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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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dass sie den ersten Schritt vor dem zweiten getan hatte.
    Sorgsam wischte sie die Tinte von der Feder und verschloss den halbfertigen Brief in der Truhe. Dann bat sie Tilo, sie zu den Benasis’ zu begleiten. Da deren Hof in der Hahnenstraße lag, die hinter dem Neumarkt begann, hatte sie zudem einen guten Vorwand, später noch Trine und Jan zu besuchen. Tilo schickte sie schon mal zu den Apothekern vor, denn ihre Unterredung wollte sie lieber unter vier Augen führen.
    Im Haushalt der Benasis’ war sie dank ihrer Eltern bekannt, und der Majordomus führte sie auch sogleich zu Frau Luitgard. Diese hieß sie willkommen und bot ihr einen Platz am Kamin an, neben dem sie selbst, in eine Pelzdecke gewickelt, gedöst hatte. Frau Bettinas Mutter, Gerlis’ Großmutter, war eine recht betagte Frau von weit über sechzig Jahren. Ihre Hüften waren steif geworden, ihre Augen vom Star trüb, aber sie
hörte noch ausgezeichnet und war erfreut über alle Neuigkeiten, die man ihr brachte. Alyss erfüllte ihr den Wunsch nach Klatsch und Tratsch, bevor sie zu ihrem eigentlichen Anliegen kam.
    »Ja, die kleine Gerlis – nun, sie ist eine große Gerlis inzwischen, nicht wahr? So alt wie Ihr etwa, Alyss. Ja, also die Gerlis ist zurzeit bei ihrem Vater in Ahrweiler und bereitet sich auf ihre Hochzeit vor.«
    »Sie wird heiraten?«
    »O ja. Und ich hoffe, ich überlebe diesen Winter noch, dass ich sehen kann, wie mein Liebes in die Ehe geht. Eine nette Verbindung wird das werden. Ein Herr van Auel zu Lohmar hat um sie geworben. Nicht als Einziger, will ich betonen, Alyss. Nicht als Einziger, trotz ihres Mals.«
    »Das glaube ich wohl, Frau Luitgard, Gerlis ist eine schöne und sehr geistreiche junge Frau und wird sich ihren Gatten wohl wählen.«
    Das rote Feuermal auf Gerlis’ Wange vergaß man augenblicklich, wenn man sich mit ihr unterhielt; das war nicht nur Alyss, sondern auch vielen anderen Menschen so gegangen.
    »Na, Zeit hat sie sich ja dazu gelassen, nicht wahr?«
    »Es wird ihr schon so recht sein.«
    »Sie hat einen eigenen Kopf. Ein wenig Sturheit liegt in der Familie.«
    »Nicht nur in Eurer«, nahm Alyss willig diesen Hinweis auf und kam zu ihrem Anliegen. Höchst animiert hörte die Witwe zu und hatte auch viele buntscheckige Vorschläge, wie man den Ritter zur besseren Einsicht würde bekehren können. Aber schließlich willigte sie ein, dies seiner Schwester anheim zu geben, und erklärte sich bereit, Alyss’ Botschaft an
sie sofort überbringen zu lassen. Zur Hochzeit wurden sie und ihr Hauswesen dann auch gleich eingeladen.
    Zufrieden mit ihrer Mission schlenderte Alyss anschließend zu den Apothekern am Neumarkt und verbrachte eine genüssliche Stunde damit, mit Trine, Jan und Tilo über die Wirkung von Liebestränken zu disputieren. Ganz nebenbei erfuhr sie dabei auch, dass Marian der nächste Lehrbub der Apotheker werden würde.
    Und je eine kandierte Kirsche bekamen sie und Tilo auch noch mit auf den Weg.

35. Kapitel
    M arian war ganz gegen seine sonstige ausgeglichene Art ausgesprochen schlecht gelaunt an diesem Montag. Und als er sich dazu gegen Mittag fragte, warum das so war, stellte er missmutig fest, dass er sich erbärmlich nutzlos fühlte.
    Nach der Handelswoche der Martinimesse war nun die Zahlwoche angebrochen, in der alle Händler und Kaufleute, aber auch viele Privatleute ihre Rechnungen beglichen oder Zahlungen im Empfang nahmen. Es war die Zeit, in der das Gesinde ausbezahlt und Pachten entrichtet wurden, neue Verträge gemacht, alte verlängert, Wechsel eingelöst und Schuldscheine ausgeglichen wurden. Seine Mutter Almut war in ihrem Kontor verschwunden und klapperte mit dem Rechenbrett, sein Vater war nach Villip gereist, um die Gutsangelegenheiten
zu regeln, Fabio, den er zu einer weiteren Exkursion auf dem Gräberfeld hatte überreden wollen, hatte abgewinkt. Er verhandelte mit Kreuzschnitzern und Buchmalern, mit Gold- und Silberschmieden, die seine Reliquienbehälter herstellten, und den Mönchen, die ihm geweihte Pergamente mit Bibelsprüchen beschrieben, die sich als Heilmittel gegen allerlei Gebrechen großer Beliebtheit erfreuten. Als er den Henker aufsuchte, um ihn vom Ende seiner Gehilfentätigkeit zu unterrichten, wurde ihm gesagt, Meister Hans sei in Deutz, um seinen Lohn für diverse Dienste zu kassieren. Ein Besuch am Neuen Markt bei Trine und Jan zeigte ihm nur, dass die beiden ganz tief in komplizierten Abrechnungen mit einem Spezereienhändler versunken waren und keine Zeit

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