Nein sagen und trotzdem erfolgreich verhandeln: Vom Autor des Harvard-Konzepts (German Edition)
Colored People), einer nationalen Organisation, die sich für die Gleichbehandlung von Schwarzen einsetzt. Die Leiter der Ortsgruppe suchten schon seit langem nach einem Präzedenzfall, durch den sie die Legalität der Rassentrennung in Bussen anfechten und die öffentliche Meinung durch eine Reihe von Protesten für sich gewinnen konnten. Als sich die Gelegenheit bot, waren Parks und ihre Verbündeten zur Stelle und bereit, ihren Plan B auszuführen.
Eine Freundin beschrieb Parks einst als Frau, die Autoritäten in der Regel keineswegs missachtete, sondern die sich einfach nur weigerte, klein beizugeben, wenn sie sich einmal für einen Weg entschieden hatte. »Sie konnte einen ignorieren, ausweichend reagieren, aber niemals gab sie nach.« Parks kannte die Konsequenzen einer Inhaftierung und war bereit, ihren Fall, wenn nötig, bis hin zum Supreme Court, dem amerikanischen Oberlandesgericht, zu verfolgen. Und schließlich geschah genau das. Der Supreme Court beschloss die Aufhebung der Rassentrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln, und der Rest ist bekannt.
Parks Plan B sollte niemanden bestrafen, sondern das tiefere Ja hinter ihrem Nein schützen, ein Ja zur Würde und Gleichheit aller Menschen. Objektiv betrachtet hatte sie bei der Situation im Bus nur sehr wenig Macht. Trotzdem besaß sie die positive Macht, ihr Nein zu vertreten und ihr Ja damit zu stützen. Allein das war ausreichend, um eine Revolution im Namen der Menschenwürde auszulösen, die nicht nur landesweit, sondern auf der ganzen Welt ihren Nachhall fand.
Verwandeln Sie Furcht in Selbstvertrauen
Die meisten Menschen denken nur sehr ungern über einen Plan B nach, denn sie schrecken davor zurück, sich den »schlimmsten Fall« vorzustellen. Vielleicht halten sie es für unnötig oder illoyal oder verschieben es lieber auf später. Wenn Sie ein mächtiges Nein übermitteln wollen, gibt es meiner Erfahrung nach jedoch keine wichtigere und letztlich auch effektivere Übung für Sie. Denn zusätzlich zu der objektiven Kraft, die ein Plan B Ihnen verleiht, hilft er Ihnen, Ihre Furcht und Ihren Zorn in Zuversicht und Entschlossenheit zu verwandeln. Betrachten Sie den Entwurf eines Plan B nicht als Schwarzmalerei, sondern als alternative Erfolgsstrategie.
Wenn Sie glauben, von der Kooperation Ihres Gegenübers vollkommen abhängig zu sein, verwandeln Sie sich faktisch in seine Geisel. Angst und Wut sind die natürliche Folge, was zu unwillkürlichen Reaktionen wie Anpassung oder Angriff führt. Vielleicht liegt der größte Nutzen eines Plan B darin, dass er Ihnen die psychologische Freiheit gibt, die Sie benötigen, um effektiv Nein zu sagen – ohne sich anzupassen, auszuweichen oder anzugreifen.
Die Ironie an der Geschichte: Je notwendiger es für Sie ist, dass der andere tut, was Sie wollen, umso mehr Macht geben Sie ihm über sich und umso weniger Einfluss haben Sie selbst. Wenn Sie es nicht nötig haben , werden Sie den anderen in Konfliktsituationen viel eher dazu bringen, das zu tun, was Sie wollen.
Stellen Sie sich zum Beispiel folgende eheliche Auseinandersetzung vor. Joan war extrem unglücklich über die mangelnde Kommunikation mit ihrem Ehemann – nennen wir ihn John. Die emotionale Verbindung zu ihm war ihr ungeheuer wichtig und ihrer Ansicht nach führten sie so gut wie überhaupt keine wirklich tiefgehenden Gespräche. Jahrelang hatte Joan ihn kritisiert und ihn gebeten, doch mit ihr zu reden, aber je mehr sie an ihm herumnörgelte, umso stärker zog er sich zurück. Ihr Nein zu diesem Verhalten schien nur die gegenteilige Reaktion zu dem zu provozieren, was sie suchte. Ihre Ehe stand kurz vor dem Scheitern.
Nach mehreren Sitzungen bei der Eheberatung dachte Joan intensiv über ihren Plan B nach: über die Trennung von ihrem Mann, die sie eigentlich gar nicht wollte. Doch schließlich fand sie sich damit ab, dass dies eine realistische Lösung war, solange ihre grundlegenden Interessen nicht befriedigt wurden. Sie nahm all ihren Mut zusammen und stellte sich ihren Ängsten. Dann fühlte sie sich stark genug, auf andere und selbstbewusstere Art und Weise Nein zu sagen.
»Ich bin nicht mehr bereit, zu akzeptieren, wie selten wir uns unterhalten«, informierte sie ihren Mann ruhig. »Und ich bin nicht mehr bereit, dich dazu zu drängen. Aber glaube nicht, dass ich mich mit der Situation abgefunden habe, nur weil ich nicht mehr an dir herumnörgele oder dich kritisiere. Ich habe einfach nur keine Lust, hinterher auf bemitleidenswerte
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