Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz
du eine Lektion, wozu man ihn bei der Wundbehandlung verwendet. Wir brauchen frische Leinenstreifen, Hedwigis, Leocadie. Tilo, ein Schaff Wasser. Hilda, deine Wundsalbe. Frieder, setz dich auf die Bank. Master John, legt Euer Beinkleid ab.«
»Immer wollt Ihr, dass ich mich vor Euch entblöße«, maulte John.
»Eure Unschuld wird hier nicht angetastet, seid ganz unbesorgt. Runter damit, ich will sehen, wie tief der Schnitt geht.«
»Andere Heiler sind nicht so neugierig auf bloße Männerbeine.«
»Schämt Ihr Euch der Eurigen?«, kicherte Lauryn.
»Vor Euch schon, junge Maid.«
»Och, es sind nicht die ersten nackeligen, die ich sehe.«
»Kümmer du dich um das Auge deines Bruders, Lauryn. Wenn das nicht bald gekühlt wird, gibt es ein übles Veilchen.«
»Das wird es so und so geben, Mistress Alyss. Aber Kühlung lindert den Schmerz. Aua! «
»Was seid Ihr für ein Lämmchen, Master John. Ich habe nur das Blut an Eurer Schläfe weggewischt.«
»Und mir die Hälfte der Kopfhaut dabei abgerissen.«
Das mutwillige Gezänk führte jedoch dazu, dass die angeschlagene Truppe recht schnell und ohne große Gegenwehr verarztet werden konnte. Frieders Knöchel wurde von Leocadie geübt bandagiert, seine Schrammen und Prellungen mit feuchten Tüchern gekühlt, gesalbt und verbunden, und Alyss betrachtete den muskulösen Oberschenkel, auf dem sich goldene Härchen sträubten, während sie mit dem nassen Lappen das Blut fortwischte. Die Wunde darunter war weit weniger tief, als sie befürchtet hatte.
»Das Messer hat nicht Mats geschliffen, ein Kratzer nur. Marians Behandlung mit Nadel und Faden bleibt Euch erspart, Master John.«
»Der Herr sei gelobt und all seinen himmlischen Heerscharen ein Lied gesungen!«
»Feigling. Er fertigt recht zierliche Stickereien, wenn man ihn lässt.«
»Nicht in meinem Leib, Mistress Alyss, da bin ich eitel.«
»Ja, Narben von klaffenden Wunden und wildes Fleisch zieren den echten Helden. Kohlblatt, Lauryn!«
»Wollt Ihr einen Krautwickel aus ihm machen, Frau Alyss?«
»So etwas Ähnliches. Kohl verhindert die Entzündung. Aber zuerst von der Salbe. Dann das Kohlblatt, dann der Verband.«
Lauryn half ihr, die Wunde zu bedecken, was sich John nun ohne Widerworte gefallen ließ.
»Drei Tage drauflassen, Master John.«
»Ach, Mistress Alyss, diesen Wickel von Euren sanften Händen, den werde ich nie wieder von meinem Schenkel entfernen.«
»Schön, doch nach vier Tagen werdet ihr stinken wie ein vergammelter Kappes und nach einer Woche wie ein Dunghaufen. In meine Nähe kommt Ihr damit nicht mehr.«
»Ihr habt so eine zartfühlende Art, mit Leidenden umzugehen, my Honourable Lady.«
»Schmuusbüggel!«
Dann wandte sie sich Tilo zu, der ebenfalls einige oberflächliche Schrammen davongetragen hatte und der Salbe, vor allem aber der Aufmerksamkeit, bedurfte.
Und schließlich spendete Hilda mit süßem Wein allen Beteiligten auch noch leiblichen Trost.
»Frieder, ich danke dir, dass du mich so mutig verteidigt hast«, sagte Alyss, als sie ihm den Becher reichte. Der junge Mann schaute mit stiller Verehrung zu ihr auf.
»Ihr habt Euch aber auch nicht schlecht geschlagen, Frau Alyss. Wie fies, dem Mann die Lippe umzudrehen.«
»Und dafür hast du jetzt ein blaues Auge.«
Es war ihre eigene Dummheit, dass sie selbst in die Taverne
gegangen und er dabei verletzt worden war. Ihr Blick glitt über sein junges, eifriges und so zerschlagenes Gesicht. Der erste helle Flaum hatte sich um sein Kinn gebildet, er war auf dem Weg, ein Mann zu werden. Noch waren seine Beine und Arme länger, als sie sein sollten, seine Schultern noch schmal, aber er hatte Alyss beschützen wollen.
Sie beugte sich vor und küsste ihn leicht auf die Wange.
»Oh. Mhm … ähm.«
»Verschütte deinen Wein nicht!«, mahnte seine Schwester Lauryn ihn. Gehorsam nahm Frieder einen tiefen Schluck.
»Das dient der Heilung, Frieder. Lauryn, du könntest Tilo diesen Dienst erweisen.«
»Der kriegt doch nur Schüttelfrost davon. Ich hab keine Heilkräfte.«
»Das muss man üben.«
Lauryn rollte mit den Augen und schmatzte dann Tilo einen nassen Kuss auf die Stirn.
»Igitt!«
»Seht Ihr, Frau Alyss?«
»Ein Herr von Stand und Höflichkeit, Jung Tilo, weiß den Kuss einer schönen Maid immer zu würdigen. Und nun, wohledle damsels and dames, wer küsst mich?«
»Hilda?«, schlug Frieder vor.
John machte den Mund auf und schloss ihn wieder.
»Ich küsse keine Männer mit bloßen Beinen«, meinte die
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