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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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schaute mich über den Tassenrand an.
    »Hm«, machte sie und pustete auf die Kaffeeoberfläche.
    »So, wie die Villa aussieht, kann man sie nicht verkaufen. Was hältst du davon: Wir entrümpeln das Ding nicht nur, wir bringen es richtig auf Vordermann. Wir renovieren komplett, dann verdienst du mehr beim Verkauf.«
    Damit hatte ich ihre Aufmerksamkeit. Sie ließ die Tasse sinken.
    »Meinst du wirklich? Ist das nicht zu viel Arbeit? Ich meine,puh … Bist du sicher? Hast du wirklich Lust?«
    »Klar. Unter einer Bedingung.«
    Das öffnete ihr endgültig die Augen. Sie lächelte süß und lag falsch.
    »Mor hat ja am Dienstag Geburtstag. Wir machen da oben ein Fest für sie.«
    Sie kniff die Augen zusammen, als sie nachdachte. Man sah förmlich, wie es ratterte.
    »Dienstag … drei Tage … Das schaffen wir nie.«
    »Doch. Wir feiern im Garten, die Villa muss nur begehbar sein. Ich dachte da an ein Sommerfest mit Schirmchen, Büfett und Bowle. Danach renovieren wir das Haus fertig, und wer weiß, vielleicht kommt ja einer der Partygäste auf den Geschmack, weißt du, so eine Immobilienbegehung mit ein paar Schnäpsen intus, dazu der Ausblick abends über die Felder, da kann alles ganz schnell gehen.«
    Sie dachte drüber nach, aber ich sah schon, dass ich einen Treffer gelandet hatte. Noch bevor das Lächeln ihren Mund erreichte, wusste ich Bescheid.
    »Das ist klasse«, sagte sie. »Lass es uns ihr sofort sagen!«
    Der Schleier war gelüftet. Ihre Augen strahlten. Ihr Körper vibrierte vor Energie. Sie rutschte an mich heran und küsste mich mit offenen Augen.
    »Ich habe auch eine Bedingung«, sagte sie und knabberte an meinen Lippen.
    »Sag schon«, knurrte ich und umklammerte den Lottoschein, fest entschlossen, mir den Gewinn nicht durch die Lappen sausen zu lassen.
    »Wir spielen Mor ein Ständchen.«
    Ich hob meine Augenbrauen.
    »Du meinst, mit der Band?«
    »Nur ein paar Songs. Sag ja, bitte! Ich hab sonst gar kein Geschenk.«
    Ich dachte an Rokko.
    »Da gibt es ein kleines Problem.«
    »Ach was, du überredest ihn schon.«
    »Ich meine Anita. Sie ist das Problem, diesmal ist sie wirklich sauer auf ihn.«
    »Ich übernehme Anita, du Rokko.«
    Sie lehnte sich vor und presste ihre Lippen auf meine. Nach einem Augenblick löste sie sich und sah mir aus nächster Nähe in die Augen. Überredet.

    Beim Frühstück eröffneten wir Mor die Neuigkeit. Sie würde zu ihrem Geburtstag ein Sommerfest bekommen. Wir würden eine Riesensause veranstalten, sie würde das Büfett machen und wir die Villa an Ort und Stelle verkaufen. Herrje, was ich nicht alles erzählte, denn die Zusatzzahl war in Reichweite. Plötzlich war alles anders. Vorhin noch war Nele bloß zu Besuch gewesen, und niemand hatte gewusst, wie lange sie bleibt, jetzt hatten wir ein gemeinsames Ziel, und zwar eines, das sie wochen-, wenn nicht gar monatelang hier binden würde, denn niemand würde es früher schaffen, der Villa so ganz nebenbei neues Leben einzuhauchen. Alles unter einem Wirbelsturm würde wirkungslos an der Fassade abprallen. Und nicht nur ich freute mich: Mor hüpfte mit blanken Augen zur Spüle. Sie wusch sich die Hände, drehte das Wasser ab und trocknete sie an einem Geschirrtuch. Dann drehte sie das Wasser wieder auf und wusch sich die Hände noch mal. Ihr Rücken schien zu zucken. Nele sah mich an. Ich stand auf. Mor hielt die Hände unter den Wasserstrahl und bewegte sich nicht. Ich beugte mich vor und drehte das Wasser ab. Sie blieb stehen und atmete tief. Ihre Augen schimmerten. Ich legte meine Hände auf ihre Schultern.
    »Es ist nur …« Sie atmete noch mal tief durch. »Ich hab schon so lange nicht mehr Geburtstag gefeiert. Auf meiner letzten Geburtstagsfeier haben wir zusammen getanzt, weißt du noch? Du warst noch so klein.« Sie sah aus dem Fenster und blinzelte. »Und ich hatte Beine.«
    »Wir tanzen auch diesmal wieder.«
    Sie sah mich an. Ihre grünen Augen wirkten groß und hell. »Du kriegst ’ne Tanzfläche und einen Walzer.«
    Nele stellte sich neben mich.
    »Und die Band spielt für dich.«
    Mor saugte ihre Lunge voll und ließ die Luft langsam zwischen ihren Lippen hinausgleiten. Dann beugte sie sich vor und drückte uns an sich. Sie küsste Neles Wange und zerwühlte mein Haar. Die Euphorie griff spürbar um sich, bis ihr einfiel, dass sie … herrje, nichts anzuziehen hatte, und … wen würde sie einladen … und, Gott, was würde sie kochen …???
    Die beiden gingen steil. Sie fielen sich unentwegt ins Wort

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