Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
zur Schmiede am Waidmarkt kommen. Hat einen Unfall gegeben, Herr.«
    »Führst du mich?«
    »Ja, Herr.«
    »Dann warte, ich will meinem Umhang holen.«
    »Ihr sollt nicht in der Nacht ausgehen, Herr Marian!«, mahnte ihn Hardwin, doch Marian schüttelte nur den Kopf.
    »Ich bin kein zehnjähriger Knabe mehr. Ich kann auf mich aufpassen.«
    »Es wäre aber dem Herrn Vater nicht recht!«
    »Der Herr Vater hat mich ohne mit der Wimper zu zucken in ferne Länder reisen lassen. Die paar Schritte zum Waidmarkt sind weit weniger gefährlich.«
    Marian hatte sich eine graue Gugel über Kopf und Schultern gezogen und einen ebenso dunklen Umhang übergeworfen. Die Kapuze der Gugel zog er sich weit über die Stirn, dann folgte er dem Jungen mit seiner Fackel.

    Er wusste, wer ihn geschickt hatte, und wenn der Majordomus das herausgefunden hätte, wäre das Gezeter groß gewesen.
    Die Schmiede war bald erreicht, und der Junge verdrückte sich erleichtert, nachdem er die kleine Münze für seinen Gang erhalten hatte. Die Frau des Schmieds öffnete die Tür, sah ihn misstrauisch an, und als er fragte: »Ist Meister Hans schon da?«, nickte sie, wies die Stiege hoch, drückte sich aber ängstlich an die Wand, während er an ihr vorbeiging.
    In der Kammer oben lag der Schmied, ein kräftiger Graubart, halb aufgerichtet im Alkoven, ein hagerer, dunkelhaariger Mann stand neben ihm und hörte der Schilderung zu, wie er von einem Wagen im Hof gestürzt und so ungeschickt auf das Pflaster geschlagen war, dass er sich die Hüfte ausgerenkt hatte. Eine alte Frau saß in der Ecke, die Hände im Schoß gefaltet, und hörte ebenfalls zu.
    »Ich habe ihm einen Linderungstrunk gebraut, aber er will ihn nicht nehmen«, sagte sie mit krächzender, leiser Stimme.
    »Gegen die Schmerzen eines ausgerenkten Knochens helfen Tränke nicht. Der Oberschenkel muss wieder zurück in das Gelenk springen. Gehilfe, seid Ihr bereit?«
    »Ja, Meister!«
    »Lasst zwei Böcke und eine Planke bringen, im Bett kann ich den Knochen nicht richten«, befahl der Henker. »Habt Ihr einen kräftigen Gesellen, Schmied?«
    »Den Görres. Hol ihn, Weib.«
    Zwei Schragen und ein breites Brett waren kurz darauf gerichtet, der Geselle und des Schmieds Weib hoben den Verletzten darauf.
    »Das Gelenk ist wie eine Halbkugel«, erklärte Meister Hans
seinem Gehilfen Marian währenddessen leise und formte es mit der Hand nach. »Der Oberschenkel liegt wie meine Faust darin.« Er demonstrierte es mit der anderen Hand. »Hier hat der Knochen das Gelenk verlassen.« Er zeigte das Herausrutschen. »Tastet ihn ab, ob etwas gebrochen ist, Gehilfe.«
    »Ja, Meister.«
    Marian legte den Umhang, nicht aber die Gugel ab. In dem schwachen Binsenlicht konnte man so sein Gesicht nicht erkennen. Er schob Kittel und Bruche des Schmieds beiseite, wappnete sich und begann, das unnatürlich hervorstehende Gelenk abzutasten. Dem Mann rannen Schweißtropfen von der Stirn, und er stöhnte. Das gedehnte Fleisch, die Sehnen und die Bänder bereiteten ihm eine höllische Pein. Aber gebrochen war der Knochen nicht.
    Marian teilte das seinem Meister mit, und der gab weitere Anweisungen. Der Geselle musste den Schmied am Oberkörper festhalten, während der Henker und Marian langsam das Bein langzogen. Es war harte Arbeit, denn immer wieder verkrampfte der Verletzte sich.
    »Man hätte ihm Laudanum geben sollen«, sagte Marian.
    »Oder einen Schlag auf den Kopf.«
    »Mhm. Noch einmal«, keuchte der Verletzte.
    Wieder zogen sie, langsam, gefühlvoll, und diesmal gelang es, der Oberschenkel rutschte wieder in das Gelenk.
    Ein tiefes Stöhnen begleitete diese Operation.
    Meister Hans zog sich an die Wand der Kammer zurück, und Marian betastete noch einmal die Hüfte.
    »Habt Ihr weißes Schmalz da, Weib?«
    »Ja, natürlich.«
    »Holt mir etwas davon.«

    Mit dem Fett bestrich er die Hüfte und massierte die überdehnten Sehnen. Erst keuchte der Schmied noch, dann brummte er.
    »Ihr habt heilende Hände, junger Mann.«
    »Bleibt ein paar Tage vom Amboss fern, damit das Fleisch sich beruhigt.«zu
    »Wenige Tage, die Arbeit wartet.«
    Der Schmied rappelte sich auf, und mit Hilfe seines Gesellen setzte er sich auf die Kante des Alkovens.
    »Weib, bring uns eine Kanne von deinem Bier. Wir haben uns das verdient!«
    Sie zögerte etwas, aber die Alte in der Ecke krähte: »Mach schon, Trutsche. Das wird keinem schaden.«
    Marian zog sich einen Schemel herbei, der Geselle setzte sich neben den Schmied, Meister Hans

Weitere Kostenlose Bücher