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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Erstaunlich!
    Prompt kam ihm der Gedanke, dass er sich nur des Möbius-Kontinuums zu bedienen brauchte, um ohne viel Aufhebens augenblicklich dorthin zu gelangen. Einfacher ging es nicht. Er kannte die Koordinaten seines Zimmers. Für den Fall, dass er sich irrte oder irgendetwas schiefging, könnte er sofort wieder in das Hotel in Paterno zurückkehren oder auch an irgendeinen weiter entfernten Ort, zu früheren Koordinaten, die er kannte wie seine Westentasche. Falls er jedoch recht behielt – falls er es schaffte, mit einem einzigen Möbiussprung direkt in die Madonie zu gelangen, ohne zuvor jemals körperlich dort gewesen zu sein –, wäre dieses Experiment der unwiderlegbare Beweis dafür, dass er in der Tat einen allmählich schwindenden Rest von Alec Kyles übersinnlicher Fähigkeit geerbt hatte.
    Und nach diesem Herrensitz ... nun, es gab noch andere, womöglich weit wichtigere Orte!
    Harry konnte der Versuchung nicht widerstehen. Er stellte sein Frühstückstablett vor die Tür und schloss ab. Dann konzentrierte er sich auf seine vertrauten Möbiusgleichungen, beschwor ein Tor herauf, trat über dessen Schwelle und ...
    ... fand sich in den Bergen der Madonie wieder! Es funktionierte!
    Er kannte zwei Positionen, eine auf einer etwas niedrigeren Anhöhe, ein gutes Stück weit weg, die andere dicht neben der Stätte. Harry materialisierte sich am ersteren Standort und wahrte so eine gesunde Distanz zum eigentlichen Gebäude. Da lag es vor ihm, genau wie er es in seiner Vision gesehen hatte:
    Er legte den Kopf in den Nacken, um an den hoch vor ihm aufragenden gelben und weißen Klippen – im Glanz der Sonne wirkten sie gelb, wie er nun sah – zu einer gedrungenen Burg oder Festung mit weißen Mauern emporzublicken, die in schwindelnder Höhe über dem Abgrund thronte. Vom Standpunkt des Necroscopen aus, der an einer kurvigen Straße auf halber Strecke zwischen dem Meer und dem Himmel stand, ein Schloss an einem Berghang.
    Das Meer, natürlich! Er entsann sich, wie er damals bei seiner »Stippvisite« den Geruch des Tyrrhenischen Meeres wahrgenommen hatte. Es musste hinter ihm liegen. Jetzt brauchte er sich bloß umzudrehen, um vor dem blauen Gleißen des weiß gischtenden Ozeans den Anblick der langen, geschwungenen Küste Nordsiziliens in sich aufzunehmen, die sich nach Westen hin, Richtung Palermo, in Dunstschleiern verlor und im Osten einen gewaltigen, über den fernen Horizont bis nach Messina reichenden Bogen beschrieb.
    Ein Bus und mehrere Autos mühten sich ächzend die steile Straße entlang. Harry legte keinen Wert darauf aufzufallen; indem er den Fahrzeugen den Rücken kehrte, betrachtete er sich erneut Le Manse Madonie:
    Jene irgendwie Unheil verkündende Feste, die hoch oben am Rand eines gut und gern zwölfhundert Meter in die Tiefe reichenden, am Grund der trümmerübersäten Schlucht in eine Geröllhalde mündenden Steilhangs errichtet war. Auf dem Hang ringsum nichts als von der Sonne gebleichte Felsen, dürre Sträucher und ein paar verkrüppelte Kiefern ... alles genau so, wie er es vorhergesehen hatte. In der Tat ein Déjà vu!
    Die Autos verschwanden hinter einer Biegung, wurden von einem Vorsprung des Berges, durch den die Straße getrieben war, regelrecht aufgefressen. Der Necroscope war mutterseelenallein. Er fand einen flachen Felsen am Straßenrand und ließ sich darauf nieder. Mit ein bisschen Glück würde er schon jemanden finden, der ihm weiterhelfen könnte.
    Doch noch während seine Gedanken wieder in die gewohnten Bahnen abglitten, warnte ihn etwas – sein unheimliches Talent, das es ihm gestattete, mit den Toten zu reden –, dass es besser wäre, nicht zu laut zu denken. Es lag an diesem Ort ... oder vielmehr an der Feste dort oben in schwindelnder Höhe. Oh ja, besser, man flüsterte hier, angesichts des Unbekannten. Doch ein Gebäude war schließlich nur ein Bauwerk, oder? Weshalb also schwitzte Harry? Sicher, der Tag war heiß, aber daher rührte der Schweiß nicht. Und wäre es nicht helllichter Tag gewesen ...
    Im Grunde wollte der Necroscope gar nicht hier sein. Doch ihm blieb gar keine andere Wahl. Er musste dort hineingehen, musste diesen Ort betreten, und zwar heute Nacht ...
    Darum musste er unbedingt etwas darüber in Erfahrung bringen. Und auch über die Francezcis – etwas über ihre Geschichte, ihren Hintergrund, Dinge, die Darcy ihm nicht erzählt hatte. Doch weshalb, vermochte er nicht zu sagen ... vielleicht um in Zukunft darauf

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