Nefen
Ladeninnere gebracht, sobald Nefen in ihre Nähe kam. Die Leute verneigten sich, wenn sie an ihnen vorbeigingen und blickten erst wieder auf, wenn Nefen vorbei war.
Sven blickte ab und zu zurück.
Die Menschen schienen aufgeregt. Sie tuschelten und gestikulierten.
„Mann, was bin ich froh, hier wieder raus zu sein!“, setzte Sven jetzt an.
Von Nefen kam keine Antwort. Er schien total in seinen Gedanken versunken zu sein. Stur lief er neben Sven her und schaute nicht nach rechts und nicht nach links. Beinahe hätte ein Auto ihn mitgerissen, wenn Sven ihn nicht zurückgezogen hätte. Jetzt wurde er auch langsam sauer.
„Du musst dich jetzt nicht gleich umbringen! Schon gar nicht, wenn ich dabei bin!“, schimpfte er.
„Schuldigung“, kam zurück.
„Oh, der Herr kann ja sprechen?“, tat Sven verwundert.
„Ach Sven, es nervt mich einfach alles. Der Alte wusste viel mehr, als er mir erzählt hat. Er wusste genau, worum es ging und was mit mir los ist. Aber nein, wir wollen ja die alten Götter nicht erzürnen. Der Feigling!“
Sven versuchte, Nefen wieder freundlicher zu stimmen.
*
Bis sie am Schiff angekommen waren, hatte sich Nefens Laune wieder gebessert. Sie gingen in die Bar und nahmen ein Glas des hier üblichen Malventees.
Der leicht bittere Geschmack des roten Getränkes war zwar für den ersten Schluck gewöhnungsbedürftig, aber der zweite war schon angenehm erfrischend und irgendwie sogar aufbauend.
Jetzt wurde wieder beratschlagt, wie es weiter gehen sollte.
Sven schlug vor, sich hier in Assuan ein Hotelzimmer zu nehmen, und dann von hier aus weiter nach Abu Simbel zu gehen.
Nefen war einverstanden.
Nur musste jetzt die finanzielle Lage überdacht werden, da sie kaum noch Bargeld hatten. Dieses stellte sich als vollkommen unproblematisch heraus, da man fast alles mit der Kreditkarte zahlen konnte und im Hotel selber war es möglich Bargeld abzuholen.
Sie packten ihre Taschen und zahlten die Rechnung auf dem Schiff.
Ein Taxi wurde bestellt und wartete kurze Zeit später auf die beiden.
Der Reiseleiter war irritiert, dass zwei seiner Gäste jetzt hier die Reise abbrechen wollten.
„Ja, wir haben uns überlegt, noch etwas hier in Assuan zu bleiben. Es gefällt uns hier sehr und mit dem Schiff würden wir ja schon wieder zurückfahren“, erklärte Sven dem etwas ungläubig schauenden Mann. Aber was sollte er tun, man war ja schließlich kein Gefangener.
Er empfahl ihnen noch ein gutes Hotel und reservierte sogar ein Doppelzimmer.
Der Taxifahrer nahm die Koffer und dann ging es los.
Sven starb fast auf dieser Tour.
Er hatte sich nach vorne gesetzt, was sich als großer Fehler herausstellte, denn Auto fahren in Ägypten ist eine Safari für sich. Zuerst fiel ihm dieser merkwürdige Geruch in dem Waagen auf. Beißend trieb er einem fast die Tränen in die Augen.
Dann war der mit Fell ausgelegte Sitz irgendwie feucht. Wahrscheinlich vom Schweiß des vorherigen Gastes.
Dazu kam das ständige Hupen von allen Seiten. Haarscharfe Überholmanöver waren scheinbar normal. Verkehrszeichen schienen nur Dekorationszwecken zu dienen und Polizisten ließ man nur am Leben, da sie eine Uniform trugen.
Am Hotel angekommen, sprang Sven leichenblass aus dem Wagen.
Er ließ sich auf den Stufen des Hoteleinganges nieder und wiederholte immer wieder „NIE MEHR! – NIE MEHR!“
Der Taxifahrer grinste und hielt die Hand auf.
Nefen gab ihm wahrscheinlich viel zu viel, denn der Mann fing an, sich immer wieder zu bedanken.
Ein Hotelmitarbeiter kam und deutete dem Taxifahrer, dass er jetzt verschwinden sollte. Er begrüßte die Jungen höflich und bat sie einzutreten.
Die Koffer wurden von zwei Burschen hineingetragen und nicht mehr aus den Augen gelassen.
Nefen erledigte die Formalitäten und ließ sich direkt ein paar einzelne Dollar auszahlen.
„Fünfter Stock. Den Fahrstuhl finden Sie dort“, wurden sie von der Rezeption eingewiesen und bekamen den Schlüssel.
Der Fahrstuhl war sehr klein, so dass maximal vier Personen hinein passten. Also fuhren die Kofferboys mit einem der anderen nach oben.
Als sich die Tür des Fahrstuhles schloss, nahm Nefen Svens Kopf zwischen seine Hände und küsste ihn leidenschaftlich. Sven schaute verdutzt
„Mir war gerade danach“, antwortete Nefen auf Svens fragende Blicke und grinste. „Ich bin so froh, dass du bei mir bist“, fügte er noch hinzu.
Das Hotelzimmer war eigentlich eher eine Suite.
Zwei Schlafzimmer, ein großer Wohnraum und zwei
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