Necromancer - The Death of the Necromancer
versprochen.«
Nicholas seufzte innerlich. »Danke, Arisilde.« Es hatte keinen Zweck, auf ihn einzureden. Entweder tat Arisilde, was er gesagt hatte, oder nicht. Nicholas hatte noch weitere Proben aufbewahrt, um sie anderen Magiern mit geringeren, aber zuverlässigeren Fähigkeiten vorzulegen. Trotzdem hatte er gehofft, dass sich Arisilde dazu äußern würde. Nun zögerte er, unsicher, ob er das Gold überhaupt zur Sprache bringen sollte. Das war für Edouard, Ari. Wenigstens daran hättest du dich erinnern können. Schließlich war er auch für dich wie ein Vater. »Erinnerst du dich, worüber wir heute reden wollten, Ari? Ich hab das Gold mit
dem kaiserlichen Stempel von Bisra, und die gefälschten Dokumente sind auch endlich fertig. Weißt du noch, dass du mir helfen wolltest, das Gold und die Unterlagen in Count Montesqs Haus zu schmuggeln?«
»Montesq.« Arisildes Augen verdunkelten sich. Seine Stimme klang mit einem Mal völlig anders. »Ich erinnere mich an ihn.«
Gespannt beobachtete Nicholas den Magier. Wenn die Vernichtung von Count Monesq - dem Mann, der Edouard Viller auf dem Gewissen hatte - Ari aus seiner Benommenheit reißen konnte, dann lohnte sich die Anstrengung doppelt. »Ja, Montesq. Erinnerst du dich an den Plan, den wir besprochen haben?«
»Ach das. Ja, daran habe ich gearbeitet. Das Herrenhaus wird von ziemlich mächtigen Hütern geschützt. Das hab ich ja schon vor Jahren rausgefunden, als ich es niederbrennen wollte. Da muss man ganz vorsichtig sein - bloß keine Spuren hinterlassen, wenn man kommt und geht. Das meinst du doch, oder? Wir bringen das Gold aus Bisra und die Dokumente rein, dann informieren wir die Präfektur, und Montesq wird wegen Hochverrats hingerichtet.« Arisilde wirkte erfreut. Das gefährliche Leuchten in seinen Augen war verschwunden, und seine Stimme hörte sich wieder normal an.
Nicholas allerdings empfand diesen Wandel nicht unbedingt als Fortschritt. »Ja, das habe ich gemeint, wenigstens so ungefähr.« Er wandte sich hilfesuchend an Made line, doch Arisilde unterbrach ihn: »Wo wir gerade davon reden: Befasst du dich eigentlich mit diesen Umtrieben?«
»Was für Umtriebe?«
»Du weißt schon, alle reden doch davon.« Der Zauberer machte eine müde, nicht unbedingt hilfreiche Handbewegung.
Zum Glück verstand der Diener die Geste, nahm eine zusammengelegte Zeitung von einem Stapel, und reichte sie Nicholas. »Ja, genau, es steht auf der ersten Seite«, erklärte Arisilde.
Es war die Review of the Day , neben dem Court Record und dem Lodun Literary Comment die einzige Tageszeitung, die gelegentlich mehr bot als populistisches Gewäsch. Der Artikel, der fast die gesamte Titelseite beanspruchte, trug die Überschrift: »Seltsamer Vorfall am Octagon Court«.
Es ging um eine junge Frau namens Jeal Meule, die offenbar auf dem Heimweg von ihrer Arbeit bei einem Schneider verschwunden war. Das Seltsamste an dem »seltsamen Vorfall« war, dass sie zweimal verschwunden war. Nachdem sie nicht nach Hause gekommen war, hatte es die Mutter vor Sorge nicht mehr ausgehalten und im Lauf des Abends nach ihr gesucht und bei den Nachbarn herumgefragt. Doch mehrere Kinder und alte Leute, die untertags am Octagon Court waren, berichteten, dass sie am nächsten Nachmittag mit Jeal gesprochen hatten. Nach ihren An - gaben schien das Mädchen an schrecklichen Angstzuständen zu leiden und ließ sich nicht dazu überreden, nach Hause zu gehen. Einige hatten Jeal noch zusammen mit einer alten Frau beobachtet, die sie nicht näher beschreiben konnten. Danach verschwand das Mädchen endgültig. Das Kleid, das sie getragen hatte, war in einem Parkabschnitt gefunden worden, der sich zwischen dem Westteil der alten Stadtmauer und der Gasfabrik erstreckte. Und was das bedeutet, weiß jeder , dachte Nicholas grimmig. Die Familie konnte nur noch darauf hoffen, dass die Leiche in der Schleuse hängenblieb und entdeckt wurde, bevor sie aus der Stadt gespült wurde.
Der Journalist hatte sich bemüht, das traurige Ereignis mit dem Verschwinden dreier Kinder aus der Selse Street in Verbindung zu bringen, einer ärmeren Gegend auf der entgegengesetzten Seite der Stadt. Auch diese Kinder waren mit einer alten Frau gesehen worden, die ganz ähnlich beschrieben wurde, ehe sie spurlos verschwanden.
Madeline hatte über Nicholas’ Schulter mitgelesen. »Das ist furchtbar, aber eigentlich nichts Ungewöhnliches, Arisilde. Wenn der Mann sich weiter in der Stadt rumtreibt, werden sie ihn bald zur
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