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Nebra

Nebra

Titel: Nebra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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trennte sie davon, den größten archäologischen Diebstahl der letzten Jahre zu begehen.
     
     
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    Ida Benrath trank den letzten Tropfen aus ihrer Kaffeetasse, bündelte ihre Unterlagen und steckte sie in ihre Aktenmappe, dann stand sie auf. Sie verließ ihr Büro, ging vorbei am Getränkeautomaten und an der großen Yuccapalme, durch den gläsernen Gang und hinein ins Besprechungszimmer. Der Raum war erfüllt von Stimmengewirr, dem Rücken von Stühlen und dem Rascheln von Papier. Wie es aussah, waren die meisten bereits anwesend. Nur Steffen Werner und Gaspar Kaminski, der Leiter der Spurensicherung, fehlten noch. Steffen kam kurz nach ihr, und auch Kaminski betrat wenige Minuten später den Raum, das Gesicht in ernste Falten gelegt. Da er der Letzte war, schloss er die Tür hinter sich. Ida blickte sich um, zählte im Geiste die Anwesenden und nickte dann zufrieden. Mit einem Griff holte sie ihre Unterlagen heraus und ließ sie mit einem Klatschen auf den Tisch fallen. Die Gespräche erstarben, als alle ihr den Kopf zuwandten.
    »Wie es scheint, sind wir vollzählig«, sagte sie, die Stille ausnutzend. »Dann möchte ich Sie herzlich begrüßen und Sie bitten, Platz zu nehmen.«
    Sie wartete einen Augenblick, bis das Herumrücken der Stühle abgeklungen war, dann sagte sie: »Meine Damen und Herren, Sie alle wissen, warum Sie hier sind. Ich habe Sie zu dieser außerordentlichen Sitzung gebeten, damit sich alle mit den Fakten vertraut machen und sich auf den gleichen Kenntnisstand bringen können. Über den Tathergang in beiden Fällen wurden Sie bereits informiert. Die Einzelheiten finden Sie in den Dossiers auf Ihrem Tisch. Wir können uns die Zusammenfassung also sparen und direkt zu den Auswertungen der verschiedenen Laboruntersuchungen kommen. Ich würde vorschlagen, wir beginnen mit der gerichtsmedizinischen Untersuchung. Gaspar?«
    »Ich habe hier den Bericht des biochemischen Instituts vorliegen.« Kaminski sprach mit leiser Stimme. »Wie die meisten von Ihnen ja schon wissen, haben wir in beiden Fällen aussagekräftiges DNA-Material gefunden. Das Labor kommt zu dem eindeutigen Ergebnis, dass die organischen Rückstände sowohl auf der Achtermannshöhe als auch im Archäologischen Museum Halle von denselben Personen stammen. Ich sage bewusst Personen, denn es handelt sich eindeutig um die Ausscheidungen von Menschen.« Er richtete seine blassblauen Augen in die Runde. »Wir dürfen also getrost von der Vorstellung ausgehen, dass sich unter den Wolfsfellen Menschen verbergen, auch wenn sie in höchstem Maße gefährlich sind. Ich komme gleich darauf zu sprechen. Was Ihnen neu sein dürfte, ist die Erkenntnis, dass die Ausscheidungen, die wir in beiden Fällen an Boden und Wänden der Gebäude gefunden haben, eine hohe Konzentration des anabolen Steroids Metandienon aufweisen.«
    »Was bedeutet das?«, fragte Ida.
    »Metandienon ist ein Derivat des Sexualhormons Testosteron«, erläuterte Kaminski. »Es ermöglicht eine enorme kurzzeitige Leistungssteigerung.«
    »Gibt es Hinweise darauf, wie das Steroid in den Körper der Täter gelangt ist?«, fragte Ida.
    »Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Normalerweise über spezielle Hormonpräparate. Da diese Medikamente aber nicht frei im Handel erhältlich sind und im Hinblick auf das psychologische Profil der Täter, tippe ich auf eine natürliche Quelle. Es könnten Pilze dafür in Frage kommen. Pilze, wie zum Beispiel der Agaricus Blazei Murrill, ein sogenannter Vitalpilz. Er stammt eigentlich aus dem brasilianischen Regenwald, kommt aber auch in unseren Breiten vor.« Kaminski strich sich das dünne Haar hinter die Ohren. »Überhaupt scheinen Pilze in diesem Fall eine besondere Rolle zu spielen. Wir fanden auch große Mengen von Psilocybe azurescens, einem sogenannten Zauberpilz.« »Zauberpilz?« Ida runzelte die Stirn.
    »Eine psychoaktive Pilzart, deren Wirkungskraft auf einer Kombination der Indolalkaloide Psilocin und Psilobecyn beruht. Sie führt zu Halluzinationen und Visionen ähnlich denen bei Einnahme von LSD. Die Ausscheidungen waren regel-recht damit gesättigt.«
    »Was würden Sie über den Zustand der Täter nach Einnahme dieser Substanzen sagen?«
    Kaminski blickte ernst. »Ich würde sagen, dass wir es hier kaum noch mit Menschen zu tun haben. Vielmehr stehen wir ausgesprochen gefährlichen Bestien gegenüber. Die erwähnten Substanzen sind hochgradig gefährlich und lösen häufig paranoide Schizophrenie aus.«
    »Menschen also«,

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