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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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weder Ebby noch Heini sie nur auf gutes Zureden hin begleiten würden, folgte er diesem vernünftigen Vorschlag, dann aber nutzte er die Wartezeit, um über das weitere Vorgehen nachzudenken. Dazu setzte er sich auf ein weiches Bündel – vermutlich enthielt es Tuche oder Seiden -, während John im Hof mit dem Fuhrmann Listen abhakte und Tilo flink die Packen kennzeichnete.
    Ebby und Heini waren sicher nicht aus freien Stücken nach Deutz gezogen. Sie hatten – von wem auch immer – den Auftrag erhalten, Kilian zu entführen. Der Junge war ihnen entwischt. Die These, die Marian dazu aufstellte, lautete, dass sie Angst hatten, der Junge würde zu Alyss zurückkehren und sie zu beschreiben wissen. Ein Grund, schleunigst die Stadt zu verlassen und sich einen Unterschlupf zu suchen. Nicht zu weit entfernt, denn solch schlichten Geschöpfen machte die Ferne Angst. Heini hatte am Rheinufer gearbeitet, der Rhein hatte derer zwei, also war es recht vernünftig von ihm, das andere Ufer als Zuflucht zu wählen. Dass man an Kirchen und Klöstern mit Almosen rechnen konnte, machte die Abtei zu einem naheliegenden Ziel. So weit, so gut. Nun galt es aber, die beiden zu finden und zwecks Anklage und Befragung wieder
in den Schoß der Stadt zurückzuführen. Wobei Marian weniger die Entführung interessierte – damit sollte Aldenhoven sich befassen. Er wollte etwas über den Raub und den Verbleib der Brautkrone erfahren. Wie aber nun der Entführer habhaft werden? John schien die brutale Methode zu bevorzugen – finden, draufhauen, fesseln und in den Kerker werfen.
    Das Problem stellte sich für Marian bereits an der ersten Position dieses Verfahrens. Sie kannten ihren Aufenthaltsort nicht genau, wussten nur, dass sie bei den Mönchen schnorrten, wie Meister Hans es nannte. Marian vermutete, die beiden würden fliehen, sowie sich jemand nach ihnen erkundigte. Also mussten sie vorsichtig vorgehen. Er kannte zwar den Abt von Deutz, Vater Meynrich, aber der war ein äußerst friedfertiger Mann, der gerne an das Gute im Menschen glaubte. Ihn, so beschloss er, würde er mit seinen Nachforschungen nach den Entführern besser nicht behelligen. Nichtsdestotrotz brauchte das Pärchen eine Schlafstelle und Nahrung. Unterschlupf würden sie nicht im Klostergelände gefunden haben, wohl aber Essen. Die Mönche nahmen ihre Mahlzeit zur sechsten Stunde ein, also wäre die Mittagszeit nicht schlecht geeignet, die Gesuchten dort anzutreffen.
    Und dann?
    Draufhauen? In Gegenwart der Mönche?
    Das war keine besonders empfehlenswerte Maßnahme.
    Eine List mochte hilfreicher sein. Es konnte doch nicht so schwer sein, zwei Tölpel zu übertölpeln.
    Doch so recht wollte Marian keine Eingebung kommen.
    John hatte inzwischen seine Angelegenheit abgewickelt und kam auf ihn zu.
    »Wollen wir zur Jagd schreiten?«

    »Einen Augenblick noch, John. Mir ist etwas eingefallen.«
    Und er berichtete von seinen Überlegungen.
    »Ja, sie werden Reißaus nehmen, wenn sie sich bedroht fühlen«, bestätigte John nach kurzem Nachdenken. »Wir dürfen ihnen keine Möglichkeit dazu geben. Aber ich halte nicht viel von zarter Annäherung.«
    John trug sein Schwert nicht bei sich, aber seine Fäuste mochten überzeugend genug sein.
    »Ja, John. Dennoch könnte eine List uns schneller zum Ziel bringen. Nur mein Kopf scheint heute wie vernagelt zu sein.«
    »Ihr seid eben kein hinterlistiger Mensch, Marian«, sagte John und grinste. »Aber vielleicht kann ich Euch da dienlich sein.«
    »Weil Ihr hinterlistig seid, ja genau.«
    »Weil ich ahne, wie Hinterlist arbeitet. Man muss sich in die Lage des anderen versetzen. Wenn man seine Schwäche kennt, kann man Köder auslegen.«
    »Ein Fallensteller!«
    »Nützlich, wenn man Beute machen will. Also, Ihr habt schon gute Vorarbeit geleistet, denn Ihr habt begründet, wo und warum Heini und Ebby gerade Deutz gewählt haben. Angst vor der Fremde, sagtet Ihr, Marian. Eine Schwäche. Warum?«
    »Weil die Fremde unvertraut ist, Unsicherheit birgt.«
    »Die beiden haben ihr Leben lang in einem sehr kleinen Kreis verbracht, am Hafen die Tretmühle bedient, Holz zu den Häusern getragen, Essen hier und da schmarotzt. Heini wollte nicht betteln, hieß es, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Eine Spur von Stolz.«
    »Bei uns im Hafen von London sind die Kranenarbeiter geachtet.
« Und John grinste noch einmal. »Die Tretmühle ist mir nicht fremd.«
    Marian zuckte zusammen. Ja, er wusste, dass John sich als Hafenarbeiter verdingt hatte,

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