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Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues

Titel: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Ironside
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absolut nichts mehr von meinen Reisen mitzubringen außer der Kleidung, mit der ich aufgebrochen bin.«
    Fragen Sie einen alten Menschen, was er sich zum Geburtstag wünscht, und fast immer wird er irgendetwas mit einer geringen Lebensspanne nennen. Blumen. Badeöl. Theatertickets. Marrons glacés. Pflanzen. Raumspray. Kerzen. Mückenspray. W as man in unserem A lter auf keinen Fall mehr will, ist etwas Bleibendes. Denn uns ist klar geworden, dass man seine Besitztümer tatsächlich nicht » mitnehmen« kann. A ls Folge davon beginnt man sich mehr und mehr von ihnen zu lösen. Für die meisten von uns, die ihr ganzes Leben lang dem Erwerb von mehr Besitztümern gewidmet haben, ist dieses » Ballastabwerfen« (sprich, unsere V ergangenheit) eine immense Erleichterung. Um ganz ehrlich zu sein, bin ich im Grunde meines Herzens froh, wenn einer meiner Enkelsöhne mal wieder eine Blumenvase zerbricht. Jedes Stück weniger ist eine Last weniger.
    Ich kann mir mittlerweile gut vorstellen, dass Buddha am Ende seines Lebens nichts weiter besitzen wollte als seine Gebetsmatte. Mehr und mehr wird auch mir das W egwerfen von Dingen zum Bedürfnis.
    Ich habe früher sehr viel fotografiert und besitze zwei große Schubladen voll mit dicken Fotoalben– katalogisiert, datiert und alles. Mittlerweile muss ich mich jedoch fast zwingen, den Fotoapparat überhaupt einzupacken, wenn ich irgendwo hinfahre, geschweige denn, ihn rauszunehmen und ein paar Fotos zu schießen. Ich kann einfach keinen Sinn mehr in der Fotografiererei sehen.
    Im Rentenalter kommt oft noch einmal der Moment, in dem wir überlegen, noch ein letztes Mal umzuziehen. Könnte natürlich sein, dass Sie in ein kleineres Haus oder in eine kleinere W ohnung umziehen müssen, um Kapital flüssig zu machen. (Aber A chtung! Finger weg von Bungalows! Die machen einen bloß alt und schwach– älter und schwächer jedenfalls. Ärzte behaupten, der beste W ohnsitz für alte Leute sei ein handtuchschmales Haus aus dem 18. Jahrhundert mit vielen steilen Treppen, das auf einem Hügel steht. Das hält fit.)
    Aber wohin soll man als alter Mensch seinen W ohnsitz verlegen? A ls sie jünger waren, haben viele meiner Freunde davon geträumt, im A lter aufs Land zu ziehen. Ein paar wenige haben es tatsächlich gemacht; wesentlich mehr Provinzler ziehen im A lter aber in eine Stadt oder wenigstens eine größere Ortschaft. In urbanen Zentren ist der öffentliche Nahverkehr besser getaktet; Freunde wohnen näher, und auch die medizinische V ersorgung ist gewöhnlich besser und effizienter.
    Wie auch immer: Sobald Sie also ein kleineres Haus oder eine kleinere W ohnung am Ort Ihrer W ünsche gefunden haben, können Sie so richtig mit dem Ballastabwerfen beginnen. V ielleicht ist der Zeitpunkt ja gerade jetzt besonders günstig, dieses komische Massagegerät loszuwerden, das Sie vor zwanzig Jahren auf einer Esoterikmesse gekauft haben. Oder das rostige alte Fahrrad zu entsorgen, das Sie zur Benutzung für Gäste aufgehoben hatten. Und die alte spanische Flamencogitarre aus den Sechzigern hat nun, da Ihre Finger gichtig werden, wohl auch nicht mehr viel Sinn. A uch sollten Sie jetzt endlich– wenn Sie wissen, wie– Ihre alten Schallplatten auf CDs übertragen.
    Und wo Sie schon dabei sind, wäre jetzt die beste Zeit, ein wenig Geld für einen Experten auszugeben, der zu Ihnen ins Haus kommt und sich all Ihren Schnickschnack ansieht, um festzustellen, was er nun eigentlich wert ist. Oder wollen Sie das nach Ihrem Tod den gramgebeugten Hinterbliebenen überlassen? A uch könnten Sie Ihren Kindern und Enkeln jetzt schon einige Dinge schenken, um dem Fiskus ein Schnippchen zu schlagen. Überzeugen Sie sich bitte auch davon, dass Sie alle peinlichen Briefe und Mementos vernichtet haben, vor denen Sie Ihre Lieben besser verschonen wollen.
    Wollen die denn wirklich wissen, wie sehr Sie sie vermissten, nachdem sie ausgezogen waren? Oder wie sehr es Sie verletzte, als sie Ihren Geburtstag vergaßen? Ich glaube kaum, dass es sie freuen würde, auf Liebesbriefe zu stoßen, die eine andere Frau an Ihren Mann geschrieben hat ( nachdem Sie ihn geheiratet hatten, wohlgemerkt). A uch täten Sie Ihrer Familie keinen Gefallen, wenn diese auf die Geburtsurkunde eines Kindes stieße, das Sie im Übermut Ihrer Jugend adoptiert hatten. Oder die Tatsache, dass Sie einst Krebs hatten, ihn aber überwanden und der Familie nie etwas davon erzählt haben. Jetzt ist die Zeit gekommen, alte Spuren sauber zu

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