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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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aber so, wie er jetzt auftrat, war es schwer vorstellbar, dass er sich schwitzend und keuchend in den Rädern abgemüht hatte. Was musste vorgefallen sein, dass er dazu gezwungen worden war? Aber das war jetzt nicht die Frage, die er sich zu stellen hatte. Immerhin löste das Bild einen kleinen Gedankenfunken aus.
    »Der Kranenmeister hat Heini fortgeschickt, als er krank wurde. Es scheint ihn geschmerzt zu haben. Was, wenn er ihm nun eine Botschaft schickte, dass er ihn wieder in den Treträdern bräuchte?«
    »Weil er doch so ein erfahrener und zuverlässiger Mann war. Ja, Honig lockt manche Tierchen. Schmieren wir es ihm ums Maul. Ihr oder ich, Marian?«
    »Ihr – ich bin zu spillerig.«
    John lachte.
    »Na gut. Ich brauche ein abgetragenes Wams.«
    »Das wird aufzutreiben sein.«
    Es fand sich eines in den Ställen, und mit etwas Dreck wurde auch Johns Kittel darunter angemessen schmuddelig.
    Um die Mittagszeit ließen Marian und John sich von einem Fährmann auf die andere Rheinseite rudern. Ein paar Strahlen der matten Herbstsonne ließen die grauen Fluten des Stroms hier und da aufglitzern, und hinter den kahl werdenden Bäumen am Ufer erkannte man die Gebäude der kleinen, alten Stadt, deren herausragendstes Gebäude die Benediktiner-Abtei war.
    Der Fährmann legte am gemauerten Kai an und erklärte
sich bereit, auf ihre Rückkehr zu warten. Gegen einen passenden Fährlohn, den Marian ihm versprach.
    Groß war das Städtchen nicht, eine breite Straße führte stracks nach Osten, hinter den ersten Häuserreihen am Ufer eine weitere von Norden nach Süden. Mit wenigen Schritten hatten sie die Abtei erreicht und umrundeten sie, bis sie zu der Almosenpforte kamen. Hier lungerte eine Handvoll Krüppel herum, die auf das dunkle Brot der Mönche warteten, und etwas abseits hielten sich auch zwei Personen auf, auf die die Beschreibung von Heini und Ebby passen konnte. Allerdings trug die Frau ein recht neu aussehendes blaues Kleid mit Flitterkram am Ausschnitt, der Mann ein Pelzwams und neue Stiefel.
    »Sie scheinen ihre Beute oder ihren Lohn für Kleider ausgegeben zu haben«, murmelte Marian.
    »Vor dem Winter keine schlechte Maßnahme. Bleibt Ihr im Hintergrund, ich will mein Glück als Gehilfe des Kranenmeisters versuchen. Wenn sie zu entwischen drohen, müsst ihr hinter ihnen her sein.«
    Marian blieb halb verdeckt von einem Baum stehen und sah zu, wie sich John den beiden näherte. Es machte den Anschein, als ob Heini recht aufmerksam zuhörte, Ebby hatte jedoch die Arme vor der Brust gekreuzt und verbreitete die Aura von Misstrauen. John gestikulierte großspurig, Heini nickte begeistert. Ebby löste die Arme und legte ihrem Mann die Hand auf die Schulter, wohl um ihn zu Zurückhaltung anzuhalten. Er argumentierte mit ihr, sie deutete mit dem Zeigefinger auf John.
    Marian spannte sich an. Das Unterfangen schien nicht gelingen zu wollen. Und richtig, Ebby zerrte an Heinis Arm, fluchtbereit.

    Heini sah John plötzlich ebenfalls trotzig an, drehte sich dann um und wollte davonlaufen.
    Er stolperte über Johns ausgestrecktes Bein und fiel in den Staub.
    Ebby stürmte davon, just in Marians Richtung. Als sie an ihm vorbeikam, rannte er los. Er bekam sie am Kleid zu fassen, ein Ärmel riss. Wild schlug die dralle Frau um sich, und ihre Faust traf Marians Schläfe. Er hätte sie fast losgelassen, aber mit der ihm eigenen Zähigkeit bekam er denn doch wieder ihren rechten Arm zu fassen – und was er bei Meister Hans und bei Fabio über die Anatomia gelernt hatte, erwies sich als nützlich. Mit einem schnellen, heftigen Ruck hatte er ihr das Schultergelenk verdreht und ihr den Arm auf den Rücken gepresst. Sie keuchte vor Überraschung und Schmerz.
    Marian auch, aber es gelang ihm, sich zu wappnen. Grob stieß er sie vor sich her, bis er John erreicht hatte, der sich eben Heini über die Schulter werfen wollte.
    »Ist in meine Faust gefallen.«
    »Wie ungeschickt.«
    »Habt Ihr die Riemen?«
    Ebby fing laut an zu zetern, aber Marian drückte nur ein klein wenig das Gelenk in die falsche Richtung, und sie gab Ruhe.
    »Ich tu dir nicht gerne weh, Ebby, aber freiwillig wolltet ihr ja nicht mitkommen.« Und zu John gewandt: »Um meine Taille gewickelt, das sind die Riemen.«
    John löste die beiden Lederbänder und fesselte Heinis Hände und Füße. Dabei meinte er: »Ich hätte mich nach dem Namen des Kranenmeisters erkundigen sollen. Ich war ein
wenig unglaubwürdig in meiner Rolle.« Dann nahm er seinen Gefangenen

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