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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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Buche, unter deren Ästen eine Bank stand. Unsere Bank. Hier hatten wir früher ganze Tage und manchmal Nächte verbracht. Irgendwann hatte Hans uns eine Hollywoodschaukel danebengestellt, um uns eine Freude zu machen. Wir hatten sie nie benutzt, wir hatten ja unsere Bank. Von hier aus konnte man kilometerweit über die Felder blicken, und vor allem war der Platz, mit Ausnahme einer kleinen Lücke im Gebüsch, ringsherum von Sträuchern umschlossen. So waren wir nicht nur vor fremden Blicken geschützt, sondern hatten auch unsere ganz eigene natürliche Alarmanlage. Sobald sich jemand näherte, machten die Vögel, die überall brüteten, einen Höllenradau – so gewann man genug Zeit.
    Ich setzte uns auf die Bank, legte meinen Arm um Neles Schulter und deutete auf das eingeritzte Herz im Holz.
    »Schau mal …«, begann ich und brach ab, weil ich sah, dass jemand hinter das N + P ein D eingeritzt hatte. Ich stieß meinen Finger schnell in die Aussicht. »Gott, ich hatte ganz vergessen, wie schön es hier oben ist.«
    Ich machte eine weit ausholende Handbewegung, die die ganze Gegend einschloss, aber ich hätte mir den Aufwand sparen können. Nele starrte mit düsterem Blick vor sich hin. Ich zog sie an mich, drückte ihr einen Kuss auf die Wange und ließ meinen Blick schweifen. Von hier oben konnte man kilometerweit über die Ebene schauen, die Felder, die Höfe. Die Sonne ging unter, und es gab wohl keinen besseren Platz in der ganzen Gegend, um der untergehenden Sonne dabei zuzusehen, wie sie allmählich vom Himmel verschwand. Man konnte zusehen, wie die Dämmerung über die Felder gekrochen kam und sie in immer tiefere Schwarztöne tauchte, bis sie die Landschaft schließlich ganz verschluckte.
    Zeit verging. Insekten summten. Ein leichter Wind spielte in den Blättern. Neben meinem linken Fuß lag eine kaputte Bierflasche. Nele war immer noch still. November kam angelaufen und legte uns die nächste Ratte vor die Füße. Er sauste sofort wieder los. Gute Idee.
    »He, weißt du, worauf ich Lust habe? Ich mache dir ein Bad, und dann fahren wir in den Schaukelstuhl und trinken was, ja? Ich hab mein freies Wochenende. Anita arbeitet heute. Wir könnten sie abfüllen, was meinst du?«
    Vielleicht nickte sie zustimmend, ich war mir nicht ganz sicher, doch für Demokratie war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Ich stand auf, reichte Nele meine Hand. Wir gingen durch den Garten zurück, und ich rief nach November. Er kam aus dem Haus und sah mich enttäuscht an, als ich die Haustür abschloss.
    »You´ll be back«, versprach ich ihm.
    Nele verschwand ins Badezimmer. Ich erklärte der Tür, dass ich unten warten würde, und ging runter, um ein Taxi zu rufen. Ich bestellte Mohammed, der alle unsere Fahrten bekam, weil er auch gerne mal einen Rollstuhl einpackte. Dann schnappte ich mir ein kaltes Bier und die Weinflasche und ging ins Wohnzimmer, wo Mor vor dem Fernseher saß. Cary Grant war groß in Form, und Mor hatte die Taschentücher griff bereit. Vielleicht nicht nur wegen des Films, es waren wohl auch Erinnerungen im Spiel. Herr Grant war immer noch so charmant wie vor dem Unfall. Männer, die ihr Verhalten Mor gegenüber nicht geändert hatten, gab es nur noch auf Zelluloid.
    »Wie war es?«
    »Da oben haben Jugendliche randaliert.«
    Sie löste ihren Blick von Cary und sah mich an.
    »Schlimm?«
    »Es muss innen komplett renoviert werden.«
    »Wer kann das gewesen sein?«
    »Das finde ich heraus. Aber zuerst fahren wir auf ein Bier in den Schaukelstuhl, um sie auf andere Gedanken zu bringen.«
    »Gute Idee.«
    Mor leerte ihr Glas und wandte sich wieder dem Film zu. Ich füllte das Glas auf und sah fern, ohne die Bilder zu sehen. Die Villa musste komplett ausgeräumt und saniert werden, bevor man einen potenziellen Käufer da reinlassen konnte. Das konnte Wochen dauern. Ich musste aufpassen, nicht zu breit zu grinsen, bis mir wieder einfiel, dass es Neles Erbschaft war und dass die Kids die Nummer direkt vor meinen Augen abgezogen hatten. Gleich am Montag würde ich mich um Benni kümmern.

    Mohammed freute sich, Nele wiederzusehen, doch er merkte schnell, dass sie nicht in Form war, und hielt auf der ganzen Fahrt die Klappe. Wir saßen Händchen haltend auf derRückbank. Sie war immer noch still, aber sie duftete frisch gebadet, trug eine weiße lockere Stoffhose, alte Turnschuhe und eines meiner Paisley-Hemden. Ich hielt ihre Hand und schaute aus dem Fenster. Ohne Rokko am Steuer wirkte die Fahrt in die Stadt

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