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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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dennoch empört bis zum Wutanfall, dass man ihn nicht zum Ratsherrn vorgeschlagen hat.«
    »Oh!«, sagte Alyss. »So wird ja ein Paar Stiefel daraus.«
    »Stiefel?«
    »So schließt sich das Mosaik zu einem schlüssigen Bild, John. Aldenhoven soll von der Gaffel der Buntwörter im Dezember zum Ratsherrn gewählt werden. Houwschild wird diese Ehre verwehrt. Er sieht in Aldenhoven seine böseste Konkurrenz und hat ihn bereits beim Aldermann verleumdet. Eine Entführung des Jungen mit nachfolgender Erpressung wäre sicher nützlich gewesen, um den Buntwörter zu überreden, das Amt nicht anzutreten. Wie dumm, dass Houwschild selbst dieser Streich misslungen ist.«
    »Wir werden es Master Niclas mitteilen müssen.«

    »Richtig.«
    »Immerhin scheinen sich manche verknäuelten Fäden endlich zu entwirren«, meinte Alyss. »Abgesehen von dem großen Brautkronen-Knäuel. Aber da wir schon dabei sind – Master John, habt Ihr zufällig bei Euren zahlreichen Verhandlungen etwas über Ritter Arbo gehört?«
    »Nein, Mistress Alyss. Und ich habe mich auch nicht weiter darum bemüht. Hätte ich es tun sollen?«
    »Ach, es war nur so ein Gedanke.«
    »Dich plagt Leocadies tränenreiche Märtyrerschaft, was, Schwesterlieb?«
    »Das Seufzen und Beten nimmt gar kein Ende mehr.«
    »Was hältst du davon, die Benasis’ zu besuchen?«
    Alyss ließ ihren gezauselten Zopf fahren und nickte anerkennend. »Manchmal, Bruder mein, ist in deinem Kopf doch etwas mehr als Erbsenbrei. Vielleicht weiß Gerlis Rat, wie man ihren störrischen Bruder weichklopfen kann.« Sie sah zu John hin. »Oder habt Ihr etwas dagegen?«
    »Nein, Mistress Alyss. Warum sollte ich?«
    »Oh, ich weiß nicht. Ich weiß nicht …«
    John stand auf und grinste zu ihr hinunter. »Kümmert Ihr Euch um den Ritter, auf mich warten hübsche, fingerfertige Harnischmacherinnen.«
    »Ja, das habe ich mir gedacht.«
    »Und Seidweberinnen mit weichen Händchen.«
    »Selbstredend.«
    »Und Schwälbchen mit zarten Flügelchen.«
    »Ohne Zweifel.«
    Er ging, wie so oft, ohne Abschied, und Alyss starrte auf die zugefallene Tür.

    »Manchmal, Bruderlieb, zerrt er an meiner Geduld.«
    »Ich sehe es. Deine Haare sind derzeit ziemlich zerzaust.«
    »Ja, ich weiß.«
    Alyss zauste weiter daran und seufzte.

34. Kapitel
    N ach der sonntäglichen Messe hatte sich Alyss ins Kontor zurückgezogen, um eine Weile alleine sein zu können. Nein, sie arbeitete nicht an ihren Büchern, sondern die zurechtgeschnittene Feder malte sorgfältige Buchstaben auf ein Stück geglättetes und gekalktes Pergament.
    Ein Brief, so hatte sie befunden, war notwendig geworden. An Leon de Lambrays und sein Weib Aziza, Leocadies Eltern. Vermutlich hatte auch ihre Mutter schon eine Botschaft nach Burgund gesandt, aber die neueste Entwicklung und ihre eigene Einschätzung sollten das Bild abrunden. Die übermäßige Frömmigkeit, der Wunsch der Weltentsagung nur wegen eines jugendlichen Herzeleids, erschienen ihr unangemessen. Entweder hatte Leocadie tatsächlich von Natur aus ein schwermütiges Wesen, oder es steckte noch ein anderer Grund hinter ihrer entsagungsvollen Haltung. Auf jeden Fall aber wollte Alyss verhindern, dass das Mädchen eine Entscheidung traf, die sein ganzes zukünftiges Leben bestimmen würde, ohne dass seine Eltern von dieser Absicht wussten. Zudem war Alyss auch der Meinung, das ganze furchtbare Liebesleid
könne sehr wohl durch eine sehr einfache Reaktion des Ritters beendet werden.
    John.
    Sie hielt im Schreiben inne und legte sehr vorsichtig die Feder nieder, damit keine Tintenspritzer auf das kostbare Pergament gerieten.
    Er war gestern zum Abendessen zurückgekommen, und während das Hauswesen sich mit Ratespielen vergnügte, hatte er sie in eine leise Unterhaltung verwickelt.
    »Euer Hauspfaff sucht alle paar Wochen die Schwälbchen auf. Er tut es, wie viele Geistliche heimlich, und die Buhlen spötteln über ihn. Wie sie es über all die scheinheiligen Kleriker tun.«
    »Die menschliche – oder männliche – Natur kann auch die Vorschriften der Kirche offensichtlich nicht bändigen. Mich stört es nicht, Master John, ich finde die Heuchler nur lächerlich. Was mir aber viel mehr zu denken gibt – die Schwälbchen verlangen ihren Lohn. Und Magister Hermanus ist arm wie eine Kirchenmaus. Er kann sich noch nicht einmal satt essen von dem Geld, dass ihm der Pfarrer zahlt. Wie entlohnt er dann die Buhlen?«
    »Nicht mit Eurer Brautkrone, wenn Ihr das befürchtet, Mistress Alyss. Er

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