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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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gefährlichen Eindringling hält und mit dem Schürhaken auf mich losgeht. Habe beschlossen, mein Strickzeug mitzunehmen, damit ich im Notfall zumindest mit einer spitzen Nadel bewaffnet bin.
    Es geht übrigens recht gut voran mit dem Pulli. Die Hälfte vom Rücken– inklusive Elefanten– habe ich schon fertig, aber wegen unserer Protestaktion und dem Malen komme ich selten zum Stricken.
    Ich fürchtete dasWiedersehen mitArchie auch, weil ich mir wie eineVerräterin vorkam, da ich von Sylvies Suche nach dem Heimplatz wusste.Aber dann stellte sich heraus, dass sie mitArchie bereits darüber gesprochen hatte.
    Das gemeinsameAbendessen war sehr schön– ich hatte das eingefroreneWildragout mitgebracht und imAga-Herd gewärmt–, und es gelang mir,Archie von der Brosche abzulenken, auf die er zwanghaft zu sprechen kommt, sobald ich bei ihm bin.Wir tranken in der Bibliothek vor dem offenen Kamin Kaffee, während Hardy hechelnd zu unseren Füßen lag, alsArchie plötzlich vollkommen klar sagte: » Die Ärztin meint, ich hätte irgendeine Form von Demenz. Das ist ziemlich unheimlich, oder? Ich muss wohl künftig anderswo wohnen. Die meinen, ich käme allein nicht mehr zurecht. «
    Wenn man dieseAussage aufschreibt, wirkt sie auf den ersten Blick ganz normal. Doch das Sonderbare war, dassArchie sich gar nicht darüber aufzuregen schien. Er hörte sich an wie einAutomat. Oder als ob er in einerArtTrance wäre.
    » Vielleicht ist das wirklich am besten « , erwiderte ich möglichst beiläufig, den Blick auf mein Strickzeug gerichtet. » Weißt du, in letzter Zeit hast du dich manchmal ziemlich eigenartig benommen. «
    » Ach ja? « Er lächelte abwesend. » Oje. Das tut mir leid. « Er verstummte kurz. Dann sagte er: » Die arme Mrs Evans. Sie ist im Gefängnis, weißt du. «
    » Im Ernst? « Ich hatte erst vor ein paar Stunden mit ihr gesprochen, weil sie mich am nächstenTag ablösen sollte.
    » Ja. Sie wurde verhaftet, weil sie diese Brosche gestohlen hat. «
    » Ach je. Na, bestimmt kommt sie bald wieder frei. «
    » Das hoffe ich « , erwiderte er. » Sie macht mir morgen das Frühstück. Ich weiß nicht, weshalb sie dann rausdarf, aber da gibt es wohl eineAbsprache. «
    » Ganz bestimmt, Liebling « , sagte ich und nahm ihn in dieArme. » Ach,Archie, ich liebe dich, weißt du. « Es kam mir vor, als würde ich von ihmAbschied nehmen.
    » Ich liebe dich auch, Philippa « , entgegnete er.
    Er sieht so aus wie immer– stattlich, und wenn er lächelt, hat er nach wie vor diese Lachfältchen um die schönen blauenAugen. Er riecht wie immer– diese Mischung aus Landluft, Erde, altenTweed-Sachen und Holzrauch. Und er wirkt so wie immer– stark, zuverlässig, attraktiv.
    Aber er ist nicht mehr so wie immer.Ach je. Es ist so schlimm.
    16. Juni
    Jetzt naht mein Lifting-Termin mit Riesenschritten, und ich kriege allmählich furchtbar kalte Füße. Es kommt mir vor, als trügen zwei Hälften von mir einen Kampf aus. Die eine sagt: » Lass das bleiben. Es tut weh. Du könntest an der Narkose sterben.Wenn du nicht stirbst, bist du für immer verändert und möchtest dein altes Gesicht wiederhaben. Oder vielleicht macht derArzt einen Kunstfehler und schneidet dir ein großes Stück von der Nase ab, anstatt deine Haut zu straffen. «
    Die andere Hälfte verkündet: » Entspann dich! Gönn dir doch mal was! Du wirst besser aussehen, und deshalb wirst du dich besser fühlen.Wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Du hast dir seit annähernd zehn Jahren nichts Neues gekauft, während die anderen haufenweise Geld für Kleider, Schuhe etc. verpulvern. Es ist doch wohl nur rechtens, wenn du dir was genehmigst, das dir guttun wird. «
    Diese beiden Stimmen brüllen sich manchmal so heftig an, dass mir ganz schwindlig wird. Ich wünschte so sehr, ich könnte Jack und Chrissie fragen, weil die immer einen guten Rat wissen.Aber ich will sie nicht damit belästigen, weil sie weit weg sind und selbst genug um die Ohren haben.Außerdem weiß ich schon, was Jack sagen würde. Nämlich: » Warte doch ab, bis du bei uns bist, dann können wir das in Ruhe besprechen. « Doch ich will das Ganze so schnell wie möglich hinter mich bringen.
    17. Juni
    Ich schrieb in der Küche gerade meinen Einkaufszettel, als Michelle hereinkam. Sie sah trübsinnig aus, und ich dachte zuerst, sie hätte keine Lust, wieder Yakult essen zu müssen.Aber dann sank sie auf einen Stuhl und seufzte tief. Sie sah aus, als hätte sie keinAuge zugetan.
    » Was ist los? « ,

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