Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")

überrascht auf.
    »Sehr interessant. Warum ist das so verwunderlich?«
    »Die Periode des Neutronensterns weicht um 0,0054 µs von meinen Referenztabellen ab. Er rotiert einen Tick zu schnell.«
    Maya Ivanova schüttelte den Kopf. »Wie sollen wir das verstehen? Handelt es sich vielleicht um einen Messfehler? Die Abweichung erscheint mir nicht sehr groß zu sein. Ist das überhaupt von Bedeutung?«
    »Es ist sehr bedeutend«, beharrte Nautilus und manifestierte ein holografisches Display, welches den gesamten Raumsektor des Krebsnebels darstellte, in ein Raster gliederte und die Zyklen des Neutronensterns abbildete.
    »Pulsare sind extrem stabile Objekte, wenigstens für die Zeit ihrer Lebensdauer. Da der Drehimpuls auch bei Pulsaren dem Erhaltungsgesetz unterliegt, gibt es nur eine Erklärung für das Phänomen ...«
    »Der Stern muss geschrumpft sein!«, schoss es aus Lai Pi heraus. »Aber wie ist das möglich? Der Pulsar ist noch jung und befindet sich in einem stabilen Gleichgewicht.«
    »Bei einem Neutronenstern wirkt dem weiteren Gravitationskollaps nur seine hohe Dichte entgegen«, rekapitulierte Herimos sein Wissen über diese besonderen Stellarobjekte. »Atomstrukturen wurden durch die hohe Massenanziehung zerstört, Elektronen und Protonen zu Neutronen zerquetscht. Die einzige Atmosphäre dieser schnell rotierenden Sternenleiche ist dünnes Elektronengas.«
    »Meine Analyse ergibt als Grund für die Abweichung eine lokale Veränderung der Gravitationskonstante«, meldete die KI.
    »Wie kann sich eine kosmische Konstante ändern?«, fragte Maya Ivanova verwirrt und blickte in die Runde.
    Arkroids Gesicht wirkte versteinert.
    »Dies kann nur eins bedeuten. Die Parasitengalaxis ist auf dem Weg. Diese Effekte ähneln den Dimensionsüberlappungen in Scutum-Crux. Erinnert euch an die Anomalien, denen wir begegnet sind, auch dort wurden die Naturgesetze auf den Kopf gestellt. Es sieht jetzt wirklich so aus, als wenn die Phänomene, die in Scutum-Crux vorherrschen, die ganze Galaxis erfassen würden.
    »Es wird ernst«, stimmte auch Tranos ein.
    »Was habt ihr erwartet? Es sind nur noch wenige Stunden bis zur Großen Erschütterung, dem Ereignis, vor dem uns die Genoranten so eindringlich gewarnt haben«, kommentierte Kuster~Laap mit flatternden Ohren. Seine blaue Hautfarbe war sichtlich abgedunkelt, ein Zeichen seiner Erregung. »Nood und Naad sind der Auffassung, dass man die Sternenballung der Parasitengalaxis bereits mit tachyonischen Rasterteleskopen erkennen muss. Dies wird die überall ausbrechende Panik noch verstärken. Ich stelle mir vor, was sich in diesem Moment auf den Welten von Scutum-Crux abspielt.«
    »Ich möchte es mir lieber nicht vorstellen«, antwortete Maya Ivanova bedrückt. »Zwar verfügen wir nicht über derartige Teleskope, aber die Auswirkungen der Raum-Zeit-Erschütterung wurden bestimmt bereits bemerkt.
    »Ich habe den Vorschlag des Chiropters aufgegriffen und ein tachyonisches Teleskop ausgebildet«, erklärte die KI. »Die Parasitengalaxis ist jetzt erkennbar.«
    »Zeige sie uns!«, forderte Arkroid mit fester Stimme und blickte in die Richtung, in der er die holografische Darstellung erwartete. »Ich will sehen, wie sie aussieht!«
    Als das Hologramm sich aufbaute, hielten alle den Atem an.
    »Bei den Sumpfgeistern von Pleunat!«, rief Paafnas erschrocken aus. »Seht nur! Sie manifestiert bereits!«
    Arkroid kniff die Augen zusammen. »Momentan ist sie nur ein milchiger Fleck, der sich über einen Spiralarm unserer Milchstraße gelegt hat. Sie sieht aus wie feiner Nebel, der Scutum-Crux eingeschlossen hat.«
    Das wird sich schon bald ändern
, erklang die mentale und nüchterne Antwort der KI.
Dieses Bild nimmt mit jeder Sekunde an Kontrast zu. Die Wahrnehmung ist vergleichbar mit der unscharfen Einstellung einer Kamera, die soeben Schritt für Schritt korrigiert wird. Um bei diesem Gleichnis zu bleiben: Sobald sich die Parasitengalaxis scharf abbildet, hat sie unser Raum-Zeit-Kontinuum erreicht. Der Prozess kann nicht mehr aufgehalten werden.
    Arkroid biss trotzig die Zähne aufeinander und dachte:
Was soll das heißen? Gibst Du etwa auf? Du meinst, wir haben bereits verloren?
    Die Gedanken der KI wirkten auf Arkroid seltsam ruhig und abgeklärt.
Der kurze Aufenthalt in der Nähe des galaktischen Zentrums hat etwas in mir ausgelöst. Ich sehe die Dinge nun mit anderen Augen.
    Diese kosmische Melodie! Ich kann mich erinnern, sie gehört zu haben. Für mich waren es nur
sphärische