah nur einen Weg, um vielleicht an einen Beweis zu kommen.

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