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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Verständnis, Chang Lun. Mögen Sie Frieden finden, wenn schon nicht mit der Welt, so doch mit sich selbst.«
    Mit einem rätselhaften Lächeln vollführte er eine tiefe Verbeugung und zog sich mit wallendem rotem Gewand in sein Allerheiligstes zurück ...
    Der Necroscope hatte schon seit jeher merkwürdige Träume. Im Augenblick fiel es ihm schwerer denn je, sich zu erinnern, worum es darin ging. Dieser Morgen bildete da keine Ausnahme. Als er in seinem Bett in dem Zimmer im Hotel Adrano erwachte, atmete er heftig und kämpfte voller Panik mit der Bettwäsche, und einen Moment später hatte er schon nicht mehr die geringste Ahnung, weshalb. Doch die Angst war echt gewesen, wie das Zittern seiner Glieder und sein Herzklopfen bewiesen ...
    Er hatte von B. J. geträumt, irgendetwas über den Mond und von Wölfen, von einem schädelartigen Gebäude auf einem eisbedeckten Plateau ... von dunklen Mächten, die sich in den Krisengebieten dieser Welt sammelten. Eben war es noch da, und gleich wieder weg.
    Von sich selbst hatte er ebenfalls geträumt, dass er eigentlich zwei Männer in einem Körper war, mit unterschiedlichen Gedankengängen! Wenn er der andere war, wusste er nicht mehr, wie ihm geschah, und wenn er er selbst war ...
    ... wenn er er selbst war? ... Was, zum Teufel, sollte das nun wieder?
    Wenn er er selbst war!? Was denn? War er wieder an diesem Punkt angelangt? Er war er selbst und war auch ganz zufrieden mit sich, und damit basta!
    Damit verblasste der Rest des Traumes zur Gänze und verschwand. Jetzt musste Harry nur noch herausfinden, wo er sich befand, das heißt körperlich, innerhalb der drei Dimensionen im Gegensatz zur vierten, rein mentalen Dimension seines Geistes ... im Hotel Adrano in Paterno auf Sizilien. Nachdem er das so weit geklärt hatte, fiel ihm auch der Rest wieder ein, und er wusste, was er hier wollte. Um einen Dieb zu fassen, braucht man einen Dieb. Nun ja, ganz so verhielt es sich nicht. Aber um einen beziehungsweise zwei Gauner zu bestehlen, musste man einen Dieb auf sie ansetzen ...!
    Darum befand er sich, sein waches Selbst jedenfalls, hier.
    Der unbewusste Harry Keogh hingegen – von dessen Existenz er noch nicht einmal eine Ahnung hatte – war aus einem anderen Grund hergekommen. Doch die beiden Zielsetzungen, ob nun körperlich oder anderweitig, widersprachen einander nicht, vielmehr ergänzten sie sich wie die beiden Seiten einer Medaille oder die beiden Hälften eines Gehirns! B. J. hätte es gar nicht besser planen können, selbst wenn sie alles gewusst hätte; doch hätte sie Bescheid gewusst, befände sich der Necroscope gar nicht erst hier und auch nicht sonst irgendwo, allenfalls in seiner letzten Ruhestätte, unter der Erde. Dort könnte er sich nach Herzenslust mit seinen Toten unterhalten, von Angesicht zu Angesicht sozusagen. Doch auch davon hatte Harry nicht die geringste Ahnung.
    Er bestellte Kaffee und Frühstück, und als es endlich kam, hatte er keine Lust mehr darauf. Mittlerweile hatte er sich gewaschen, rasiert und angezogen. Dennoch aß er und überlegte sich beim Kauen, wie er weiter vorgehen sollte. Dabei arbeiteten seine beiden Hirnhälften zusammen. Seine Aufgabe bestand darin, in »Le Manse Madonie« einzubrechen und etwas von dem unrechtmäßig erworbenen Gewinn der Gebrüder Francezci zurückzustehlen. Es konnte allerdings nicht schaden, sich vorher ein bisschen umzuhören und ein paar Nachforschungen über die Francezcis anzustellen. Und zwar nicht in einer Bibliothek oder auf dem Standesamt, sondern bei den Toten persönlich. Denn wer wüsste besser über die Geschichte der Familie und ihren Stammsitz Bescheid als deren Vorfahren; oder, falls diese nicht bereit waren, ihm Auskunft zu geben, deren Bedienstete? Und wo waren Letztere zu finden? Natürlich in der Manse Madonie.
    Hier jedoch ... geschah etwas Außergewöhnliches, das dem Necroscopen noch nie zuvor untergekommen war. Eigentlich gleich zwei Außergewöhnlichkeiten.
    Kaum dachte er an die Manse Madonie, stiegen vor seinem geistigen Auge die Fotografien auf, die Darcy Clarke ihm in der Londoner Zentrale des E-Dezernats gezeigt hatte; mehr noch, sie überlagerten die Vision, die er aufgrund der Überreste von Alec Kyles hellseherischem Talent von dem Ort gehabt hatte. Diese Verkettung, eine Art mentaler Kartografie, bewirkte, dass er in seiner Erinnerung genau feststellen konnte, wo sich das Bauwerk befand! Ein flüchtiger Blick in die Zukunft hatte ihm die Koordinaten verraten.

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