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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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hat ein Ritter bei seiner Weihe zu führen geschworen.«
    So recht wusste Alyss nicht, worauf Catrin hinauswollte, und vom Rittertum hatte sie recht wenig Ahnung. Aber sie erinnerte sich an das Gespräch, das sie mit dem Ritter vor dem Zusammentreffen mit ihren Eltern geführt hatte, und an seine unbedingte Loyalität seinem Lehnsherrn gegenüber. Also sah sie sie nur fragend an und meinte: »Ich habe den Eindruck, dass Arbo seine ritterlichen Tugenden sehr ernst nimmt.«
    »Ja, das fiel mir auch auf.«
    »Was ist es dann, das dich wie ein piksendes Samenkorn stört?«
    »Wir haben hier unter uns das Werk des bemerkenswerten Dichters Hartmann von der Aue gelesen. Es handelt von dem Ritter Iwein, der gewaltige Abenteuer bestehen muss.«
    »Ach, solche erbaulichen Geschichten lest ihr?«

    »Spöttele nicht. Frau Clara hat es erlaubt. Sie meint, es würde uns recht gut anstehen, auch mal zu hören, wie es in der weiten Welt zugeht, weil wir dann umso mehr zu schätzen wüssten, wie wohl versorgt wir in unserem kleinen Konvent sind.«
    »Klug argumentiert. Wie gleicht denn aber nun Ritter Iwein dem Ritter Arbo?«
    »Oh, das weiß ich nicht. Nur haben wir viel über die ritterlichen Tugenden erfahren.«
    »Die da lauten?«
    »Die wichtigsten Tugenden, die ein Ritter bei seiner Weihe schwört, sind Mäßigkeit und Zucht, Ehre und Treue, Demut und Güte, Beständigkeit und Tapferkeit. Manches davon unterliegt dem Willen, anderes erlernt man auf andere Weise. Oder nie.«
    Alyss bedachte das und fand Wahrheit darin.
    »Ja, Ritter Arbo ist seinem Lehnsherrn sehr ergeben. Aber du hast recht, auch mich pikt ein Samenkörnchen. Zu große Loyalität kann auch … mhm … Schaden anrichten.«
    »Das auch, aber mir fiel eher auf, dass es dem Ritter an Demut und Güte gebricht. Diese beiden Tugenden gehen Ritter Arbo noch ab. Und darum hat er seine Ehre über die seiner Angebeteten gestellt. Ich halte das für unverzeihlich.«
    Alyss stand auf und sah, Catrins Worte wägend, auf den Hof hinunter, wo eine mäkelige Ziege eben dabei war, die letzten Kräuter im Beet abzufressen.
    Ja, Arbo hatte nur an sich gedacht, nur daran, dass man ihn zu Unrecht einer unehrenhaften Haltung beschuldigte, aber keinen Moment an Leocadie. Ihre Ehre hatte er mit seinem trotzigen Schweigen mit Füßen getreten. Sie hatte sich zu
Recht Hoffnung auf seine Werbung, auf eine Ehe mit ihm, machen können. Und er hatte sie seither keines einzigen Blickes, keines Wortes mehr gewürdigt. Wie würde er reagieren, wenn sie tatsächlich ins Kloster eintreten würde? Oder einen anderen ehelichen würde? Empört ob ihrer Treulosigkeit?
    Ein kleines, bitteres Grinsen schlich sich auf Alyss’ Lippen.
    »Er ist ein Stoffel.«
    »Alyss, du hast eine bewundernswerte Art, einen Sachverhalt zusammenzufassen.«
    »Ja, nicht wahr? Aber du hast mir geholfen, mir einen Plan zu machen, was ich seiner Schwester Gerlis nahezubringen habe.«
    »Das freut mich. Aber dennoch wäre es wohl ganz wünschenswert, den Ritter zu entlasten. Ihr habt nicht weiter nachgeforscht, wer die Männer waren, die Yskalt aus dem Turm befreit haben?«
    »Nein, denn die Spur ist erkaltet. Nur Arbo selbst könnte noch etwas dazu beitragen. Es wäre doch denkbar, dass Yskalt, halb von Sinnen, ihm noch etwas anvertraut hat, das uns weiterhelfen könnte. Oder es gab Spuren in der Umgebung, die einen Hinweis hätten liefern können. Aber, Catrin – Yskalt ist tot. Wir sollten diese Angelegenheit ruhen lassen.«
    »Ich kann das nicht, Alyss. Robert ist tot, und auch wenn sein Mörder nun starb, kann seine Seele keinen Frieden finden.«
    »Deine Seele ist es, die keinen Frieden findet, Catrin.«
    Catrin legte ihre Stickerei zur Seite und breitete die Hände aus.
    »Ich fürchte, in meinem Herzen hat sich Rachsucht eingenistet.«

    »Dann werden wir uns beizeiten darum kümmern. Aber im Moment drängen mich einige andere Fragen, die gelöst werden müssen. Ein grollender Gatte auf Reisen, eine geraubte Brautkrone und eine heulende Leocadie im Herzeleid, um nur die wichtigsten zu nennen.«
    »Ja, Liebes, ich weiß. Ich werde Geduld haben.«
    Mit einer liebevollen Umarmung verabschiedete sich Alyss von der Begine, aber leichter war ihr Herz nach dieser Unterredung nicht geworden.
     
    In das Schreiben an ihre Tante Aziza hatte Alyss einiges von Catrins Urteil über Arbo einfließen lassen, aber als sie nun darüber brütete, fand sie keinen rechten Abschluss für ihren Brief.
    Und das, bedachte sie, lag daran,

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