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Neferets Fluch ( House of Night Novelle )

Neferets Fluch ( House of Night Novelle )

Titel: Neferets Fluch ( House of Night Novelle ) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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Hause fortzugehen. Einem Mädchen ohne Familie und Vermögen können tausend schreckliche Dinge zustoßen.« Sie senkte die Stimme und beugte sich zu mir herüber. »Du weißt doch, dass die Vampyre vor kurzem ihren Palast bezogen haben. Sie haben den ganzen Grant Park für ihre schauderhafte Schule aufgekauft!«
    Ich zuckte ungerührt mit den Schultern. »Ja, Vaters Bank hat den Handel getätigt. Er hat sich endlos über sie und ihr Geld ausgelassen. Sie nennen die Schule House of Night. Vater sagt, sie sei durch eine hohe Mauer vom Rest der Stadt abgetrennt und werde ständig von ihren eigenen Kriegern bewacht.«
    »Aber sie trinken Blut! Es sind Vampyre!«
    Ich war extrem verärgert, dass das Gespräch plötzlich von meiner elenden Lage zu irgendwelchen Kunden von Vater übergegangen war. »Camille, Vampyre sind reich. Das weiß jeder. Sie haben in vielen amerikanischen Städten Schulen und in den großen Metropolen Europas auch. Sie haben sogar den Eiffelturm auf der Pariser Weltausstellung mitfinanziert.«
    Camille schielte wieder zur Salontür und flüsterte: »Ich habe einmal gehört, wie Mutter sagte, dass in der Gesellschaft der Vampyre die Frauen bestimmen.«
    »Wenn das wahr ist, dann freue ich mich für sie! Als Vampyrin könnte ich also etwas dagegen tun, dass mein Vater mich zwingt, so zu tun, als wäre ich meine Mutter.«
    Camilles Augen weiteten sich. Ich hatte es wahrhaftig geschafft, das Gespräch wieder auf meine Sorgen zu lenken. »Emily, er kann doch nicht wollen, dass du so tust, als wärst du deine Mutter. Das ist verrückt.«
    »Verrückt oder nicht, es kommt mir so vor.«
    »Du musst versuchen, es mit anderen Augen zu sehen. Dein Vater braucht sicherlich nur deine Hilfe in dieser schweren Zeit.«
    Es war, als finge mein Inneres an zu sieden, und ich konnte mich nicht bremsen. »Ich hasse es, Camille. Ich hasse es, zu versuchen, Mutters Platz einzunehmen.«
    Camille nickte gedankenvoll. »Sicher ist es furchtbar für dich, das Gefühl zu haben, du müsstest deine Mutter ersetzen. Ich kann mir kaum vorstellen, was du alles zu tun hast. Aber als Dame eines großen Hauses kauft man sich doch auch teuren Schmuck und lässt sich neue Kleider machen und gibt glänzende Feste.« Sie hatte ihr Lächeln wiedergefunden und schenkte mir Tee nach. »Sobald die Trauerzeit vorbei ist, wird auch das zu deinen Pflichten gehören.« Sie kicherte, und ich starrte sie an und erkannte, dass sie überhaupt nicht begriffen hatte, was ich ihr zu sagen versuchte. Als ich keine Antwort gab, fuhr sie in fröhlichem Plauderton fort, als wären wir beide sorglose Mädchen. »In zwei Wochen eröffnet die Weltausstellung, da ist deine Trauerzeit gerade rechtzeitig um! Denk nur! Wahrscheinlich wird dein Vater dich beauftragen, Empfänge für alle möglichen ausländischen Würdenträger zu geben!«
    »Camille, Vater erlaubt mir nicht einmal, Rad zu fahren. Und wenn ich dich besuche, sorgt er dafür, dass ich früher nach Hause muss. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er mir erlauben wird, Empfänge für Ausländer zu geben«, versuchte ich ihr begreiflich zu machen.
    »Aber das würde deine Mutter tun, und wie du sagst, hat er doch deutlich gemacht, dass du ihren Platz im Haus geerbt hast.«
    »Er hat deutlich gemacht, dass er mich als Sklavin hält!«, rief ich. »Die einzige Zeit, die ich für mich habe, sind die wenigen Minuten mit dir und die Zeit, die ich in Mutters Garten verbringe – und das nur bei Nacht. Tagsüber lässt er mich von den Dienstboten überwachen und schickt sie mir nach, wenn ihm missfällt, wohin ich gehe oder was ich tue. Das weißt du doch! Selbst hierher kommen sie, um mich abzuführen wie eine entlaufene Gefangene. Die Dame eines großen Hauses zu sein ist kein in Erfüllung gegangener Traum, sondern ein wahr gewordener Albtraum!«
    »O Emily! Ich kann es kaum ertragen, dich so außer dir zu sehen. Denk daran, was Mutter vor so vielen Monaten gesagt hat: Die Fertigkeiten, die du heute deines Vaters wegen erwirbst, werden den Mann, den du einmal heiratest, sehr glücklich machen. Ich beneide dich, Emily.«
    »Beneide mich nicht.« Ich sah, dass die Kälte in meiner Stimme sie verletzte, aber ich konnte nicht anders. »Ich habe keine Mutter mehr, und ich bin einem Mann ausgeliefert, dessen Augen mich verbrennen.« Sofort unterbrach ich mich und presste die Hand vor den Mund.
    Als die Sorge in ihrer Miene zu Entsetzen und schließlich Unglauben wurde, erkannte ich, dass es ein bitterer Fehler

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