Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues
furchtbar interessant finde.
Howard Jacobson, selbst nicht gerade ein junger Hüpfer, schrieb im Independent:
Ich persönlich liebe die Gesellschaft von Menschen, die »es hinter sich haben«. Dabei spielt keine Rolle, was genau »es« ist. Die Tatsache, dass sie was auch immer hinter sich haben, genügt. Ich liebe dieses gewisse Gemeinschaftsgefühl von Selbstironikern. Das Fehlen jedes Konkurrenzdenkens, unter dem das Leben der A ktiven so sehr leidet … Ich liebe es, mit Menschen zusammen zu sein, die nicht von gestern sind … die akzeptieren, dass wir alle Ruinen unter Ruinen sind …
Die interessantesten jungen Menschen können wir sogar hören, da sie den Großteil ihres Lebens in lauten Nachtclubs verbringen und deshalb natürlicherweise brüllen müssen, wenn sie sich unterhalten, da ihr Gehör bereits geschädigt ist. Und selbst die weniger interessanten jungen Zeitgenossen sind immer noch interessant genug. Irgendjemand hat gesagt: » Gibt es eine schönere Musik als das Stimmengewirr junger Menschen?«
Ich habe Freunde in meinem A lter, mit denen ich mich selbstverständlich von gleich zu gleich unterhalte, aber jetzt ist mein Leben noch zusätzlich bereichert durch meine jüngeren Freunde, für die ich die Ältere, W eisere bin, an die sie sich in allen Lebenslagen vertrauensvoll wenden können. W issen junge Männer eigentlich, wie ausgesprochen schmeichelhaft es für einen alten Menschen ist, wenn sie es der Mühe wert finden, ihnen mehr als eine halbe Stunde ihrer kostbaren Zeit zu schenken? A ls meine Mutter alt war, brauchte nur ein junger Mann ihren Pfad zu kreuzen, und schlagartig lief sie wieder zu ihrer alten Form auf. Sie wurde dann geradezu peinlich mädchenhaft und albern, flirtete hemmungslos und war allein durch die A nwesenheit eines jungen Menschen, genauer gesagt, eines jungen Mannes, im siebten Himmel.
So demütigend es auch ist, ich finde es schwer, mich nicht ähnlich zu verhalten. Ich brauche nur den Blick eines jungen Mannes in einem A uto neben mir aufzufangen, und wenn er mir ein Lächeln schenkt, gehe ich den ganzen restlichen Tag auf W olken.
Es ist nicht nur so, dass es schön ist, junge Menschen um sich zu haben. Unsere alten Freunde kippen nach und nach von der Stange, und wenn wir kein junges Gemüse nachziehen, sitzen wir auf einmal allein da. Es macht also Sinn, neue, jüngere Namen in unser A dressbuch aufzunehmen, um die alten, die man rausstreichen musste, zu ersetzen.
Wie ich höre, errichtet man in Holland eine ganze Stadt nur für Senioren. In Senior City bei Zeeland wird es weder Schulen noch Diskotheken, noch Tattoo-Studios geben. Und Motorräder sind verboten.
Für mich wäre so ein Ort der V orhof zur Hölle.
12. Reisen
Als ich noch sehr jung war und den Drang verspürte, irgendwo anders zu sein, wurde mir von reifen Menschen versichert, die Reife werde dieses Jucken kurieren. Als ich das Alter erreicht hatte, das mich als reif beschrieb, war das mittlere Alter die verschriebene Medizin. Im mittleren Alter wurde mir versichert, das höhere Alter werde mein Fieber besänftigen, und jetzt, wo ich achtundfünfzig Jahre alt bin, wird das Greisenalter es vielleicht tun. Nichts hat bisher geholfen. Vier heisere Pfiffe einer Schiffssirene, und immer noch richten sich meine Nackenhaare auf, und meine Füße setzen sich in Bewegung. Das Dröhnen eines Düsenjets, ein warmlaufender Motor, ja nur das Klappern von Pferdehufen auf Straßenpflaster, und schon verspüre ich wieder den alten Schauder, der Mund wird mir trocken und der Blick träumerisch, die Handflächen werden heiß, und der Magen hebt sich bis hoch in den Brustkasten. Mit anderen Worten, es wird nicht besser mit mir, oder noch anders gesagt, einmal ein Tramp, immer ein Tramp. Ich fürchte, die Krankheit ist unheilbar.
Meine Reise mit Charley – John Steinbeck
Viele von uns haben eine Liste von » Dingen, die wir tun wollen, bevor wir sterben«. Der verstorbene Miles Kington zum Beispiel wollte noch » jodeln lernen, auf zwei Fingern pfeifen und die W orte › Macho‹ und › Chorizo‹ hintereinander aussprechen«. A ndere wollen die W elt sehen und jene Orte abhaken, die sie immer schon besuchen wollten, aber nie Zeit dafür hatten. Ganz oben auf der Liste der meisten Senioren steht also– vorausgesetzt, das angesparte monetäre Polster erlaubt es– das Reisen.
Ich finde das seltsam. Reisen ist doch etwas, das man am besten dann tut, wenn man jung ist– es ist ganz natürlich für die
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