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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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gestört zu werden, ging es ihm durch den Kopf. Sie wollte ungestört sein, wenn sie mit ihm sprach.) Sie musste die Treppe regelrecht hinaufgerast sein, denn schon wenige Sekunden später meldete sie sich wieder:
    »Harry? Bist du’s wirklich?«, hauchte sie. Ihre Stimme – ihre Worte – waren wie Finger, die sanft durch seinen dahinschmelzenden Verstand strichen, hier einen Knopf drückten, dort einen Schalter umlegten und einen ganz anderen Harry heraufbeschworen. Ihr Akzent war verschwunden. »Komisch, aber du hast mir wirklich gefehlt, Harry ...«
    Seine Bedenken – sofern er überhaupt welche gehabt hatte – waren wie weggeblasen. Endlich fand er seine Stimme wieder. »Na ja, ich bin zurück. Fürs Erste jedenfalls. Und du meintest doch, ich solle mich melden ...« Ein schwacher, kläglicher Versuch auszudrücken, was ihn bewegte. Doch die Worte glitten ihm einfach über die Zunge, beinahe so, als stammten sie gar nicht von ihm.
    »Du bist aber ziemlich früh dran«, entgegnete B. J., ohne nachzudenken, denn es war noch eine ganze Woche bis Vollmond. Sofort erkannte sie ihren Fehler (warum stürzte sie dieser Mann nur so in Verwirrung? ) und setzte dazu an weiterzureden, irgendetwas hinzuzufügen, doch Harry kam ihr zuvor:
    »Ich weiß, was du meinst. Es scheint ein bisschen voreilig, nicht wahr? Nun, vielleicht liegt es ja am Mond.«
    Das ließ sie erstarren. Nur mit Mühe erwiderte sie: »Am Mond?«
    »Ja, er steht direkt über meiner Gartenmauer, und mir geht diese Melodie nicht mehr aus dem Kopf: ›Gib mir Mondschein und ein Mädchen, und der Rest kommt dann von selbst.‹ Nun, den Mondschein habe ich, fehlt bloß ...«
    Erleichtert, allerdings unhörbar für Harry, seufzte sie auf. »... das Mädchen, eh?« Ehe er etwas darauf erwidern konnte, fuhr sie fort: »Wo bist du?«
    »Ganz in der Nähe, neun oder zehn Kilometer entfernt. Ich bin zu Hause.«
    »Hast du sie gefunden? Deine Frau und dein Kind?«
    »Nein«, antwortete der Necroscope. Seine Stimme verriet keinerlei Emotion. B. J. vermochte nicht zu sagen, ob er froh oder traurig darüber war. Tatsache war, dass Harry es im Augenblick selbst nicht wusste.
    »Es ist ein ruhiger Abend«, sagte B. J. »Wir schließen so gegen zwölf ...«
    Das war zwar nicht viel, dachte Harry, aber in ihren Worten schwang so viel mehr mit. »Das sind noch über drei Stunden«, entgegnete er.
    »Dauert dir das zu lang?«
    »Ja ... nein ... im Moment habe ich nichts zu tun. Ich meine, ich bin allein und wohl ... einsam, nehme ich an.«
    »Möchtest du herkommen?«
    »Ich könnte schon, wenn du ...«
    »Oder nein, lieber nicht. Sag mir doch einfach, wo du bist, dann komme ich zu dir! Ich nehme ein Taxi. Die Mädchen kommen auch mal einen Abend ohne mich zurecht.«
    »Du meinst ... sofort?«
    Er bekam geradezu mit, wie sie die Achseln zuckte. »Hm, ich könnte eine Pause vertragen. Hast du schon was gegessen?«
    »Schon eine ganze Zeit lang nicht.« (Das stimmte. Er war am Verhungern!)
    »Hast du was zu essen zu Hause?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf, obwohl sie ihn ja gar nicht zu sehen vermochte. »Und zu trinken auch nicht ...«
    Er verstummte, und sie schwieg ebenfalls. Schließlich sagte sie: »Ich denke, da lässt sich was machen. Ich meine, ich werde unterwegs ein bisschen einkaufen. Also ... wie lautet deine Adresse? Oh, und Harry, gib mir doch auch gleich deine Telefonnummer, falls etwas dazwischenkommt. Unter der Nummer, die ich hier habe, erreiche ich dich nicht.«
    Er gab ihr beides, seine Adresse und die Telefonnummer. Weshalb auch nicht? Es schien das Natürlichste auf der Welt ...
    Harrys Adresse war nicht leicht zu finden. Es war eines von vier viktorianischen Häusern, die sich zwei, drei Kilometer außerhalb von Bonnyrigg an ein Flussufer drängten. Auf drei Seiten waren sie von einem sanft wogenden Flickenteppich aus Feldern umgeben, dazwischen zeichnete sich hin und wieder als dunkler Punkt eine Baumgruppe ab. Tagsüber ließ sich in der Ferne manchmal eine Turmspitze oder ein rechteckiger Kirchturm erahnen.
    Weshalb eine gewisse Gegend herunterkommt, ist schwer zu sagen, doch hier war dies eindeutig der Fall. Drei der einst stolzen, ja prächtigen alten Häuser grenzten aneinander und waren von Gärten mit hohen Mauern umgeben, die sich beinahe bis zum Fluss erstreckten. Die beiden äußeren Häuser standen seit Jahren leer und waren nicht mehr zu retten. Ihre Fenster waren nur noch klaffende Höhlen, und die Dächer bogen sich nach innen

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