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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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vor Kilian. Ihm sitzt der Schalk im Nacken, und solltet Ihr Angst vor lebenden Mäusen, Kröten Blindschleichen und ähnlichem Getier haben, wird Euch möglicherweise der Appetit vergehen.«zu
    »Habt Ihr ein junges Raubtier in Euer Heim aufgenommen?«
    »Einen siebenjährigen Jungen.«
    »Eine Unterscheidung ohne Unterschied. Ich bin gewappnet.«
     
    Mochte sich das Hauswesen auch über John als Gast an der Tafel freuen – die Tatsache, dass auch Magister Hermanus sich nun wieder einfand, wurde mit weniger Euphorie begrüßt. Der Hauspfaff, wie er von den Jugendlichen hinter seinem Rücken genannt wurde, war Mesner von Lyskirchen und hatte zudem die Pfarrschule zu leiten. Dafür stand ihm eine zugige Dachkammer im Pfarrhaus und ein Hungerlohn zu. Natürlich schätzte er die wohlgefüllten Schüsseln auf dem Tisch seines Vetters Arndt van Doorne, doch fühlte er sich bemüßigt, diese Labsal durch ausschweifende Tischgebete zu honorieren.

    So auch an diesem Abend.
    Johns Gegenwart hatte die Anwesenden in derart gute Stimmung versetzt, dass er seiner Neigung zunächst unbehelligt nachgeben konnte, auch wenn Hilda im Hintergrund immer lauter mit Töpfen und Pfannen zu klappern begann. Einzig Kilian, der gut beaufsichtigt zwischen Lauryn und Tilo saß, mangelte es an der gebührenden ehrfürchtigen Geduld, dem Sermon über die Dankbarkeit und Demut gegenüber den Gaben Gottes zu lauschen. Als Magister Hermanus einmal doch Luft holen musste, krähte er also in die Stille: »Danke auch, Herr Jesus Christ, das Essen schmeckt, wenn man’s isst.«
    »Amen«, schloss Alyss, und Hilda knallte dem Hauspfaff eine Schüssel mit heißen Würsten und sämiger Sauce vor die Nase, die dieser sofort gierig zu verschlingen begann.
    Die anderen bedienten sich aus der großen Terrine mitten auf dem Tisch und warteten, bis Alyss den sehr kurzen Tischsegen gesprochen hatte.
    Nur Kilian wollte sich vorher schon einen Happen in den Mund stecken, bekam aber von Tilo einen Klaps auf die Finger.
    »Warum darf der essen und ich nicht?«, fragte er trotzig.
    »Weil, Jung Kilian, es der guten Sitte entspricht, nicht vor der Gastgeberin zu beginnen. Ebenso wenig, wie man sich ins Tischtuch schnäuzt oder seinem Nachbarn in die Schüssel grapscht«, erklärte John, und Alyss bemerkte, dass er nur mit Mühe den Ernst bewahrte.
    Magister Hermanus hatte den Anstand, mit dem Kauen innezuhalten und den Löffel niederzulegen, bis Alyss den ihren in die Schüssel tauchte.

    Während und nach dem Essen musste John unzählige Fragen beantworten, und die drei Jungfern hatten rosige Wangen, als Alyss sie endlich in ihre Kammer schickte. Kilian war auf der Bank eingeschlafen, und Tilo schleppte ihn mit nach oben, nicht ohne sich noch dreimal für das Drachenei zu bedanken, das John ihm mitgebracht hatte.
    Alyss hatte überwiegend schweigend zugehört, aber sie begleitete John zum Ausgang, und als sie in der dunklen Toreinfahrt standen, wandte er sich zu ihr.
    »Ich bezahle Euch am Montag den Mietzins, Mistress Alyss.«
    »Das braucht Ihr nicht, Master John. Es sind Roberts Räume und damit auch die Euren.«zu
    »Dann nennt es Kostgeld, denn Eure Tafel ist gut, und ich hoffe, häufiger Gast sein zu dürfen.«
    »Das …« Nein, es wäre grob unhöflich gewesen, ihm das zu verweigern.
    »Mistress Alyss?« Die Nacht war mondlos und fast gänzlich finster. Nur das kleine Flämmchen ihrer Handlampe flackerte, und in diesem kärglichen Licht leuchteten Johns weiße Zähne auf, als er lächelte. »Mistress Alyss, habt Ihr mich vermisst?«
    »Ich habe viele Pflichten und Arbeiten zu erledigen, Master John. Ich habe keine Muße, Reisende zu vermissen. Wie geht es Eurem Weib, Master John? Fandet Ihr sie bei guter Gesundheit?«
    »Ich fand sie krank am Gemüt.«
    Das Lächeln war verschwunden, und mit einer leichten Verbeugung glitt John hinaus in die Dunkelheit der Gasse.
    Alyss blieb noch eine Weile in der Toreinfahrt stehen. Wenn
sie ganz ehrlich war – und sie bemühte sich beständig um Ehrlichkeit, vor allem sich selbst gegenüber -, dann musste sie sich vorwerfen, dass sie ungebührlich rüde gewesen war.
    Denn sie hatte sich ebenso über sein Kommen gefreut wie das restliche Hauswesen.
    Und sie hatte ihn vermisst.
    Ein ganz kleines bisschen.
    Alyss seufzte.

9. Kapitel
    M arian seufzte ebenfalls. Er saß über zwei aufgeschlagenen Folianten und hatte eine Wachstafel neben sich liegen. Der Band enthielt eine in der Schrift der Mauren verfasste medizinische

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