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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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mit den Bettlern zusammengetan hatte, würden sie möglicherweise hier etwas von ihm hören.
    »Nein, einen engelsgesichtigen Jungen habe ich hier, außer unserem Sohn, in der Gegend nicht gesehen, Alyss. Aber wir werden darauf achten, ob jemand ihn getroffen hat.«
    »Danke, Jan.«
    Trine hingegen hatte die Nase ein wenig krausgezogen, so als ob sie einem vergessenen Duft nachsann. Alyss beobachtete sie. Trine hatte ausgezeichnete Sinne – Sehen, Riechen und Tasten waren bei ihr weit feiner ausgebildet als das Hören. Doch mit Namen konnte sie wenig anfangen. Jan hingegen hatte, wie um ihr diese Fähigkeit zu ersetzen, ein ausgezeichnetes Namensgedächtnis, und so tippte er nach einiger Zeit mit dem Finger auf den Tisch.
    »Aldenhoven, sagtest du?«
    »Niclas und Greta Aldenhoven. Buntwörter.«
    »Der Name fiel letzthin. Ich kenne sie nicht, sie scheinen nicht zu unserem Sprengel zu gehören. Wahrscheinlich fiel es mir deshalb auf. Da waren zwei von denen, die an der Speisung teilnehmen, die nach ihnen fragten. Trine?« Gleichzeitig mit der Frage bewegte er seine Finger. »Es war der Mann, der so einen zähen Husten hatte. Du hast ihm deinen Saft gegeben. Erinnerst du dich an ihn?«
    Trine zog den langen Zopf aus ihrem nachlässig gebundenen Gebende hervor und zwirbelte an dessen Ende. Ihre Haare waren noch immer honigblond, und der Zopf schimmerte wie ein seidenes Tau. Alyss bewunderte ihn.

    Mehr noch bewunderte sie die Gaben der Taubstummen. Sie erzählte: »Der Mann hat in einer der Tretmühlen am Rhein gearbeitet, musste aber aufhören, weil sein Husten nicht enden wollte. Das Weib, mit dem er zusammenlebt, ist Holzträgerin und verdient sich damit ein paar Münzen. Doch es ist zu viel zum Sterben und zu wenig zum Leben. Darum kommen die beiden oft zum Essen zu Aposteln. Sie mögen ungefähr so alt sein wie wir, und sie wohnen hier in der Nähe, ich weiß aber nicht, wo.«
    »Wisst ihr noch, wann sie sich nach Aldenhoven erkundigt haben?«
    »Ja, zufällig weiß ich das«, sagte Jan. »Zwei Tage nach Mauritius, vorletzten Freitag. Da habe ich nämlich dem Pfarrer deine Wundsalbe gegeben, Trine, die er eine Woche lang auf sein schlimmes Bein schmieren sollte.«
    »Das letzten Freitag gut geheilt war.«
    Alyss rechnete nach.
    »Lauryn, wann kam Lis, die Magd, zu uns? Weißt du das noch?«
    »Am Donnerstag nach Sankt Ursula.«
    »O ja, richtig. Also, am Donnerstag, oder in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, ist bei Aldenhovens eingebrochen worden. Ein Beutelchen Münzen wurde gestohlen, mehr nicht. Am selben Freitag hat man einen mit Aldenhoven befreundeten Buntwörter heimgesucht und einiges an Silbergerät mitgehen lassen. Und am Dienstag wurde Kilian entführt.«
    »Du meinst, diese drei Taten hängen zusammen?«
    »So vermuten wir. Jemand suchte nach Kilian, wusste aber nicht, dass seine Eltern unterwegs waren, ihre Pelze zu verkaufen.
Dazu würde es passen, dass dieser Mann sich nach ihnen erkundigt hat.«
    »Er und sein Weib sind bettelarm, was die Einbrüche erklärten könnte, Alyss, aber ein Kind entführen? Ich weiß nicht. Warum sollten sie es tun?«
    »Lösegeld, Jan.«
    Jan erklärte Trine diese Überlegungen, und die setzte sich an den Tisch und stützte das Kinn in die Hände. Sie dachte nach, und während sie das tat, störten die anderen sie nicht. Doch dann drückte sich Lauryn plötzlich die Handballen in die Augen und stöhnte.
    »Lauryn, was ist? Ein Anfall von Pein? Jan?«
    »Nein, nein – es ist nur … Frau Alyss, das waren zwei. Das waren zwei Leute, eine Frau und ein Mann. Der Mann hat versucht, seinen Husten zu unterdrücken. Und die Frau hat … ja, die Frau hat mich geschlagen. Sie hatte einen Knüppel in der Hand.«
    »Halleluja. Ich glaube, wir haben unsere Entführer.«
    »Nein, ihr habt sie noch nicht. Aber ihr scheint tatsächlich auf der richtigen Spur zu sein«, meinte Jan.
    »Die beiden sind zu dumm, um auf die Idee mit dem Lösegeld zu kommen«, war gleich darauf Trines Einwurf.
    »Dass sie dumm sind, dieser Gedanke beschlich uns auch schon. Sonst wäre ihnen der kleine Teufelsbraten nicht so leicht entkommen. Jetzt müssen wir noch ihre Namen herausfinden, wo sie wohnen und – tja, wer sie beauftragt hat, den Jungen zu entführen.«
    »Fragt den Pfarrer von Aposteln nach ihnen, der wird es wissen. Oder besser, wir machen es und schicken euch Nachricht. Wir können sie beschreiben, nicht wahr, Trine?«

    Sie nickte, und in diesem Augenblick stürmte ein Junge, gleich

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