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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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groß und dunkel.
    »Süße, was ist mit dir?«
    Sie antwortete nicht und starrte weiter durch mich durch. Ich prüfte ihren Puls. Er raste. Sie schien einen Schock zu haben. Ich warf einen Blick in die Runde und sah nichts Schockierendes.
    Ich löste den Müllsack vorsichtig aus ihrem Griff und legte ihn beiseite.
    »Schsch, alles in Ordnung. Ich bin da. Komm, atme mal … atme mal so richtig durch. Nele, Süße, ich bin’s, Paul.«
    Als ich sie in den Arm nehmen wollte, sackte sie mir wie eine Puppe entgegen. Ich ließ sie vorsichtig auf den Boden sinken und legte ihr die Beine hoch, während ich sie flüchtig untersuchte. Sie schien unverletzt zu sein.
    Ich klopfte meine Hose vergebens nach meinem Handy ab. »Süße, hast du dein Handy dabei?«
    Sie antwortete nicht, und plötzlich fuhr mir ein Blitzschlag in die Wirbelsäule: Die Bande! Meine Nackenhaare stellten sich auf. Ich erstarrte und lauschte. Nichts. Das Haus war ruhig. Ich glaubte zu spüren, dass es leer war, aber mit so etwas konnte man sich irren.
    Ich behielt das Wohnzimmer im Auge, während ich Neles Taschen nach ihrem Handy absuchte. Nichts. Toll.
    »Nele, das machst du super. Alles ist gut. Gleich gehen wir nach Hause.«
    Ich redete ihr gut zu, sprach sie immer wieder mit ihrem Namen an, wie ich es in der Ausbildung gelernt hatte. Das Haus blieb still, trotzdem behielt ich die Wohnzimmertür im Auge und hob meine rechte Faust an das vom Wohnzimmer abgewandte Ohr.
    »Ja, hi, Kollege, ich bin’s, Polizeihauptmeister Hansen!« Ich sprach laut und deutlich. »Ich bin oben in der Villa. Nele hat einen Schock … Keine Ahnung. Schick Verstärkung und einen Rettungswagen. … Ihr seid in der Nähe? Zwei Minuten? Okay, mach hin … Klar bin ich bewaffnet. Bis gleich.« Ich ließ meine Hand sinken und horchte. Niemand flüchtete. Niemand griff an. Das Haus blieb ruhig. Wenn jemand hier gewesen war, dann war er wieder weg.
    Ich streichelte Neles Wange. Ihre Augen waren geöffnet, aber sie sah mich nicht. Ich wurde nicht schlau aus der Sache. Es wäre am effektivsten, den Hügel hinunterzulaufen und Hilfe zu holen, aber ich wollte sie auf keinen Fall alleine lassen. Irgendwo im Haus knackte es. Ich erstarrte. Leises Trippeln. Ratten. Ich kam endlich in die Gänge.
    »Keine Angst, Süße, wir gehen nur den Kollegen entgegen. Sie sind gleich hier.«
    Ich lud sie mir auf die Arme und trug sie aus dem Haus. Ich presste ihr Gesicht an meine Brust und rannte auf wackligen Beinen den Hügel runter. Niemand folgte uns.
    Als ich den Hof betrat, war mir, als würde ich ihre Stimme hören. Ich taumelte mit weichen Knien auf die Küchentür zu.
    »Was machst du denn da?«
    Ihre Stimme. Belustigt. Ihre Augen waren geöffnet. Sie musterte mich überrascht.
    »Ich … trag … dich«, schnaufte ich.
    »Du bist süß.« Sie schlang ihre Arme um meinen Nacken und kuschelte sich an mich. »In die Wanne, ja?«
    Ich blieb neben der Küchentür stehen und lehnte mich an die Wand.
    »Se…kunde …«
    Sie lächelte und bewegte ihre Beine.
    »Bin zu schwer geworden, was? Dann lass mich runter.«
    Ihre Stimme klang normal. Ich musterte sie.
    »Sicher?«
    »Na, bevor wir umkippen …«
    Im Licht der Außenbeleuchtung wirkten ihre Augen wach und klar. Ich ließ ihre Beine vorsichtig los. Sie stellte sie auf den Boden. Ich hielt sie vorsichtshalber weiter fest, sie musterte mich erstaunt.
    »Was ist?« Sie sah mich neugierig an. »Du bist ja völlig außer Atem.«
    Ich suchte ihre Augen auf Anzeichen dafür ab, dass sie mich veräppelte. Sie legte ihre Hand auf meine Wange.
    »Erde an Paul … bitte melden.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    »Ich weiß, was du brauchst.«
    Sie schnappte sich meine Hand, öffnete die Tür und zog mich in die Küche. November hob den Kopf und legte ihn wieder hin, als er uns erkannte. Im Wohnzimmer stritt sich der Fernseher. Ich stolperte hinter Nele die Treppe hoch. Sie stieß die Badezimmertür auf, ging zur Wanne und drehte das Wasser auf.
    »War ein langer Tag.« Sie prüfte die Temperatur mit derHand und warf mir über ihre Schulter einen Blick zu. »Jetzt werde ich den Vorarbeiter schön baden und massieren.«
    Ich lehnte an der Tür und versuchte, es auf die Reihe zu bekommen. Halb erwartete ich, ausgelacht zu werden, halb, dass sie umkippte. Doch alles, was passierte, war, dass sie sich das Shirt über den Kopf zog und es in den Wäschekorb warf.
    »Was war das?«
    Sie knöpfte ihre Hosen auf und sah mich fragend an.
    »Was?«
    »Was

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