Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz
Weinhandel. Es würde reichen, um das Haus zu führen. Arndt hatte ihr nichts zu diesem Zweck zurückgelassen, aber anderes hatte sie auch nicht erwartet.
Sie würde sich einrichten damit, wie es nun zwischen ihnen war, doch es war keine glückliche Lösung. Nein, Eheleute mussten sich nicht lieben, das kam selten genug vor und war ein Geschenk Gottes. So wie ihre Eltern einander zugetan waren, gab es wenige Paare. Aber Greta und Niclas Aldenhoven gaben ein gutes Beispiel dafür ab, wie es auch ohne Liebe ging. Sie wusste von Greta, dass ihre Ehe zwischen den Eltern abgemacht worden war, eine geschäftliche Verbindung, wie so viele. Und doch lebten die Eheleute in Harmonie zusammen, arbeiteten gemeinsam, zogen ihren Sohn auf, fuhren zusammen übers Land, um ihre Ware zu verkaufen, und begegneten einander mit Achtung und meist auch mit Freundlichkeit. Streit konnte man nie vermeiden, aber man durfte ihn auch nicht übermäßig wichtig nehmen. Meinungen und Charaktere, manchmal auch nur Launen, passten nicht immer zusammen. Es wurde erst dann unerträglich, wenn man das Vertrauen verlor.
So wie sie es verloren hatte.
Einst hatte sie Arndt vertraut. Doch da sie nun nach und nach herausgefunden hatte, was für ein Großmaul er war, wie wenig Verstand und wie viel Tücke er besaß, wie wenig ihm Anstand und Rechtschaffenheit bedeuteten, wenn er sich selbst nur seinen eigenen Vorteil erwirken konnte, war ihr Vertrauen verflogen, waren Verachtung und Widerwille gegen ihn an dessen Stelle getreten.
Er war fort, und sie hoffte, er würde lange bleiben, tunlichst kurz wieder sein Heim aufsuchen und bald wieder verschwinden. Das würde die einzige Möglichkeit sein, diese Ehe zu führen.
Das aber bedeutete: keine Kinder.
Man würde munkeln und Vermutungen anstellen und – je nun, irgendwann auf die Wahrheit stoßen.
Der Falke hatte, was immer er am Boden geschlagen hatte, verschlungen und erhob sich wieder in die Lüfte. Malefiz schaute ihm nach. Wahrscheinlich wäre er ihm gerne an die Schwanzfedern gegangen.
Was ihre Gedanken zu Kilian brachte. Greta hatte nicht stören wollen, da sie mit dem Advocatus zusammensaß, hatte Hilda aber sein Bündel übergeben und ausrichten lassen, in längstens vier Wochen seien sie zurück. Noch mochte dem Kleinen die neue Umgebung wie ein Abenteuer erscheinen, doch vermutlich würde er in den nächsten Tagen seine Eltern vermissen. Sich um ihn zu kümmern musste sie ebenfalls einige Zeit einplanen.
»Kehren wir um, die Pflicht ruft, Benefiz!«
Der Hund sprang auf, und als sie mit dem Pfeifchen den Falken rief, kehrte auch er gehorsam auf ihre Faust zurück.
8. Kapitel
T ilo, Lauryn, wir werden Trauben ernten, Hedwigis, du wirst Kilian zeigen, wie man Hühner füttert und Eier sammelt, Leocadie, du begleitest Hilda auf den Markt. Nimm die Lammfelle mit und lass von einem Pelzer ein Wams für Tilo daraus zurichten.«
»Ja, Frau Alyss. Aber er muss ruhighalten, wenn ich das Bandmaß nehme.«
»Wenn sie mich nicht kitzelt, Frau Alyss, halte ich ruhig wie ein Lämmlein.«
»Mähä!«, warf Kilian ganz richtig ein.
»Schafskopf!«
»Lauryn!«
»Entschuldigung.«
»Hier ist der Geldbeutel, Leocadie. Handle sorgfältig.«
»Sicher, Frau Alyss. Frau Alyss …?«
»Nein, ich habe noch nichts gehört, ob Ritter Arbo bei meinem Vater vorgesprochen hat. Und nun an die Arbeit.«zu
Sie ging allen gut von der Hand, schien es, denn weder Protest- noch Schmerzensschreie irgendeiner Kreatur erklangen am Vormittag. Wohl aber um die Mittagszeit ein lustiger Gesang.
»Axt und Schwert die Männer schwingen,
brauchen dazu scharfe Klingen.
In Weiberhänden spitze Scherchen,
schneiden Fädchen, Stoffe, Härchen!
Lasst uns nach stumpfen Eisen greifen,
Mats Schlyffers wird sie prächtig schleifen!«
»Gislindis ist auf dem Hof«, stellte Tilo fest und hatte ein aufgeregtes Funkeln in den Augen.
»Als ob wir das nicht alle hören würden«, murmelte Lauryn. »Und gleich wird dein Messer stumpf und schartig sein, was?«
»Ist es tatsächlich.«
»Nur weil du Hammelaugen kriegst, sowie du ihre bloßen Beine siehst!«
»Benehmt euch«, mahnte Alyss milde. »Es trifft sich gut, dass Mats Schlyffers da ist, die Werkzeuge müssen geschärft werden. Kommt, es ist ohnehin beinahe Mittagszeit.«
Sie trugen ihre schweren, mit Trauben gefüllten Kiepen in das kleine Kelterhaus, und Alyss trat in den Hof. Mats, der Mann mit dem Wolfsrachen, grinste sie breit an und gab einige Grunzlaute von sich,
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