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Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues

Titel: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Ironside
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wenn wir auseinandergehen, umarmen wir uns und versichern uns gegenseitig, wir sehr wir uns mögen, denn es könnte ja sein, dass dies das letzte Mal war, dass wir uns gesehen haben.
    Nachteile
    Von Kummer und Trauer, die der Tod aber unweigerlich auch mit sich bringt, will ich hier nicht reden, denn dies ist ein Buch, in dem die Freuden des A ltwerdens zelebriert werden. A bgesehen von der Trauer gibt es zwei Dinge, die mich an modernen Beerdigungen stören.
    Erstens die immer weiter verbreitete A ngewohnheit, seine eigene Beerdigung im V oraus zu organisieren, um den trauernden Hinterbliebenen » die A rbeit zu ersparen«.
    Ich habe neulich folgendes Schreiben von Sun Life, einer Bestattungsfirma, erhalten:
    » Sehr geehrte Ms Tronside«, hieß es da.
    Niemand stellt sich gerne vor, dass einmal eine Zeit kommt, in der man nicht mehr da sein wird, um seinen Lieben durch die W idrigkeiten des Lebens zu helfen. A ber die schlichte W ahrheit ist, dass es eine Herausforderung gibt, der sich Ihre Lieben ohne Sie stellen müssen: die Beerdigung eines geliebten Menschen regeln zu müssen. Dies kann sehr schwer und schmerzhaft sein. Gramgebeugt muss man sich plötzlich endlosen praktischen A nforderungen stellen: ein geeignetes Beerdigungsinstitut finden. Die Totenwache organisieren. Und die anfallenden Kosten sind nicht selten ein Schock für die Hinterbliebenen, das Letzte also, was Sie Ihrer Familie zumuten wollen. Und doch muss es getan werden.
    Was für ein hanebüchener Unsinn. Ich habe den Brief zerknüllt und in den A bfalleimer geworfen. Eine Beerdigung zu organisieren ist weder schwierig noch schmerzhaft. Im Gegenteil, es ist ein Segen, etwas zu tun zu haben, wenn ein naher V erwandter und geliebter Mensch gestorben ist. Es gibt einem das Gefühl, die Kontrolle zu behalten, etwas für den geliebten V erstorbenen tun zu können. A ußerdem ist es eine A blenkung, zumindest vorübergehend, von dem schrecklichen V erlust, den man erlitten hat. Das Organisieren-Müssen hilft einem, nicht vollkommen zu verzweifeln.
    Man blättert bis dato ungelesene Heilige Schriften durch, versucht die schönsten Bibelsprüche herauszusuchen; man telefoniert mit verschiedenen Pfarrern, sucht sich Lieder für den Beerdigungsgottesdienst heraus und bespricht alles mit dem Organisten; man erstellt eine Kondolenzliste, fragt sich grübelnd, ob man eine Tante einladen soll, die der V erstorbene bekanntermaßen gehasst hat, die aber tödlich beleidigt wäre, wenn man sie nicht einlüde; man bespricht sich mit Bestattungsunternehmern über Sarggrößen– alles interessante, therapeutische, ja mitunter sogar amüsante Tätigkeiten (siehe Bestatter).
    Als Nächstes kann man sich mit der V erwandtschaft über die ausgewählten Kirchenlieder und Bibelsprüche streiten– oder sich einig sein. Es ist jedenfalls eine wundervolle A rt, wieder zur Realität zurückzufinden. Eine ansonsten zerstrittene Familie kann sich im Hass auf irgendeine arme Seele vereinigen– gewöhnlich den harmlosen alten Pfarrer, der mal wieder alles versemmelt, oder den hochnäsigen Organisten–, das schafft ein nie gekanntes Gemeinschaftsgefühl.
    Das Zweite, was mich an modernen Beerdigungen aufregt, sind irgendwelche Diktate, die in Traueranzeigen untergebracht werden. W enn es zum Beispiel heißt: » Keine Blumenkränze oder-sträuße.« Oder, noch schlimmer: » Statt Blumen bitten wir um eine Spende an Charity Sowieso.«
    Das Einzige, was ich in Bezug auf meine Beerdigung im V oraus bestimmen werde, ist, dass es keine Tabus geben darf. W enn die Leute auf meinem Grab tanzen wollen, bitte sehr. W enn sie ein Zicklein auf meinem frisch zugeschütteten Grabhügel opfern wollen, von mir aus, gerne. W enn sie beim Zuschütten das V aterunser rückwärts aufsagen wollen, dann dürfen sie das gerne tun. Und wenn mein Sarg förmlich unter Blumenkränzen und-sträußen erstickt, umso besser. W ie die Menschen mir die letzte Ehre erweisen, haben sie selbst zu entscheiden und nicht irgendein puristischer » Event-Manager«.
    Wie hübsch eine Beerdigung mit jeder Menge Blumen und Kränzen doch ist! W arum sollte man also Blumen verbieten? W eil sie bunt sind? W eil sie für Lebensfreude stehen? Der grimmige alte Sarg kann ruhig unter Blumen versinken. W enn man Glück hat, findet man alle A rten auf ihm versammelt: vom professionell gebundenen Bukett aus dem Blumenladen über den Rosenstrauß aus dem heimischen Garten, geschnitten vom Lieblingsstrauch des V erstorbenen, bis

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