Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
er sich nicht gut gefühlt!
Doch nachdem er die Fenster zum Balkon geöffnet hatte und danach in den Kleiderschrank sah ...
Es war kein Traum, und es fehlte auch nichts, jedenfalls nicht von dem, was er erbeutet hatte. Einer der Jutebeutel sackte zur Seite, und eine Handvoll Goldmünzen rutschte heraus und kullerte über die blitzblanken Dielenbretter. Die gerändelten Münzen surrten über das lackierte Kiefernholz und schlugen dumpf auf, als sie mit dem Saum des Teppichs kollidierten.
Und im Schrank, in den er den Inhalt seiner Jacke gepackt hatte, befanden sich wahre Bündel von Banknoten! Ein ganzer Koffer voll. Englische Pfund, Deutsche Mark und Dollars in Fünfziger- und Hunderterscheinen. Dazu Krügerrand in zwei Jutebeuteln, von denen jeder mindestens fünfzehn Kilo wog. Dreißig Kilogramm massives Gold!
Und das ganze Geld hier in seinem Zimmer, mitten in der Nacht, in Sizilien. Erneut brach Harry der Schweiß aus. Er war kein Dieb – doch jetzt hatte er gestohlen! Aber die Francezcis ebenfalls. Und zum Teufel, ihm war doch klar gewesen, was er da tat. Und wozu. Nur ...
... Er musste es von hier wegschaffen!
Er brachte das Geld in das alte Haus in Bonnyrigg. Danach kehrte er ins Hotel Adrano zurück, um sich für den Rest der Nacht unruhig in seinem Bett hin und her zu wälzen. Er fand keinen Schlaf.
***
Bei Sonnenaufgang stand Harry auf und checkte aus dem Hotel aus. Er wagte es nicht, einfach so zu verschwinden, denn dies hätte auf jeden Fall eine Untersuchung nach sich gezogen. Erst nach dem Auschecken verschwand er ...
... und tauchte zu Hause in Bonnyrigg wieder auf, wo er nun endlich in der Lage sein würde, eine ordentliche Suche in die Wege zu leiten.
In seinem Haus – das ihm unerklärlich fremd und leer vorkam, so als sei er mindestens eine Woche lang weg gewesen – versteckte Harry das Geld. Anschließend begann er, sich etwas ruhiger zu fühlen. Und dann legte er sich hin, um den Schlaf der vergangenen Nacht nachzuholen ...
... Er schlief nur eine Stunde, bis die Sonne – innerhalb von sechzig Minuten zum zweiten Mal – aufging.
Das Telefon weckte ihn, und Bonnie Jeans rauchige Stimme fragte ach-so-viel sagend: »Ist das mein Geliebter am Apparat?«
Oh ja, genau das war er. Und er war ihr verfallen, ohne jeden Zweifel: Der Vollmond, der alles in seinen goldenen Glanz tauchte ... B. J.s sonderbare Augen, die eine merkwürdige Verwandlung durchliefen ... und der sich vor dem Rund des Mondes düster abzeichnende Umriss eines Wolfsschädels.
Harry sagte nichts. Ihre Worte waren nämlich nicht als Frage gemeint, sie sollten lediglich etwas auslösen. Am anderen Ende der Leitung deutete B. J. sein Schweigen richtig. Lächelnd fragte sie: »Und, hast du deine Geldangelegenheiten geklärt? Du darfst ganz normal antworten, Harry.«
»Äh, ja«, entgegnete er. »Jetzt bin ich versorgt.«
»Bist du bereit für ein Kletterwochenende?«
»Aber klar doch!«
»Gut!«
Sie verabredeten sich zum Mittagessen, Punkt zwölf Uhr, in einem kleinen Pub, den B. J. bei Falkirk kannte, etwa auf halbem Weg zu dem Ort, an dem sie klettern wollten. »Wie wirst du dorthin kommen?«, wollte sie wissen.
»Mit dem Fahrrad«, erwiderte Harry. »Wie es aussieht, kriegen wir gutes Wetter, und ich habe Lust, Rad zu fahren.« Das war nicht gelogen; er hatte wirklich vor, das Rad zu nehmen – wenigstens für einen Teil der Strecke. Er merkte, wie überrascht sie war.
»Aber das sind ja – ich weiß nicht – gut an die fünfundzwanzig Kilometer?«
»Ich fahre um halb zehn los. Dann habe ich genug Zeit.«
»Ich nehme den Wagen. Ich könnte dich abholen?«
»Ich ... ich glaube, die frische Luft wird mir guttun.«
Er spürte ein Achselzucken. »Na gut, solange du dich dabei nicht völlig verausgabst! Äh, wegen dem Klettern, meine ich ...«
»Keine Sorge, ich werde mit meinen Kräften haushalten.«
»In Ordnung«, lachte sie. »Ich sehe dich um die Mittagszeit. Und anschließend, wenn wir fertig sind, können wir dein Rad immer noch auf den Gepäckträger schnallen, und ich fahre dich heim ... mein Geliebter.«
Harry hatte das Gefühl, als sei die Welt für einen Augenblick stehen geblieben und er habe das Dunkel gespürt. Doch alles, woran er sich erinnern konnte, war, dass er eine Verabredung mit Bonnie Jean hatte und dass sie natürlich unschuldig war.
Aber unschuldig woran ...?
***
In der Manse Madonie war die Hölle los, und dies schon die ganze Nacht. Unablässig jammerte das uralte Ding in der
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