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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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Algretto bei allen Gesellschaftsschichten zu einem gefragten Gast.
    Aber nach einer Weile war Nicholas aufgefallen, dass ihnen aus Montesqs Gruppe großes Interesse entgegengebracht wurde. Das konnte auf Madelines Gegenwart zurückzuführen sein, die als gefeierte Schauspielerin häufig Blicke auf sich zog. Oder auch auf Reynard, der ebenfalls manchmal Aufsehen erregte.
    »Wir werden beobachtet«, hatte Reynard lässig bemerkt. »Aus purem Neid, das ist klar.« Er ließ nicht das geringste Unbehagen erkennen. Reynard liebte Herausforderungen.
    Lachend hob Madeline ihr Glas, als hätte er eine besonders witzige und bissige Bemerkung über die Leute gemacht, von denen sie beobachtet wurden. »Meine Güte«, flüsterte sie, »ich fürchte, ich habe Schuldgefühle. Bestimmt weiß er alles.«
    Ihre Worte galten Montesq, der die Opalknöpfe an seinen Manschetten zurechtzupfte, während er sich vorgebeugt an
eine Frau aus seinem Gefolge wandte. Genau an diesem Tag hatte Nicholas die letzten Baupläne von Montesqs Herrenhaus erhalten, die er benötigte, um ihm das belastende bisranische Gold der Duchess of Mondollot unterzuschieben. »Schuldgefühle?« Auch er hob nun sein Glas.
    »Nicht unbedingt Schuldgefühle. Eher Angstgefühle vielleicht.« Kokett fasste sie sich an den Kopfschmuck und fügte praktisch ohne Lippenbewegung hinzu: »Er kommt zu uns rüber.«
    Aus dem Augenwinkel hatte Nicholas wahrgenommen, wie sich Montesq bei seiner Gesellschaft entschuldigte und aufstand. »Er weiß von nichts.«
    »Und die neben ihm ist Enora Ragele«, erklärte Made line wieder in lauterem Ton. »Die Frau ist wirklich eine Hure.«
    »Aber Made line, du klingst ja wie eine Schauspielerin«, erwiderte Reynard mit leisem Tadel.
    Dieser Dialog war nur für Montesqs Ohren bestimmt. Reynards Worte waren kaum verklungen, da hatte der Count schon ihren Tisch erreicht. Nicholas stand auf, um ihm die Hand zu schütteln.
    »Lange her, dass wir uns zuletzt begegnet sind, Valiarde. Ich dachte, Sie hätten das Land verlassen.« Montesq wirkte wie der Inbegriff eines Adeligen aus Ile-Rien: vom nüchternen Schnitt seines Fracks über den tadellosen Sitz seiner Pomadenfrisur bis hin zum kurzgeschorenen Bart. Sein Lächeln drang nicht zu den glanzlosen, schwarzen Augen vor.
    »Ich bewege mich nicht viel in der Gesellschaft, Mylord.« Nicholas wandte sich zur Seite, um Madeline und Reynard vorzustellen. Der schmerzhafte Stich, den er spürte, als Montesq Madeline einen formellen Handkuss gab, überraschte ihn. Doch er wurde entschädigt, als er beobachtete, wie der
Count angestrengt vorschützen musste, noch nie von Reynard Morane gehört zu haben. Wahrscheinlich hat er sowieso keinen Überblick mehr über die Menschen, die er von seinen Handlangern hat umbringen lassen, weil es schon so viele sind.
    Nach der Vorstellung wandte sich Montesq wieder an Nicholas. »Edouard Viller war ein großer Verlust für die Philosophie, Valiarde. Lodun trauert bestimmt noch immer um ihn.«
    »Wir alle trauern noch um ihn«, erwiderte Nicholas ruhig. Er empfand es beinahe als amüsant, dass ihm der Mörder seines Pflegevaters - wenngleich mit großer Verspätung - sein Beileid aussprach. Die Tatsache, dass Montesq diese grotesken Späße noch nicht leid war, war ein Zeichen von Schwäche. Das Lachen wird ihm schon noch vergehen.
    Montesqs Gesicht verriet nichts. »Sind Sie immer noch Kunstimporteur?«
    »Ja, so ist es.« Nicholas setzte eine Miene höflichen Interesses auf. Montesq wollte ihn vielleicht aushorchen, wenn er auch nicht wusste, wonach.
    »Also wirklich, und ich war immer der Meinung, dass die vornehmen Kreise meine Gesellschaft für skandalös halten.« Der Dichter Algretto war hinter Montesq getreten. Er wirkte, als hätte er sich gerade aus dem Bett gewälzt: die Kleider zerknittert, die Krawatte lose um den Hals, die blonden Locken zerzaust. Diesen Eindruck hatte der Dichter jedes Mal erweckt, wenn Nicholas ihm begegnet war, daher vermutete er, dass es sich um ein bewusst inszeniertes Erscheinungsbild handelte. »Passen Sie auf, Mylord, irgendwo ist eine Grenze.«
    Nicholas hatte Mühe, seine Erheiterung zu verbergen. Es
konnte kein Zweifel bestehen, worauf Algretto anspielte. Doch als Versuch, seinem Gönner zu schmeicheln, ging der Schuss nach hinten los. Während der Vorgänge, die Reynard die Verachtung der vornehmen Gesellschaft eingetragen hatte, wäre um ein Haar auch Montesqs Verbindung zu dem erpresserischen Anwalt ans Licht gekommen. Und

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