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Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues

Titel: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Ironside
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seltsames Gefühl), gewöhnt man sich nach einer gewissen Zeit daran. Joan Crawford trug Perücken. Und wenn sie das konnte, können Sie es auch.
    19. Mundpflege wird im A lter immer wichtiger. W as Zähne betrifft, würde ich eher davon abraten, sie weißen zu lassen. A ber achten Sie auf Ihre Porzellankronen. W ährend die eigenen Zähne immer gelber werden, stechen die Kronen umso stärker hervor. Ihre Zähne sollten zumindest alle die gleiche Farbe haben. Und benutzen Sie regelmäßig Zahnseide. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil sich unser Zahnfleisch im A lter zurückbildet. Jetzt ist oftmals der W urzelansatz zu sehen, mit einer kleinen Einkerbung, in der sich vorzugsweise Spinat und Himbeersamen ansiedeln. A uch sollten Sie sich stets davon überzeugen, dass Ihre Zunge sauber ist. Manche alten Menschen haben einen gelblich-weißen Belag auf der Zunge. Sie selbst merken das nicht, wenn sie sich mit geschlossenem Mund im Spiegel betrachten, aber für das Gegenüber, mit dem sie sich unterhalten, ist es ekelerregend. Zungen lassen sich leicht mit Natron reinigen. Ein bisschen Pulver drauf und mit einer Zahnbürste abschrubben. Und schließlich sollten Sie nie vergessen, Ihre Mundwinkel zu überprüfen. Bei manchen alten Menschen klebt dort getrocknete Spucke. W iderlich. W enn Sie dieses Problem haben, sollten Sie immer ein Taschentuch mit sich führen und sich ständig den Mund abwischen.
    20. Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie einen leichten Bauchansatz haben; das ist ganz normal, wenn man die sechzig überschreitet, da helfen weder Liegestützen noch sonstige Leibesertüchtigungen. Ich habe vor einiger Zeit eine große Messe zum Thema A lter in London besucht. Man konnte an jeder Ecke sein eigenes Begräbnis arrangieren. Oder sich mit anderen Senioren ein Ferienhaus in Spanien teilen. A uch gab es prächtige Sessel, die auf und nieder brummten und auf Knopfdruck Fußstützen ausspien. Es gab Testamentsformulare, und selbstverständlich war auch jede erdenkliche Krankenkasse mit einem Stand vertreten. Überall standen gepflegte Männer in dunklen A nzügen herum und versuchten alle möglichen V ersicherungen zu verkaufen. A ber es gab auch einen W ettbewerb: Gesucht wurde der älteste Bodybuilder der W elt. Der Gewinner war ein achtzigjähriges, besonders runzliges Exemplar mit Sonnenstudiobräune und erstaunlichem Bizeps. Doch selbst er hatte, wie ich zu meiner Beruhigung feststellte, mehr als nur einen kleinen Bauchansatz– obwohl er sicherlich sein ganzes Leben lang Gewichte gestemmt hatte. Trotzdem ist es ratsam, den Bauch zu kaschieren. Überwinden Sie sich und zwängen Sie sich, wenn es sein muss, in ein Miederhöschen oder einen sonstigen straffenden Bodysuit– Ihre Umgebung wird es Ihnen danken.
    Falls Sie immer noch glauben, dass es unmöglich sei, auch im hohen A lter gut auszusehen, lesen Sie, was Howard Jacobson im Independent über Leonard Cohen schrieb:
    Ein teuflisch attraktiver Mann Mitte siebzig. Manchen Männern bekommt das hohe Alter eben viel besser als die Jugend. Ganz besonders melancholisch-sinnlichen Männern, die sich nicht entscheiden können, ob sie nun glücklich sein sollen oder nicht. Dieses Nicht-Wissen hält sie, ebenso wie Nicht-Essen, hager wie Windhunde. Cohen ist verblüffend sehnig, wirkt so lakonisch wie eine Schlange im sonnigen Grase, und die tiefen Linien, die sein Gesicht durchfurchen und beseelen, zeugen von einem ausschweifenden Leben. Aber ich meine damit nicht Wein, Weib und Gesang, sondern ebenso starke Passionen wie eine überschwängliche Spiritualität, durchsetzt mit Perioden ekstatischen Zweifels.
    Wenn Sie vor der riesigen Mühe zurückscheuen, sich einigermaßen präsentabel zu machen, könnten Sie als A lternativlösung aufgeben und alle Hemmungen fahren lassen– das ist immer noch besser, als gänzlich unsichtbar zu werden. Es gibt da einen wundervollen Film mit der alten Katherine Hepburn, mit dem Titel » Die Irre von Chaillot«. Sie spielt dort eine alte Dame, die in recht exzentrischer A ufmachung ihr Pariser Stadtviertel heimsucht. A uch Sie sind jetzt alt genug, um sich, vom modischen Standpunkt aus gesehen, fast alles erlauben zu können. W arum tragen Sie nicht einmal lagenweise goldene oder silberne Schals (vorausgesetzt, sie sind sauber), dazu riesige Strohhüte, gekrönt mit Bergen von Obst oder Gemüse? Keine Sorge, dass Sie wie eine Irre aussehen könnten. Sie sind ja jetzt selbstbewusst genug, nicht wahr?

11. Junge

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