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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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nur mit Bauch kannte, und mal wieder fragte ich mich, was sie damals dazu getrieben hatte, sich ein Muttersöhnchen mit Übergewicht und Depressionen an Land zu ziehen.
    »Bist du alleine hier?«
    »Hat nicht jeder das Glück, dass die große Liebe zurückkommt.« Sie senkte ihren Kopf, um ihre Augen zu verbergen. Auf ihrem Gesicht lag wieder dieses schwermütige Lächeln. »Wir sehen uns ja noch.«
    »Heb mir einen Tanz auf.«
    »Mach ich gerne.«
    Ich sah ihr nach, wie sie die Theke ansteuerte. Sie wohnte ein paar Dörfer weiter, war dreißig und hatte keinen Mann. Ihre Chancen, hier draußen einen in ihrem Alter und ihrer Klasse zu finden, waren winzig, dennoch blieb sie in der Nähe ihrer Eltern. Manche Leute schafften es nie in die Stadt. Manche gehörten da einfach nicht hin. Vielleicht hatte uns das damals verbunden.
    Mor rief, ich solle mich doch bitte um die Musikkümmern. Ich schwang mich auf die Bühne und setzte mir einen Kopfhörer auf. Bislang hatten wir Krall, Sinatra, Bennett und Cullum durchlaufen lassen, aber jetzt sollte getanzt werden. Ich zog alle Register, und nach einer Viertelstunde war der Garten voller tanzender Paare. Benni brachte mir einen neuen Punch und bot an zu übernehmen. Ich erklärte ihm die Sache mit tanzbarer Musik für ältere Menschen und Prothesenträger. Als er daraufhin in die CDs griff und, ohne zu zögern, Shirley Bassey und Etta James hervorzog, ließ ich mich ein paar Sekunden angrinsen, dann überließ ich ihm die Sache, um mein Versprechen einzulösen.
    Ich ging auf die Tanzfläche und legte meine Hand auf Karl-Heinz’ Schulter, der mit Mor tanzte.
    »Belästigt Sie dieser Typ?«
    Sein Blick verriet mir, dass der Punch ihm schon ein paar Treffer verpasst hatte.
    »Pass auf, Kleiner, ich bin immer noch dein Vorgesetzter.« »Und ich bin besoffen. Wenn ich dich jetzt abknalle, krieg ich Bewährung. Hast meine Mutter angegraben.«
    »So kurz vor der Rente sollte ich kein Risiko eingehen.« Er verbeugte sich vor Mor. »War mir ein Vergnügen.«
    »Ich lauf ja nicht weg«, lächelte sie.
    Sein Blick zuckte kurz nach unten.
    »Äh, ja, stimmt.«
    Er steuerte die Bar an. Ich schnappte mir Mor.
    »Sag mal, flirtest du mit ihm? Hast du mal seine Füße gesehen?? Die haben mehr Kalk als unsere Wasserleitungen!« »Um Gottes willen!«, gickelte sie. »Keine Sorge, ich will einiges an ihm nicht sehen, aber tanzen kann er.«
    Auf der Tanzfläche war es eng. Man schob sich mehr durch die engen Lücken, als dass man den Tanzschritten folgte, aber Mor strahlte über das ganze Gesicht und grüßte links und rechts. Es war schön, sie so zu sehen, und bis auf die Prothese, die bei Drehungen leicht verzögert reagierte, wares wie damals, als sie mir das Tanzen beigebracht hatte. Mor und Sohn auf leichter Sohle.
    Neben uns tanzte Rokko mit Anita. Sie sahen sich an, als hätten sie sich vor einer Woche kennengelernt. Aus einem Augenwinkel sah ich Simone am Rand der Tanzfläche stehen und zu uns rüberstarren. Sie schien auf ihre Chance zu lauern, war aber nicht taff genug, die Gastgeberin abzuklopfen.
    »Und – glücklich?«
    Mors Augen strahlten.
    »Sehr.«
    »Ist ja auch ein schönes Fest. Ist es dennoch okay, wenn ich gleich jemanden rausschmeiße?«
    Sie sah zu Simone hinüber, die plötzlich damit beschäftigt war, jemanden in der Menge zu suchen.
    »Man merkt sofort, dass zwischen euch was war. Ich denke, Nele hat es auch gemerkt, also lüg sie nicht an.«
    »Hatte ich nicht vor.«
    »Gut.« Sie lächelte zu Simone hinüber, die jemand Unsichtbarem zuwinkte. »Das hast du davon, wenn du dich in der Nachbarschaft rumtreibst. So etwas Peinliches ist mir nie passiert.«
    »Du warst beruflich viel mehr unterwegs.«
    Sie schmunzelte.
    »Na, das ist doch mal ’ne Ausrede für die Wahl eines Sexualpartners.«
    Marilyn Monroe erklärte uns, dass sie mit der Liebe durch war. Die Arme. Kein Wunder, dass sie es nicht mehr ausgehalten hatte.
    Jemand klopfte mir auf die Schulter.
    »Darf ich bitten?«
    Als ich mich umdrehte, stand Schmidtchen vor mir. Ich hob einen Finger.
    »Bau keinen Scheiß.«
    Ich gab Mor frei, sah Simone aus den Blöcken gehen undbereitete mich darauf vor, sie an den Haaren vom Grundstück zu schleifen, als Chantal plötzlich vor mir stand. Ich schnappte ihre Hand, zog sie auf die Tanzfläche und schob sie durch die Menge, weg von Simone, die uns nachschaute wie ein Löwe, dem man ein Rehkitz vor der Nase weggezogen hatte.
    Chantal sah zu Simone rüber.
    »Ist schon ein

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