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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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würde Rokko vielleicht irgendwie erfahren, dass er Anita angegraben hatte. Als ich fertig war, sah er mitgenommen aus. Das Lebenbrachte jeden von uns mal aus dem Gleichgewicht, und ihn hatte es schwer getroffen. Er musste tatsächlich ein paar Tage seines verdammten Lebens richtig arbeiten. Ich gestand ihm die Hilfe von ein paar Kumpels zu. Er nickte betrübt. Wochenende, Sommer, dreißig Grad, und er sollte seine Freunde vom See und den Mädchen weglocken, um ein Verlies auszuräumen. Ich hoffte, sein Ruf würde Schrammen davontragen.
    Als ich das Schlafzimmer verließ, fauchte er bereits in sein Handy. Ich tauschte einen Blick mit Rokko, und dann wechselten wir uns ab: Der eine schwang den Hammer, der andere warf die Brocken aus dem Fenster. Draußen spielte das Radio. Anita hatte einen Soul-Sender erwischt, und manchmal sang eines der Mädchen mit. Die Stimmen klangen träge und atemlos. Zwischendurch verschwand Rokko nach draußen und wechselte den Sender. Doch sobald er wieder im Haus war, schaltete Anita auf den Soul-Sender zurück. Rokko knurrte, war aber schlau genug, es dabei zu belassen. Ich bot ihm 1 zu 500 an, dass er heute noch Sex haben würde. Er antwortete mir mit einem Mauerstück, das mich nur knapp verfehlte. Das nächste fing ich auf, warf es zurück und traf ihn am Bein. Bevor er zum Gegenschlag ausholen konnte, rettete ich mich durch einen beherzten Sprung in die Küche. In diesem Moment hörte man draußen mehrere knatternde Motoren den Hügel hochkommen. Wir gingen raus und schauten, was der Aufruhr sollte.
    Ein Mofa-Fuhrpark kam den Hügel hoch. Fünf von Bennis Freunden waren ihrem Meister zu Hilfe geeilt. Am Sonntagmittag. Bei dreißig Grad im Schatten. Vielleicht war das so, wenn man reich war. Vielleicht standen dann immer alle in den Startlöchern, um einem einen Gefallen tun zu können.
    Sie hörten zu, wie der Chef sie instruierte, und machten sich, ohne zu nölen, an die Arbeit. Kaum waren sie ins Haus verschwunden, kam der nächste Besucher den Hügelhochgefahren. Und was für einer. Der Mazda-Sportwagen hatte nicht die individuelle Klasse von Rokkos GT, aber dafür mehr PS, die bessere Ausstattung und edlere Sitze. Aus dem Wagen stieg ein gut aussehender, braun gebrannter Dreißigjähriger. Er trug einen Leinenanzug und schickte ein Blendamed-Lächeln in die Runde.
    »Hi. Bin ich hier richtig bei Anita?«
    Wir starrten ihn an.
    »Maximilian!«
    Anita kam ums Haus gerannt und fiel ihm um den Hals. Er hob sie hoch und schwang sie herum.
    »Bist ganz schön fett geworden!«
    Anita ließ sich lachend von ihm herumschwingen. Max hatte vielleicht nicht Rokkos individuelle Klasse, aber dafür mehr Charme, Geld und einen guten Humor, den er bei der Begrüßung zur Schau stellte.
    »Hey, das ist Max«, stellte Anita ihn atemlos vor, als er sie wieder abgesetzt hatte. »Max, das sind Paul und Rokko.«
    »Hi Max«, sagte ich und behielt Rokko im Auge.
    »Freut mich.«
    Wäre Rokko ein Hund, hätte er geknurrt und das Fell gesträubt, so starrte er ihn nur an. Max strahlte und legte seinen Arm um Anitas Schultern.
    »Also, wo ist die Goldgrube?«
    Sie zogen los, um die Münzsammlung zu begutachten und etlichen anderen Kram, den die Mädchen gefunden hatten. Rokko folgte ihnen wie auf Schienen. Ich schloss auf, während Anita und Max über irgendwas lachten, das sie vor langer Zeit in einer durchzechten Nacht erlebt hatten. Ich legte meinen Arm um Rokkos Schultern. Sie fühlten sich steif und verspannt an.
    »Sie will dich bloß testen, also bleib locker«, flüsterte ich, während wir Anita und Maximilian ins Haus folgten. »Verstehst du, was sie dir damit sagen will? Kapierst du die Botschaft?«
    »Ja«, knirschte er.
    »Gut, denn machst du jetzt irgendwas Dämliches, dann verlässt sie dich mit Maximilian dem Großen.«
    »Halt’s Maul.«
    »Gern geschehen.«
    Maximilian wühlte in Kartons, und Nele wurde von Minute zu Minute reicher. Vielleicht würden wir ja noch mehr finden, aber die obere Etage war zu voll, man kam nicht in alle Ecken, also vertagten wir die endgültige Bestandsaufnahme und gingen wieder an die Luft. Maximilian versprach, in ein paar Tagen wiederzukommen, eigentlich wickelte er so kleine Deals nicht mehr ab, aber Anita zuliebe. Er wolle auch gar keine Provision, sie solle ihn einfach mal wieder anrufen, sie hätte ja seine Nummer.
    Nachdem er sich von allen, inklusive Rokko, verabschiedet hatte, stieg er in seinen Mazda und rollte vom Hof. Wir schauten zu, wie der Wagen

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