Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
kann ich dir in die Hand versprechen.«
    »Das will ich von dem Herrn vom Spiegel selbst hören, Frau Alyss. Ich glaube nicht, dass er mir meinen Herzenswunsch abschlagen wird.«
    »Das forderst du selbst heraus«, stellte Marian nüchtern fest.
    »Ich werde fasten und beten.«
    »Du darfst beten, gefastet wird hier nur zu Fastenzeiten. Und jetzt zu Bett allesamt! Morgen ist der erste Messetag, und es gibt auch für uns viel zu tun.«
    Das Jungvolk war hinausgescheucht, und Alyss begleitete ihren Bruder noch an die Haustür.
    »Er wird ihr den Kopf waschen.«
    »Hoffentlich nicht so, dass ihr anschließend die Haare büschelweise ausfallen.«

28. Kapitel
    S ie haben ihn gefunden!«
    Mit diesem Ausruf kam Tilo am Montagmorgen in die Küche gestürzt.

    »Kilian?«
    Tilo nickte und blieb dann mit leicht verstörtem Blick beim Herd stehen.
    »Wo? Nun sprich schon!«, forderte Alyss ihn ungeduldig auf.
    »Nnna ja, sie haben ihn aus dem Wasser gezogen, unten an der Rheininsel.«
    Der Frühstücksbrei wollte ihr in die Kehle steigen. Mühsam würgte sie und musste sich mit eisigen Fingern am Tisch festhalten, da ihre Beine nachzugeben drohten.
    Hilda aber fuhr auf und verpasste Tilo eine derart herzhafte Ohrfeige, dass er an die Wand taumelte. Dann legte sie ihre Arme um Alyss und zog ihre Herrin an ihren üppigen Busen.
    »Schhh, Kindchen, schhh. Ganz ruhig, Liebschen, ganz still.«
    Alyss’ Zähne klapperten vor Entsetzen, aber sie hörte, wie Lauryn Tilo anfauchte: »Du Hornochse von einem Idioten! Frau Alyss’ Sohn ertrank einst. Wie kannst du mit so einer Meldung hier reinplatzen?!«
    Tilo stammelte etwas Unverständliches, und Alyss machte sich aus der festen Umarmung der Haushälterin los.
    »Ich muss zum Ufer. Tilo, begleite mich.«
    »Nicht, Frau Alyss. Nicht.«
    »Doch, Hilda.«
    Sie ließ sich von Lauryn den Umhang geben und rannte mehr als sie ging mit dem jungen Mann an ihrer Seite zum Rhein hinunter.
    Die Rheinvorinsel, eine sandige Erhebung, die sich vom Bayenturm aus bis zu Lyskirchen erstreckte, diente den Schiffsbauern als Werft. Hier lagen halbfertige Holzgerippe, Teerfässer,
Planken, Hanfrollen und was sonst noch alles benötigt wurde, um die Nachen und Frachtkähne anzufertigen. Die Arbeiter aber hatten sich jetzt an einer flachen Stelle versammelt und bildeten ein Rund um was immer dort angespült worden war. Tilo, der bemüht war, seinen übereifrigen Auftritt wiedergutzumachen, schaffte es, einen Mann mit einem Ruderboot herbeizurufen, der sie zu der Insel übersetzte. Er stützte Alyss, als sie zu den Männern trat, und sie war ihm dankbar dafür. Zu sehr glich die Szene jener vor drei Jahren, als man sie ebenfalls an das Ufer gerufen hatte, um den Leichnam ihres kleinen Terricus zu identifizieren.
    »Seid Ihr die Mutter?«, fragte einer der Arbeiter sie mit rauer Stimme, in der so etwas wie Mitleid schwang.
    »Nein, aber ein Junge aus meinem Hauswesen wird vermisst. Wir befürchten …«
    »Kommt, aber wappnet Euch. Es ist kein schöner Anblick.«
    Der Mann half ihr über den sandigen Boden zu der Stelle, wo ein kleines, nasses Bündel Mensch lag.
    In Lumpen.
    Aufgedunsen.
    Kaum mehr erkennbar.
    Doch mit dunklen Haaren.
    Wie Terricus.
    Tilos Arm um ihre Taille drückte fester, hielt sie, während sie krampfhaft schluckte.
    »Nicht Kilian!«, stieß sie hervor. »Das ist nicht Kilian.«
    »Nein, das ist nicht Kilian.«
    »Eine andere Mutter wird weinen.«
    Doch die Tränen strömten ihr haltlos über das Gesicht.
    Vom Kai her erklangen weitere Rufe, ein nächster Nachen
landete an, und Aldenhoven stürmte auf den Kreis der Arbeiter zu. Er stieß sie grob zur Seite und kniete vor dem ertrunkenen Kind nieder.
    »Gehen wir, Frau Alyss. Bitte lasst uns gehen. Ihr ertragt seinen Zorn jetzt nicht.«
    »Ja, Tilo. Danke.«
    Er führte sie behutsam zum Ruderboot, half ihr hinein und gab dem Besitzer den Befehl, sie wieder zur Stadt zu bringen. Alyss hatte sich inzwischen so weit im Griff, dass sie ihn mit ein paar Münzen entlohnen konnte, aber auf dem ganzen Weg zurück war sie schweigsam. Tilo trottete betroffen neben ihr her.
    Das Hauswesen erwartete sie mit großen, ängstlichen Augen.
    »Ein anderes Kind. Doch lasst uns für seine Seele und seine Eltern beten.«
    Man befolgte ihre Bitte umgehend.
     
    Doch nicht genug dieser frühmorgendlichen Aufregung, kurz vor der Sext kam Frieder aufgeregt keuchend in den Hof gestolpert, und Alyss fing ihn gerade noch auf, als er über Malefiz zu stolpern

Weitere Kostenlose Bücher