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Nebra

Nebra

Titel: Nebra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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kreisrunde Ding da oben konnte nur eine Himmelsscheibe sein. Sie zoomte näher heran. Kein Zweifel, hier war eine Abbildung der Himmelsscheibe zu sehen. Soweit ihr bekannt war, gab es nirgendwo Darstellungen, aus denen sich Verwendung und Zweck des bronzezeitlichen Mysteriums ablesen ließen. Genau dieser Umstand machte die Erforschung ja so verdammt schwierig. Wenn diese Aufnahme wirklich kein Fake war, wäre dies die erste und einzige Darstellung der Himmelsscheibe weltweit.
    Hannah konnte ihre Bewunderung nicht verhehlen. John schaffte es doch immer wieder, sie zu überraschen. Woher er dieses Foto hatte, war ihr ein Rätsel. Hannah lehnte sich zurück. Sie spürte, dass hier etwas nicht stimmte. Zwei so wichtige Entdeckungen innerhalb eines so kurzen Zeitraums? Unmöglich. Woher sollte er diese Informationen haben? Und warum gab er sie so bereitwillig preis? Es schien fast, als wollte er Schnitzeljagd mit ihr spielen. Sie überflog den Text.
    »Liebe Hannah, ich schreibe dir diese Zeilen in aller Eile, weil ich glaube, in Sachen Himmelsscheibe auf eine heiße Spur gestoßen zu sein. Sicher wirst du mein Verhalten als aufdringlich empfinden, aber mich hat dein Problem so gefangengenommen, dass ich nicht anders konnte, als meinem Chef, dem Kunstsammler Norman Stromberg, davon zu erzählen. Sei unbesorgt. Obwohl ich weiß, wie gern er die Scheibe in seinem Besitz sähe, so bin ich mir sicher, dass du von ihm nichts zu befürchten hast. Stromberg reizen nur ungelüftete Geheimnisse, und die Eigentumsverhältnisse an dem Objekt sind hinreichend geklärt. Trotzdem weiß er über den Stand deiner Forschungen bestens Bescheid. Es mag dich überraschen, aber er weiß auch, an welchem Punkt du dich gerade befindest. Und deine Schwierigkeiten sind ihm durchaus bewusst. Auf mein Drängen hin hat er sich entschlossen, dir ein wenig Hilfestellung zu geben. Er gab mir eine Fotografie und eine Adresse. Beides findest du in dieser Mail. Ich finde, du solltest dich mit dem Mann in Verbindung setzen. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen. Ich weiß, dass ich mich eigentlich nicht einmischen soll, aber mir scheint, dass wir da auf eine ganz heiße Sache gestoßen sind. Wenn du meinen Vorschlag annehmen könntest, würde mich das sehr freuen. Ich stehe dir jederzeit zur Verfügung.
    Alles Liebe, dein John.«
    Hannah geriet ins Grübeln. Sie war nun endgültig davon überzeugt, dass etwas nicht stimmte. Der Name Stromberg ließ bei ihr sämtliche Alarmglocken läuten. Jemand wie er würde solche Informationen nicht ohne guten Grund herausgeben. Vielleicht war es tatsächlich nicht seine Absicht, sich die Scheibe unter den Nagel zu reißen, aber dass er etwas beabsichtigte, stand außer Zweifel. Hannah überlegte hin und her, kam aber zu keinem Ergebnis. Dieser Versuch, sich in ihre Forschung zu drängeln, war einfach nur plump. Andererseits schienen John und Stromberg über einige wirklich interessante Informationen zu verfügen.
    Sie hatte keine Wahl. Solange sie mit ihrer Forschung nicht weiterkam, so lange konnte sie das Spiel der beiden mitspielen. Schließlich hatte sie nichts zu verlieren. Sie scrollte zu der Adresse am Ende der Mail.
    William McClune, John o'Groats, Scotland.
    Sie schüttelte den Kopf. Was hatten Stromberg und McClune miteinander zu schaffen? Und wo in Gottes Namen lag John o'Groats? Ein schneller Tastendruck, und sie befand sich auf der Oberfläche von Google Earth.
    John o'Groats befand sich am nordöstlichsten Zipfel Schottlands, an seiner windumtosten Küste, nur einen Steinwurf von den Orkney-Inseln entfernt. Eine karge Gegend am Ende der Welt. Warum nur zog es diese exzentrischen Sammler immer an solch entlegene Orte? Da John keine Telefonnummer oder gar E-Mail-Adresse angegeben hatte, war wohl davon auszugehen, dass beides nicht vorhanden war. Wollte Hannah also etwas über diesen mysteriösen Stein herausfinden, so musste sie sich wohl oder übel nach Schottland begeben. Eine Reise mit ungewissem Ausgang. Würde dieser William McClune sein Geheimnis mit ihr teilen? Würde er sie überhaupt empfangen? Hannah wusste aus eigener Erfahrung, wie paranoid sich manche Sammler in Bezug auf ihre Errungenschaften verhielten. Und dann waren da natürlich die Kosten. Vor dem Hintergrund der letzten Reise war es höchst fraglich, ob Feldmann ihr eine weitere Fahrt finanzieren würde. Aber selbst wenn er sich weigerte, die Angelegenheit hatte oberste Priorität. Einen Tipp wie diesen, gegeben von Norman Stromberg, einem

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