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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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das. Aber auch diese Eltern haben wochenlang gelitten.«
    »Sie haben ihn schlecht behandelt«, begehrte die Bäuerin auf.
    »Nein, im Gegenteil, sie waren zu nachsichtig mit ihm. Es sind sehr ehrenwerte Handwerker, Buntwörter von einigem Wohlstand, und der Junge ist ihr einziges Kind.«
    Die Frau schniefte.
    »Ich krieg keine Kinder mehr, sagt die Hebamme.«
    »Das ist schlimm, Dora. Aber sucht doch die Beginen am Eigelstein auf und fragt nach Frau Catrin. Eure Hebamme könnte sich geirrt haben. Und wenn nicht, an der Findelpforte am Dom werden so oft kleine Kinder ausgesetzt …«
    Dora schniefte noch einmal und nickte.
    Alyss nestelte aus ihrem Beutel ein paar Geldstücke und reichte sie dem Bauern.
    »Für Eure Mühen und ein Kostgeld.«
    Er nahm es wortlos.

     
    Aldenhovens hatten ihren Sohn inzwischen offensichtlich davon überzeugen können, wieder in ihre Obhut zurückzukehren, und Alyss schloss sich ihnen an, als sie sich auf den Heimweg machten.
    »Ich würde Kilian gerne ein paar Fragen zu dem Tag stellen, als er entführt wurde, Meister Niclas. Noch wissen wir nicht ganz genau, ob es wirklich Ebby und Heini waren. Und vielleicht verhilft er uns zu einer Spur.«
    »Dann folgt uns, Frau Alyss.«
    In Aldenhovens Heim wurden sie von Lis mit Most und Früchtebrot bewirtet, was auch den Jungen milde stimmte. Seine Mutter hatte zwar noch immer unterdrückte Schluchzer in der Stimme, aber Aldenhoven hatte ihr mit bündigen Worten untersagt, ein Getue zu machen.
    Mit vereinten Kräften extrahierten sie die Geschichte der Entführung aus dem Jungen. Ja, er hatte am nämlichen Tag im Hof mit Lauryn Kräuter verlesen und dann ein lustiges Hüpfkästchenspiel getrieben. Dann hatte Lauryn die Eier sammeln wollen, was Kilian dazu brachte, sich aus ihrer Nähe zu entfernen. Den Hühnerstall weigerte er sich zu betreten. Er hatte weiter mit einem Stückchen Schiefer auf dem Pflaster vor der Küche ein Gemälde angefertigt, als Benefiz angeschlagen hatte. Es waren zwei Leute durch die Toreinfahrt getreten, die er nicht kannte, ein Mann und ein Weib – die Beschreibung passte auf die Gesuchten. Benefiz, ganz Wächter des Anwesens, hatte die beiden warnend verbellt, und als sie seiner Aufforderung, sich vom Hof zu machen, nicht folgten, hatte er den Mann in die Wade gebissen. Der habe dem Hund einen mit dem Knüttel übergezogen und ihn dann in die Küche gezerrt. Die Frau habe sich zu Kilian hingekniet und ihn gefragt,
ob er Lust habe, zum Rhein zu gehen und Schiffe anzugucken. Er hatte Lust dazu, denn mit Lauryn war es ziemlich langweilig gewesen.
    Dann aber war Lauryn aus dem Hühnerstall gekommen und hatte die Fremden gesehen. Sie hatte empört gefragt, was sie hier wollten, und da sei der Mann auf sie zugegangen, habe ihr freundlich die Hand gereicht, und als sie ihn begrüßen wollte, habe er ihr auch eins mit dem Knüttel übergezogen. Das fand Kilian nun wieder nicht sehr nett und hatte versucht, vor der Frau wegzulaufen, aber die hatte ihre Schürze abgenommen und ihm über den Kopf geworfen, sodass er nichts mehr sehen konnte. Er hatte gestrampelt und geschrien, und dann hatte er auch eins auf den Kopf gekriegt.
    Greta stöhnte auf.
    »Lass es gut sein, Weib, es hat ihm nicht geschadet.«
    Alyss nickte und fragte den Jungen weiter aus.
    Wie erwartet hatten die Entführer das Fässchen Wein mitgehen lassen, und als Kilian wieder Herr seiner Sinne war, zechten die beiden in einem leeren Stall, was das Zeug hielt. Es war ihm ein Leichtes, ihnen zu entkommen.
    »Zu den Stiftsfrauen von Sankt Ursula. Ab da, Kilian kennen wir die Geschichte. Aber nun noch eins – waren die beiden Leute lange im Haus? Kannst du dich daran erinnern?«
    »Sie haben Benefiz eingesperrt. Das war aber nur kurz. Und dann war da die Schürze. Was danach war, weiß ich nicht.«
    »Ja, richtig, danach hast du nichts mehr mitbekommen. Haben sich die beiden in dem Stall oder irgendwann davor noch mit jemand anderem getroffen? Hast du Gespräche gehört oder Streit?«
    »Nö.«

    »Kannst du dich erinnern, ob sie noch irgendwas anderes als das Fässchen dabeihatten? Ein größeres Bündel oder einen Sack oder eine Kiste?«
    »Nö.«
    »Hast du sie danach noch mal irgendwo wiedergesehen?«
    »Nö.«
    »Gut, fürs Erste habe ich keine weiteren Fragen mehr. Meister Niclas, falls Euch der Junge noch irgendwas erzählt, was mit den Entführern zusammenhängt, schickt mir Botschaft.«
    »Das will ich gerne tun.« Aldenhoven ging mit ihr zur Tür und

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