Neferets Fluch ( House of Night Novelle )
Mr. Pullman und Mr. Ryerson vertieft. Carson öffnete soeben die Haustür für die nächsten Ankömmlinge. Zwei Damen – eine mollige, die ich als Mrs. Pullman erkannte, und eine größere, hübschere – bewunderten das große Gesteck aus Lilien, Rohrkolben und Efeuranken in der Mitte des Foyers, auf das ich so viele Stunden Arbeit verwandt hatte. Ihre entzückten Stimmen trugen mühelos zu mir herüber.
»Wirklich reizend und ungewöhnlich«, sagte Mrs. Pullman. Die größere Frau nickte zustimmend. »Diese Lilien sind eine exzellente Wahl. Das Foyer ist von einem ganz zauberhaften Duft erfüllt. Als beträte man einen duftenden Wintergarten.«
Ich bewegte mich nicht. Ich wollte diesen Moment kurz für mich allein genießen und stellte mir, wenn auch flüchtig, vor, ich säße wieder auf meiner Bank im Garten, verborgen hinter Weidenzweigen und Schatten, neben mir Arthur Simpton. Ich schloss die Augen, sog diesen Frieden in mich ein, und als ich den Atem ausstieß, trieb wie von meiner Vorstellungskraft beschworen seine Stimme zu mir herauf.
»Dort ist Miss Wheiler selbst. Mutter, ich glaube, das Gesteck, das du so bewunderst, zeugt von ihrer Hand.«
Ich öffnete die Augen. Neben der mir unbekannten hübschen Dame stand Arthur. Ich lächelte, sagte »Guten Abend, Mr. Simpton«, und begann die letzten Stufen hinunterzusteigen.
Vater eilte so schnell an ihnen vorbei und mir entgegen, dass er vor Anstrengung keuchte, als er mir seinen Arm bot. Dann stellte er sie mir vor. »Emily, ich glaube, du kennst Mrs. Simpton noch nicht?«
»Miss Wheiler, Sie sind ja noch reizender, als mein Sohn Sie beschrieben hat«, sagte Arthurs Mutter. »Und dieser Blickfang ist atemberaubend. Haben Sie das Gesteck, wie mein Sohn vermutet, selbst zusammengestellt?«
»Ja, Mrs. Simpton. Ich bin geschmeichelt, dass es Ihnen gefällt.« Ich konnte nicht anders, als Arthur anzulächeln. In seinen freundlichen blauen Augen leuchtete ebenfalls ein Lächeln – es erschien mir bereits vertraut, und ich gewann es zunehmend lieb.
»Und woher wollen Sie wissen, dass Emily diese Blumen arrangiert hat?« Vaters schroffer Ton bestürzte mich. Ich war sicher, dass jedermann um uns herum hören konnte, wie besitzergreifend er klang.
Arthur lachte etwas verlegen. »Nun, ich erkenne die Prachtlilien aus –« Mitten im Satz brach er ab – er musste das Entsetzen in meinen Augen gesehen haben – und hustete übertrieben.
Seine Mutter legte ihm besorgt die Hand auf den Arm. »Geht es dir gut, mein Junge?«
Arthur räusperte sich und fand sein Lächeln wieder. »Gewiss doch, Mutter. Nur ein Kratzen in der Kehle.«
»Was wollten Sie noch gleich über Emilys Blumen sagen?« Vater kam mir vor wie ein fetter alter Hund mit einem Knochen.
Arthur zögerte keinen Augenblick. »Sind es denn in der Tat Ihre Blumen? Dann habe ich hervorragend geraten, denn sie haben mich sofort an Sie erinnert. Sie sind ebenso schön und zart wie Sie.«
Seine Mutter drückte ihm in offensichtlicher Zuneigung den Arm. »Ach, Arthur, du klingst aber wirklich von Tag zu Tag mehr wie dein Vater.«
»Arthur! Oh, wie schön! Ich hatte so gehofft, dass Sie hier sein würden.« Mit diesen Worten eilte Camille auf uns zu. Ihre Mutter folgte ihr so dicht, dass es aussah, als schöbe sie sie vor sich her.
Arthur verneigte sich steif und förmlich. »Miss Elcott. Mrs. Elcott. Einen guten Abend. Ich begleite meine Mutter, da mein Vater sich noch immer nicht ganz wohl fühlt.«
»Welch ein Zufall! Meine Camille begleitet mich, weil Mr. Elcott fürchtet, er könnte sich ein Fieber eingefangen haben. Und natürlich wollte ich unbedingt Emily bei ihrem ersten Abendempfang als Dame des Hauses Wheiler unterstützen, daher wagte ich nicht abzusagen.« Mrs. Elcotts Ton war honigsüß, doch die verkniffene Miene, mit der sie von mir zu Arthur blickte, strafte ihn Lügen. »Nun, leider habe ich nur Töchter und keinen liebenden Sohn, der mich begleiten könnte. Sie können sich glücklich schätzen, Mrs. Simpton.«
»Da kann ich Ihnen nur zustimmen, Mrs. Elcott«, sagte Arthurs Mutter mit stolzem Lächeln. »Er ist so liebevoll wie aufmerksam. Wir sprachen gerade darüber, dass er es war, der erriet, dass diese herrliche Dekoration von Miss Wheilers eigener Hand stammt.«
»Emily? Das warst du?« Camille klang so fassungslos, dass ich gute Lust bekam, ihr einen Klaps zu geben. Doch ich hob nur das Kinn und sagte – ohne mit leiser, weicher Stimme zu sprechen und mein
Weitere Kostenlose Bücher