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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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meiner Seite aus ja, doch das müsst Ihr mit seinen Eltern ausmachen. Ich habe schon versucht, meiner Tante Vertrauen in Euch einzuflößen.«
    »Tatsächlich, Mistress Alyss? Und Ihr habt Euch nicht die Zunge dabei verknotet?«
    »Doch, Master John.«
    »Wie selbstlos von Euch.«

    »›Was man lobt an einem Mann,
    da setzt er seine Kräfte dran.‹ So riet mir der bescheidene Dichter Freigedank, Master John.«
    Der konnte auf diese profunde Weisheit nicht antworten, denn es klopfte an der Tür, und Marian trat ins Kontor.
    »Mir zwitscherten die Vögelein, dass Ihr wieder zurückgekehrt seid, John!«
    »Die Schwälbchen vermutlich, und nicht die, die in den Giebeln nisten«, knurrte Alyss.
    »Diese reizenden Schwälbchen habe ich aber noch gar nicht mit meinem Besuch beehrt. Euer Bruder muss anderem Gesang gelauscht haben. Dem der Turteltauben, Marian?«
    »Von Turteln war aus dem Mund meiner Tante nichts zu vernehmen.«
    »Aber turteln könnt Ihr, denn als Schwester Marianne gabt Ihr ein liebreizendes Täubchen ab. Lasst Euch küssen, mein Freund!«
    Als John Marian vor einigen Monaten kennengelernt hatte, trug dieser Frauenkleider, um die Kunst der Hebammen zu erlernen, die Männern verboten war. Ein hübsches Mädchen spielte er auf diese Weise und täuschte manchen Mann. Nicht jedoch John.
    Der wollte ihn nun an sich ziehen, um ihn zu herzen, doch vipernschnell schoss Marians Faust vor. Gewappnet zuckte John zurück, sodass sie seine Brust nur streifte.
    »Aua, aua!«, wimmerte Marian theatralisch und schüttelte seine Hand aus. »Habt Ihr Eisennägel gefressen, John?«
    »Lasst mich überlegen – doch ja, eine Handvoll zum Frühmahl.«

    »So will ich Frieden mit Euch halten. Reicht mir die Hand!«
    »Tut’s nicht«, warnte Alyss, aber schon hatte Marian Johns Hand ergriffen, und der wurde blass.
    »God gracious, bei welchem Peiniger geht Ihr jetzt in die Lehre?«
    »Beim Meister selbst, Master John«, erklärte Alyss. »Ich warnte Euch. Und nun, Bruderlieb, renke ihm den Daumen wieder ein.«zu
    Marian tat, wie gebeten, John stöhnte noch einmal auf und wackelte dann mit einem schiefen Grinsen mit seinem Daumen.
    »So haltet Ihr Verbindung zum – wie nennt Ihr den hangman ?«
    »Zum Henker, ja.«
    Alyss bemerkte, wie die beiden Männer Blicke tauschten, und begehrte zu wissen: »Marian, was hast du mir verschwiegen?«zu
    »Sagte ich Euch schon, John, dass meine Schwester zuzeiten hellsichtig ist?«
    »Scharfsichtig, Marian. Sprecht, was sind die Nachrichten? Sie wird sie für sich behalten.«
    Marian nickte und wandte sich an Alyss.
    »Yskalt ist entkommen.«
    »Aha. Daher!«
    Für John erklärte sie: »Als ich letzthin, noch vor Erntedankfest, Wein an den Turmvogt lieferte, fragte ich ihn nach dem Gefangenen. Er druckste herum.«
    »Aus gutem Grund.«zu
    »Wer hat ihm geholfen, Marian?«, wollte John, jetzt sehr ernst, wissen.

    »Entweder der, der ihn gedungen hat, oder jemand, der wissen will, wer ihn beauftragt hat, Robert zu töten. Aus welchen Gründen auch immer.«
    »Das gefällt mir nicht.«
    »Nein, das gefällt mir auch nicht.«
    »Ihr forscht nach ihm?«zu
    »Natürlich. Doch noch habe ich keine Spur.«
    »Ich werde mich auf seine Fährte setzen.«
    »Darauf hoffte ich.«
    Alyss hatte schweigend zugehört und sich ihre eigenen Gedanken gemacht.
    »Es kann nicht ganz einfach gewesen sein, einen solchen Riesen, fiebernd und kaum bei Sinnen, zu befreien. Er war dem Tode nahe.«zu
    »Und ihm nun wohl geweiht … Aber es ist Gold geflossen, und diesen Weg werden wir verfolgen. Solltet Ihr etwas dazu hören, Mistress Alyss, berichtet mir oder Eurem Bruder davon.« Nach diesen ernsten Worten aber kehrte Johns Schalk zurück, und er knuffte Marian.
    »Singen die Schwälbchen noch immer Lobeshymnen auf meine überwältigende Männlichkeit?«
    »Das kann ich Euch nicht sagen, John, da ich nicht mehr zu Gast in ihren Nestchen bin. Überzeugt Euch selbst! Und rettet Euren Ruf, sollten sie Euch vergessen haben.«
    »Ja, ja, geht nur zu den Vögelchen und vergnügt Euch, Master John. Mich hingegen rufen die Geschäfte.«
    »Ah, mich auch!«
    »Mädchesjeck!«

     
    Der folgende Tag war für die Kölner ein hoher Feiertag – man gedachte der Stadtpatronin, der heiligen Ursula, mit Messen und Prozessionen. Am Morgen musterte Alyss ihre kleine Gemeinschaft aufmerksam. Alle Näharbeiten waren rechtzeitig fertig geworden, und die Mädchen erstrahlten in ihren aufgeputzten Kleidern. Es überraschte sie wenig, dass

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