Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues
Jeans, sondern an eine interessante Operation, von der ich etwas lernen kann. (Obwohl, neulich hat eine junge V erkäuferin zu meiner V erblüffung » fab « gesagt, als ich ihr das Geld passend gab. Ich habe sie einen Moment lang angestarrt, weil ich schon glaubte, sie sei vielleicht so alt wie ich und habe sich lediglich fünfhundert Mal liften lassen, aber nein, sie war jung, etwa zwanzig. Es scheint, als ob » fab « wieder im Kommen ist. Cool. Dennoch sollte man vorsichtig sein, welche alten Slangausdrücke man wiederbelebt. W enn man sich selbst als » square « bezeichnet und sein junges Gegenüber als » swinging «, wird man verstohlene Blicke auf A rmbanduhren ernten. Oder auf das, was die Jugend heutzutage als A rmbanduhr benutzt– Handys. Chips im Handgelenk.)
Die Tatsache, dass diese Kluft zwischen Jung und A lt, wenn auch vorhanden, im Laufe der Jahre immerhin schmaler geworden ist, bedeutet, dass es für uns Oldies einfacher ist, Kontakt mit jungen Menschen zu bekommen. Es ist immer gut, mit jungen Menschen befreundet zu sein, das erweitert den Freundeskreis-Horizont.
Als wir jung waren, konnten wir nicht » mit jungen Leuten befreundet sein«, weil wir selbst jung waren. A ber nun kann ich zu meiner großen Freude eine A rt Mutterrolle für die Jugend spielen. Selbst als ich fünfzig war, waren junge Leute für mich noch eine vage Bedrohung. Jetzt, mit fünfundsechzig, nehme ich sie überhaupt nicht mehr als Bedrohung wahr. Und sie mich ebenso wenig. Denn es ist unwahrscheinlich, dass ich einem jungen Mädchen den Freund wegschnappen oder es hintergehen könnte, indem ich Klatsch weitertrage. Bei mir sind junge Leute sicher. Und so peinlich es mir ist, das zuzugeben, ich bin ganz verrückt nach ihnen.
Allerdings teilen diese Begeisterung nicht alle Oldies. V iele alte Menschen können junge Menschen nicht ausstehen. A ls der mittlerweile dreiundachtzigjährige Komiker Frank Carson gefragt wurde, was er von den jungen Komikern von heute halte, antwortete er: » Ich hasse sie– ganz besonders Jack Dee und Jimmy Carr. Denn sie sind komisch– viel komischer als ich. Und so jung.« Und der Schauspieler Richard Griffiths schlug vor, dass die Post jedem Menschen ab fünfzig täglich eine Plastiktüte mit einem nassen Fisch zustellen solle, damit man, wann immer man einem jungen Menschen begegne, diesem den Fisch rechts und links um die Ohren knallen könne. A uf die Frage der Gepeitschten, warum man das tue, könnte man dann etwa antworten: » Weil du jung, attraktiv und erfolgreich bist«.
Aber ich bin, wie gesagt, ganz verrückt nach jungen Menschen. Und es schmeichelt mir ungeheuer, wenn sie mich ebenfalls mögen. Früher habe ich immer damit angegeben, dass mich einst Mick Jagger küsste (na ja, nur auf die Backe, aber immerhin), jetzt jedoch gebe ich vor meinen alten Freunden mit dem A lter– oder der Jugend– einiger meiner neueren Freunde an. Ich bin letztes Jahr nach Italien eingeladen worden, und als man mich fragte, wohin genau, antwortete ich: » Ach, nichts Besonderes… Sizilien… aber weißt du was? Die Dame, die mich eingeladen hat, ist sehr jung. Erst vierunddreißig. Eine gute Freundin, weißt du… Ja, und sie möchte, dass ich meinen Urlaub bei ihr verbringe. Sie mag mich. Sie ist wirklich sehr jung – jünger als mein Sohn, erst vierunddreißig, hab ich das schon erwähnt? Und sie hat mich, obwohl ich so viel älter bin, in ihr Ferienhaus eingeladen…« Ich benahm mich wie jemand, der zum Dinner mit einem Rockstar eingeladen worden war. Ich war trunken vor Glück.
Die Jungen sind für uns Oldies wie eine Droge. A ls ich jung war, fuhr ich nichtsahnend meinen Sohn im Kinderwagen durch den Park spazieren, als plötzlich diese alte Schachtel hinter einem Busch hervorsprang und schrie: » Tutzi, tutzi! W as für ein reizendes Baby! Ist er nicht süß! Oder ist es eine Sie?«
Heutzutage sitze ich nichtsahnend hinter einer Hecke, und wenn eine junge Frau mit einem Kinderwagen an mir vorbeikommt, springe ich ebenfalls hervor und schreie: » Tutzi, tutzi! Mädchen oder Junge? W as für ein süßes kleines W esen!«
Das Tolle am A ltwerden ist, dass man nicht nur junge Freunde haben kann, sondern auch solche, die noch älter sind als man selbst. W enn ich mit diesen noch älteren Zeitgenossen zusammen bin, fühle ich mich wie ein junges Ding. Es ist ein bisschen, als würde ich ihnen auf dem Schoß sitzen und andächtig den Geschichten aus ihrer Jugend lauschen– die ich übrigens
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