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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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eine Wandschnitzerei in einem Tempel seiner Heimat, doch jetzt wirkte er auf einmal alt. Die dunkle Gesichtshaut war erschlafft, und ein Netz von Falten spannte graue Linien darüber. In seinen Augen lag ein gequälter Ausdruck.
    »Was ist passiert?«
    Isham winkte ihn mit einer Geste herein und wandte sich zurück in den schmalen Flur. Nicholas drängte sich an ihm vorbei. In der Tür zum Schlafzimmer blieb er wie angewurzelt stehen.
    In dem niedrigen Raum roch es nach einer bizarren Mischung
von Weihrauchdüften. Die winzige Kommode und der Schrank waren mit Büchern und Papieren vollgestopft, der Teppich war mit Staub bedeckt und das breite Bett zerwühlt. Auf dem Bett lag Arisilde, eine buntgemusterte Decke bis zur Brust gezogen. Er sah beinahe so aus wie letzte Nacht, als Nicholas ihn verlassen hatte. Nur dass Arisilde nicht atmete.
    Nicholas stürzte zum Bett. Er berührte Arisildes über der Decke gefalteten Hände. Die Haut war noch warm. Aus der Nähe erkannte er, dass Arisildes Atem nicht völlig ausgesetzt hatte. Langsam und flach hob sich seine Brust.
    »Ich fürchte, er wird bald sterben.« Große Bitterkeit sprach aus der Feststellung, die Isham in akzentfreiem Rienisch ausgesprochen hatte. Nicholas fiel auf, dass er bis heute noch nie ein Wort aus dem Mund des Dieners vernommen hatte. »Das Rauschgift hat das Herz geschwächt. Ich glaube, nur noch seine große Macht hält ihn am Leben.«
    »Wann ist das passiert?«, fragte Madeline von der Tür aus.
    Isham wandte sich zu ihr um. »Heute Morgen war ihm noch nichts anzumerken. Er ist ausgegangen, wohin, weiß ich nicht …«
    »Er war bei mir«, unterbrach ihn Nicholas. Er wunderte sich, wie normal seine Stimme klang. Er berührte Arisildes Gesicht, dann zog er automatisch die Augenlider hoch und tastete nach dem Puls am Handgelenk. In den letzten Jahren hatte er manchmal Arisildes Tod herbeigewünscht, weil er ihn als Erlösung von den Qualen betrachtete, die der Magier sich und allen anderen zufügte. Doch vorher in der Tür, als er den scheinbar leblosen Körper seines Freundes erblickte
… Vielleicht habe ich nicht Angst um Ari, sondern um mich selbst. Arisilde war die letzte Spur seines alten Lebens. Wenn er verschwand, verschwand auch Nicholas Valiarde, der einstige Gelehrte und einzige Sohn Edouard Villers. Dann war nur noch Donatien übrig. »Haben Sie schon nach einem Arzt gerufen?«
    »Ich habe den Mann, der die Tür bewacht, nach einem geschickt, aber er ist noch nicht zurück.« Isham breitete resigniert die Hände aus. »Es ist schon spät, da ist es bestimmt nicht leicht für ihn, heute noch jemanden zum Kommen zu bewegen. Ich wäre selbst gegangen, aber mir wäre es sicher noch schwerer gefallen.«
    Als parsicher Einwanderer hätte Isham von Glück sagen können, wenn ihm ein anständiger Arzt überhaupt die Tür geöffnet und mit ihm geredet hätte, vor allem zu dieser Stunde. Aber der Concierge kannte wahrscheinlich nur irgendwelche Quacksalber aus der näheren Umgebung. Da war sogar noch eine ehrliche Heckenhexe besser. Nicholas drehte sich um. »Reynard …«
    »Bin schon unterwegs.« Reynard eilte zur Tür. »Ganz in der Nähe wohnt ein Dr. Brile. Er ist zwar kein Zaubererheiler, aber er gehört dem Royal Physicians College an, und er schuldet mir einen Gefallen.«
    Als Reynard verschwunden war, senkte Nicholas wieder den Blick auf Arisilde. »War es das Rauschgift?« Seine Stimme war rau vor Heiserkeit.
    »Ich weiß es nicht.« Isham schüttelte den Kopf. »Als er vorhin nach Hause kam, wirkte er müde, aber nicht krank. Er hat sich mit seinen Forschungen beschäftigt, also bin ich weggegangen. Als ich zurückkehrte, sah ich, dass er auf dem Bett lag. Die Lampe war gelöscht.« Isham rieb sich
über den Nasenrücken. »Zuerst ist mir nichts aufgefallen. Ich dachte, er schläft. Dann habe ich gespürt, dass die Zauber, die Hüter und die kleinen Amulette, schwächer werden und erkalten. Ich habe die Lampe angezündet und gemerkt, was los ist.«
    Nicholas runzelte die Stirn. »Sie sind ebenfalls Zauberer? Ich hatte keine Ahnung …«
    »Nein, kein Zauberer. Ich bin ein ›Interlerari‹ - dafür gibt es im Rienischen kein richtiges Wort. Ich verfüge über eine gewisse Macht und studiere die Gaben jener, die mir an Macht überlegen sind, damit ich mein Wissen weitergeben kann. Ich lebe hier, um bei Arisilde zu lernen.« Isham blickte auf. »Ich habe ein Telegramm nach Coldcourt geschickt, aber man hat mir gesagt, dass es Ihnen erst

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