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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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eine herzhafte Tracht Prügel von ihr.
    Er ertrug sie ohne Mucks. Aber seine Augen leuchteten kalt.
    Ja, das war all das Ungemach, das ihr heute widerfahren war.
    Und John war auch nicht erschienen.
    Hoffentlich regnete es bei den Schwälbchen ordentlich rein!
    Missmutig ging Alyss in ihre Kammer und kniete, wie jeden Abend, vor dem kleinen Altar nieder, um ihre Gebete zu sprechen. Dass sie den Jungen so hart bestraft hatte, lastete auf ihrer Seele. Darum trat sie dann doch noch einmal mit dem Handlämpchen auf den Flur. Unten war es still geworden, die Jungfern hatten sich in ihre Kammer zurückgezogen. Sie schaute bei ihnen hinein und fand alle drei einträchtig dabei, sich gegenseitig die Haare zu bürsten. In einen Eimer in der Ecke tropfte mit schöner Regelmäßigkeit das Wasser durch das Dach. Sie wünschte ihnen eine gute Nacht und durchquerte den Lagerraum, der das Quartier der Mädchen von dem des Jungen trennte. Tilo war wohl noch unten, doch Kilian lag in seinem Bett. Friedlich schien sein Schlaf nicht zu sein, es sah aus, als habe er sich einen wütenden Ringkampf mit der Decke geliefert. Sacht zog sie sie über ihm zurecht und strich ihm dann über die blonden, zerzausten Locken. Er gab ein leises Maunzen von sich, wachte aber nicht auf.
    Mit den Pantinen in der Hand schlich sie in ihre Kammer zurück, und als sie sich zu Bett begeben wollte, fand sie Malefiz bereits in ihren Kissen zusammengerollt liegen. Auch er maunzte leise, als sie ihn anhob und ein Stückchen zur Seite rückte. Als sie unter die Decken schlüpfte, schnurrte er jedoch zufrieden.
    Darüber schlief sie ein.

     
    Den ganzen Sonntag regnete es ebenfalls, und erst am Montagmorgen klarte es wieder auf. Alyss verteilte eben im Hof die Aufgaben, der Leyendecker werkelte auf dem Dach, Kilian verstreute Körner für die Hühner, vorsichtig darauf bedacht, dem Hahn nicht in die Quere zu kommen, Tilo hämmerte am Verschlag des Falken herum, und die Mädchen suchten die Eier im Hühnerstall.
     
    »Das Messerchen ganz scharf und blank,
    dafür gebührt dem Mats der Dank.
    Nun braucht sein Herrchen es zurück,
    der macht damit wohl bald sein Glück!
    Hei, wie fein der Stahl uns blinkt,
    Wenn Mats Schlyffers Schleifstein singt!« Durch die Toreinfahrt tänzelte Gislindis. Sie hielt ein kurzes Schwert in den Händen und begleitete ihren Tanz mit recht gekonnten martialischen Gesten. Tilo ließ den Hammer sinken und starrte sie an, Benefiz umkläffte sie, Kilian juchzte und tanzte ebenfalls, und die Hühner stoben gackernd davon.
    Alyss drehte sich zu ihr um und schüttelte den Kopf über diese dreiste Vorführung. Doch dann fragte sie sich, was Gislindis wohl damit beabsichtigte. Sie hielt die junge Frau für zu gewitzt, als dass sie einfach nur um Aufmerksamkeit zu erregen eine solche Vorführung in Szene setzte.
    »Gislindis, lasst das Schwert sinken!«, rief sie ihr zu, und diese tat wie befohlen, salutierte aber noch einmal spöttisch damit.
    »Folgt mir!«, sagte Alyss kurz angebunden.
    Gislindis trat hinter ihr in das Kontor ein und sah sich mit unerwartet unsicherer Miene um. Alyss musterte sie. Seit es
herbstlich geworden war, steckten ihre im Sommer bloßen Füße in derben Stiefeln, die jetzt ebenso schlammverkrustet waren wie die Säume ihrer Unterkleider und des groben Obergewands. Ihre Schultern und Haare bedeckte eine verwaschene rote Gugel, deren langen Zipfel sie wie ein Turban um den Kopf geschlungen und mit einem weiteren bunten Tuch umwickelt hatte. Vorsichtig legte sie das Schwert auf einen Tuchballen und faltete dann die Hände vor dem Schoß.
    »Was bedeutet das, Gislindis?«
    »Ich wollte dem englischen Tuchhändler das Messer zurückbringen, wohledle Frau.«
    »Dann bist du hier am falschen Ort. Und ich glaube, das weißt du ganz genau.«zu
    »Er hat seine Ware hier gelagert. So dachte ich, er käme hier vorbei, wohledle Frau.«
    Alyss setzte sich auf den Hocker hinter ihrem Schreibpult und betrachtete die Tochter des Messerschleifers nachdenklich. Es war eine Ausrede, ohne Zweifel. Irgendetwas anderes hatte Gislindis veranlasst, zu ihr zu kommen. Ob es mit Marian in Zusammenhang stand? Ihr Bruder hatte ihr am Vortag berichtet, was er über sie und Mats und die Fahrende Ronya herausgefunden hatte, und auf ihre vertraute Zwillingsart hatte sie gespürt, dass da eine mehr als oberflächliche Neugier in Marian wirkte. Hatte Gislindis das ebenfalls bemerkt?
    Die Messerschleiferstochter verblüffte sie schon lange nicht mehr

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