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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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blieb an die Wand gelehnt stehen. Das Weib setzte Becher und Krug auf die Planke und goss ein, dann aber sah sie verstört zu dem Henker.
    »Ich habe meinen eigenen Becher, Weib«, sagte der und stellte das Blechgefäß neben die anderen. »Meinem Gehilfen könnt Ihr einen der Euren geben, er ist ein ehrlicher Mann.«
    »Ich bin ein ehrliches Weib, und mir kannst du auch einen Becher geben, Trutsch. Aber ordentlich voll!«
    Das Bier war recht gut, und Marian spürte, wie die Anspannung allmählich von ihm abfiel. Eine Weile lauschte er nur mit halbem Ohr dem Gespräch der drei Männer, aber er merkte auf, als der Schmied den Namen Mats Schlyffers erwähnte.
    »Ich lasse ihn meine Klingen schleifen. Hab zwar auch einen Schleifstein, aber er hat einfach die bessere Hand dafür.«

    »Unsinn, du willst nur der Schlampe von seiner Tochter an die Röcke«, giftete sein Weib ihn an.
    »Ich glaube nicht, dass Gislindis eine Schlampe ist«, sagte Marian ruhig.
    »Ach was, so gierig und so liederlich wie jede schmutzige Dirne.«
    »Nein, sie ist keine Dirne«, sagte auch der Henker. »Sie mag keck auftreten, aber sie sorgt für ihren Vater. Mats könnte seinen Beruf ansonsten nicht ausführen. Ich schätze seine Dienste ebenfalls.«
    Das Weib zuckte schaudernd zurück. Die Werkzeuge des Scharfrichters waren geeignet, Grauen auszulösen.
    »Ronyas Tochter wird schon keine Schlampe sein«, ließ sich jetzt auch die Alte vernehmen. Marian witterte Aufschlüsse über Gislindis und nahm sich vor, diesen Born des Wissens anzuzapfen.
    »Ronyas Tochter?«, fragte er harmlos.
    »War ihre Mutter. Ich kannte sie. War eine Fahrende, ist aber sesshaft geworden.«
    »Also doch Schlampe«, murrte ihre Schwiegertochter.
    »Nicht mehr als du, Trutsch.«
    »Hört auf zu zanken!«, sagte der Schmied müde. »Ronya war eine gute Frau und dem Mats aufrichtig zugetan. Ist wohl so vier Jahre her, dass sie starb. Da war ihre Tochter noch ein ganz junges Mädchen. Aber sie hat sie gut angelernt. All diese Lieder und Sprüchlein sind von ihr.«
    »Muss schwer für die Frauen gewesen sein, mit einem Mann, der kaum sprechen kann«, warf Marian ein, in der Hoffnung, mehr zu erfahren.
    »Ihr meint, kein Weib wird so einen Kerl mit einem Wolfsrachen
heiraten, was, junger Mann?«, kicherte die Alte. »Aber er hat wohl – mhm – besondere Fähigkeiten.«
    Ihre Schwiegertochter grummelte etwas sehr wenig Schmeichelhaftes über die Fähigkeiten der Männer, aber die Alte reichte ihr noch einmal ihren Becher, nahm dann einen tiefen Schluck und erzählte. Offensichtlich liebte sie Zuhörer. Und obwohl ihre Aussprache durch den Biergenuss und auch die fehlenden Zähne etwas nuschelig war, erfuhr Marian, dass Mats Schlyffers als Kind ausgesetzt worden war. Offensichtlich wollten die Eltern einen missgestalteten Sohn nicht großziehen. Fahrende hatten ihn gefunden und aufgenommen. Er wuchs mit deren Tochter zusammen auf, und das Mädchen schien schon von Anfang an so etwas wie seine Beschützerin gewesen zu sein. Er lernte bei der Sippe das Messerschleifen, und als er ein Mann wurde, verliebte er sich in seine Ziehschwester Ronya. Das wollten die Fahrenden jedoch nicht dulden, und so liefen die beiden fort. Sie kamen nach Köln, und mit Mats’ Kenntnissen und Ronyas lustigem Wesen hatten sie sich bald auf den Märkten einen Namen gemacht.
    »Aus der Hand lesen konnte sie auch, die Ronya, auch das hat sie ihre Tochter gelehrt.«zu
    »Auch noch eine Zaubersche.«
    »Nichts da. Eine kluge Frau, die mehr in den Gesichtern als in den Handlinien las. Und ich kenn einige, denen sie guten Rat erteilt hat.«
    »So sagt meine Sch… Base auch«, meinte Marian, der sich gerade noch daran erinnerte, dass ihm daran gelegen war, seine Familie zu schützen. »Man lernt viele Leute kennen auf den Märkten. Und wo viele Leute zusammenkommen, wird viel geschwatzt.«

    »Wohl wahr. Aber nun, Gehilfe, wird es Zeit zu gehen. Hier wurde auch genug geschwatzt.«
    »Ja, Meister.«
     
    Als sie durch die dunklen Gassen gingen, sprach Marian den schweigsamen Henker noch einmal an: »Verzeiht, dass ich Euch nochmals lästig falle, Meister Hans. Doch ich hörte jüngst, dass der Gefangene, der Robert van Doorne erschlagen hat, aus dem Turm entwichen ist.«zu
    »Ach ja. Und woher wollt Ihr das wissen?«
    »Meine Schwester erkundigte sich nach ihm beim Turmvogt.«
    »Der Idiot hat so etwas nicht zu beantworten!«
    »Hat er ja auch nicht. Er druckste herum. Woraus sie schloss, dass er etwas

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