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Nekropole (German Edition)

Nekropole (German Edition)

Titel: Nekropole (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mehr als die wenigen Augenblicke, bestenfalls Minuten, die es sonst dauerte, sich wieder ins Leben zurückzukämpfen.
    Im allerersten Moment hatte er Mühe, zu sehen. Alles war verschwommen, blass und konturlos. Geräusche klangen sonderbar dumpf, als hätte er Wasser in den Ohren. Immer noch meinte er, den gestaltlosen Schrecken, dem er gerade entronnen war, wahrzunehmen, formlose Schatten, die am Rande seines Sichtfeldes kratzten und sich immer dann zurückzogen, wenn er sie gerade zu erkennen glaubte.
    »Du kannst damit aufhören, den Schlafenden zu spielen«, sagte die Stimme. Das dazugehörige Gesicht, das über ihm schwebte, konnte er nicht erkennen, doch die zornige Miene sah er sehr wohl.
    Er versuchte, zu antworten, brachte aber nur ein unartikuliertes Krächzen zustande, das zu einem Schrei wurde, als der Schmerz in seinem Fuß zu purer Agonie wurde. Andrej fuhr hoch und versuchte instinktiv, nach der Ursache der entsetzlichen Pein zu schlagen, doch Finger, die sich anfühlten wie aus Eisen und auch ebenso stark waren, schlossen sich um sein Handgelenk und hielten es mit unerbittlicher Kraft fest. Als er auszutreten versuchte, wurde er auch daran harsch gehindert.
    Fast schon trotzig wollte er sich losreißen, aber Abu Duns eiserne Hand hielt ihn weiter mit einer Kraft fest, der er nichts entgegenzusetzen hatte. Die kämpfenden Toten waren fort, und er lag auf einem schmalen Bett in einer Kammer, die von staubig-mattem Licht erfüllt war und muffig roch. Auch wenn Abu Duns nachtschwarzes Gesicht sein gesamtes Blickfeld ausfüllte, spürte er doch die Anwesenheit anderer Menschen und hörte Stimmen und vage Geräusche. Aber wo war Ayla? Er hatte sein Wort gegeben, sie zu beschützen.
    »Sie ist nicht hier«, sagte Abu Dun neben ihm, und Andrej begriff erst dann, dass er Aylas Namen, vielleicht sogar die ganze Frage, wohl laut ausgesprochen hatte. Er konnte selbst nicht sagen, warum, aber der Gedanke war ihm unangenehm. »Nimmst du Vernunft an, damit ich dich loslassen kann, oder muss ich wirklich grob werden?«
    Als Andrej nur nickte, zögerte der nubische Riese noch einen Moment länger als nötig, bevor er sich aufrichtete und wenigstens sein Blickfeld freigab. Seine Eisenhand hielt Andrejs Bein jedoch unerbittlich weiter fest.
    Hatte er das die ganze Zeit über getan? Sein Fuß schmerzte, und er erinnerte sich vage an einen Kampf und daran, dass ihm jemand wehgetan hatte
(ihn gebissen?),
aber der Gedanke entglitt ihm, bevor er ihn wirklich greifen konnte.
    »Haltet ihn fest«, sagte eine andere Stimme. »Die Wunde muss versorgt werden, oder er verliert den Fuß.«
    Andrej wusste nicht, wer das sagte, doch die Feststellung erschien ihm vollkommen absurd. Er verdoppelte seine Anstrengungen, sich loszureißen, wurde aber wieder zurückgestoßen.
    »Halt endlich still, Hexenmeister«, grollte Abu Dun. »Auch wenn es mir selbst schwerfällt, es zu glauben – aber er will dir wirklich nur helfen.«
    Wie um ihn auf der Stelle Lügen zu strafen, durchzuckte ihn ein neuer heißer Schmerz, dann war es plötzlich vorbei. Nur einen kurzen Moment später meldeten sich alle seine Sinne in gewohnter Schärfe zurück, seltsamerweise aber nur einer nach dem anderen und in schon fast gespenstisch gleichmäßigem Abstand.
    Als Allerletztes kehrten seine Erinnerungen zurück, und dann sein Ärger, als Ali in verächtlichem Tonfall sagte: »Ich hoffe, du hast gut geschlafen, Andrej. Wir wollen doch nicht, dass du dich am Ende noch überanstrengst.«
    Mühsam stemmte Andrej sich auf die Ellbogen hoch und blinzelte verständnislos in Alis Gesicht hinauf. Der Araber war offenbar sehr zornig, doch er verstand nicht, warum. Seine Erinnerungen schienen doch noch nicht gänzlich zurückgekehrt zu sein. Irgendetwas war geschehen, aber er wusste nicht mehr, was. Etwas Schlimmes.
    »Ich verstehe nicht ganz, was …«
    »Du hast versagt, Andrej«, fuhr ihm Ali über den Mund. »Unser Herr hat dir vertraut.
Ich
habe dir vertraut, und du und dein Freund, ihr habt versagt! Er wurde entführt, wenn nicht gar Schlimmeres, und zwei meiner Männer wurden verwundet! Am liebsten würde ich …«
    »Was?« Als Andrej sich weiter aufrichtete, wich Ali zurück, wenn auch gewiss nicht aus Furcht, sondern aus Vernunft.
    »Ich sollte dich …«
    »… einfach noch einen Moment in Ruhe lassen«, mischte sich Abu Dun ein, laut, für seine Verhältnisse aber erstaunlich ruhig. »Wir besprechen später alles Notwendige.«
    »Was gibt es da noch zu

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