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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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müssten sich wegen Typen wie mir keine Gedanken machen. Tja, Anwalt, da irren Sie sich.«
    Ich war froh, dass er das Prinzip begriff, war mir aber nicht sicher, ob er, so wie sein Vater, schlau oder cool genug war, um zu wissen, wann er den Mund halten, einen Schlag weg stecken und weitermachen musste. Oder ob er vielleicht dachte, nachdem er Susan in meinem Beisein gedroht und anschließend auch mir gedroht hatte, müsste er uns beide loswerden.
    Ich stieg in mein Auto, und als ich wegfuhr, sah ich, dass er immer noch im Vorgarten stand und mir nachschaute.
    Ich verließ die Alhambra-Anlagen.
    Jetzt, dachte ich, musste ich Susan nicht mehr aus der Ferne beschützen; wir waren wieder beisammen, und Anthony und ich waren ebenfalls da, wo wir hingehörten: Nase an Nase und mit offenen Karten.
    Ich hielt am Ende der Asphaltpiste, blickte zu der Stelle, wo Alhambra gestanden hatte, und dachte an die Bibliothek, in der Frank Bellarosa und ich mit Zigarren und Grappa gesessen und über Machiavelli und die Mordanklage geredet hatten, die er erwartete. Und ehe ich mich's versah, hatte ich zur Familie gehört. Nun ja, diesmal wiederholte sich die Geschichte nicht, aber sie war immer noch am Drücker.
    Als ich Frank zum letzten Mal gesehen hatte, lag er, wie schon gesagt, halbnackt und tot auf dem Boden des Palmenhofes, unter dem Mezzanin vor seinem Schlafzimmer. Ich schaute zu der Stelle, wo der Palmenhof meiner Meinung nach gewesen war und wo jetzt eine lange, asphaltierte Zufahrt zu der Garage einer kleinen Villa führte, und konnte ihn regelrecht dort liegen sehen.
    Ich blickte mich ein letztes Mal um, wusste, dass ich wahrscheinlich nie wieder den Grund und Boden von Alhambra betreten würde, und fuhr dann weiter, am Schilderhaus vorbei, bog nach rechts auf die Grace Lane und legte die vierhundert Meter zum Gästehaus von Stanhope Hall zurück.
    34
    Ich fuhr durch das offene Tor von Stanhope Hall, am Pförtnerhaus vorbei und über die von Bäumen gesäumte Zufahrt zum Gästehaus, wo ich neben Susans Lexus parkte.
    Ich stieg aus und ging zur Haustür. Susan hatte früher nie abgeschlossen und machte es auch jetzt nicht, deshalb öffnete ich die Tür, ging in den Vorsaal und rief wie früher: »Meine Süße, ich bin daheim!«
    Keine Antwort. Ich ging in die Küche und sah sie auf dem hinteren Patio auf einer Chaiselongue sitzen und eine Zeitschrift lesen. Ich trat hinaus, worauf sie rasch aufstand, mir entgegenlief, die Arme um mich schlang und sagte: »Oh, ich bin so froh, dass du wieder daheim bist.« Sie gab mir einen Kuss und fragte: »Hast du es ihm gesagt?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Naja, wie erwartet, hat er die Nachricht von unserer Wiedervereinigung nicht gut aufgenommen.«
    »Warum hast du ihm das überhaupt gesagt? Das geht ihn nichts an. Du musstest ihm doch lediglich klarmachen, dass du nicht für ihn zu arbeiten gedenkst.«
    »Stimmt, und normalerweise würde ich einem Mafia-Don meine Verlobung auch nicht bekanntgeben, aber ich wollte ihm klarmachen, dass wir wieder zusammen sind und du nicht allein bist.«
    Sie dachte darüber nach. »Na schön ... aber ich meine nach wie vor, dass du überreagierst.«
    Das würde sie nicht meinen, wenn sie mit mir und Anthony Bellarosa in dessen Vorgarten gestanden hätte, aber ich wollte sie nicht beunruhigen, deshalb sagte ich: »Ich glaube nicht, dass es irgendwelche Probleme geben wird ... aber morgen fahren du und ich zum hiesigen Polizeirevier, und du musst eine eidesstattliche Anzeige gegen Anthony Bellarosa erstatten, damit -«
    »John, das ist nicht nötig. Das könnte ihn sogar dazu bringen -«
    »Susan. Wir machen es auf meine Weise, und ich will keine Widerworte hören. Ich möchte ihm klarmachen, dass die Polizei über die Sache Bescheid weiß. Verstanden?«
    Sie schaute mich an, und ich merkte, dass sie trotz meines sachlichen Tonfalls erkannte, dass ich mir Sorgen machte. »In Ordnung«, sagte sie. Dann wechselte sie das Thema und fragte: »Hast du Anna gesehen?«
    »Ja.«
    »Wie war sie? Freundlich?«
    »Das war sie.« Aber sie hat dir keine Grüße ausrichten lassen. »Wie ist seine Frau?« »Sie wirkt ganz nett.«
    Ich entsann mich, dass ich früher jedes Mal, wenn ich irgendwo ohne Susan gewesen war, einem Kreuzverhör unterzogen wurde, das alles übertraf, was ich je mit einem Zeugen gemacht hatte. Ich brauchte wirklich einen Drink, deshalb sagte ich: »Ich glaube, es ist Cocktailzeit.«
    »Wie sieht seine Frau aus?«
    »Ach ... sie ist ziemlich hübsch.

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