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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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jener Nacht haben Sie mit der Faust hindurchgeschlagen.«
    »Ja, das stimmt, aber jemand hat es restauriert.«
    Susan, die nicht gewusst hatte, dass ihr Gemälde meiner Faust zum Opfer gefallen war, warf mir einen Blick zu, sagte aber nichts.
    Also kam ich zur Sache: »Ich habe einen Brieföffner genommen und das Bild zerschlitzt.«
    Mancuso und Susan schwiegen, und ich goss ich mir eine weitere Tasse Kaffee ein.
    »Warum?«, fragte Mr Mancuso schließlich.
    Gute Frage. »Es war ein symbolischer Akt mit tiefem psychologischen Unterton«, erwiderte ich, »verbunden mit einem urtümlichen Glauben, dass mein Feind nichts besitzen sollte, das in irgendeiner Verbindung mit meiner einstigen und künftigen Frau steht beziehungsweise von ihr geschaffen oder berührt wurde.«
    Mr Mancuso wirkte tief in Gedanken versunken, so als erstelle er im Geiste bereits ein psychologisches Profil von mir.
    Susan, das spürte ich, schaute mich an, deshalb fing ich ihren Blick auf.
    Mir war bewusst, dass meine Erklärung ein bisschen sonderbar war, deshalb versuchte ich es noch einmal und sagte: »Ich war sauer auf ihn und nehme an, dass ich ihm eine Nachricht hinterlassen wollte.«
    »Nun, ich bin davon überzeugt, dass er die Nachricht verstanden hat, Mr Sutter«, erwiderte Mr Mancuso. »Und da ich diesen Typ kenne, bin ich mir außerdem sicher, dass er seinerseits eine Nachricht für Sie vorbereitet.«
    »Ganz bestimmt.«
    Ich schloss meinen Bericht damit ab, dass ich nahezu wortwörtlich, so wie bei Detective Nastasi, von unserer Auseinandersetzung im Vorgarten berichtete. Allerdings verriet ich weder Mr Mancuso noch Susan, dass ich Anthony erzählt hatte, sein Vater und meine Frau hätten sich geliebt und gemeinsam durchbrennen wollen - und dass sie es auch getan hätten, wenn Frank mir nicht einen Gefallen schuldig gewesen wäre.
    Ich endete mit etwas, das ich Detective Nastasi nicht gesagt und mit dem ich mich vorher auch noch nicht eingehender befasst hatte. »Anthony Bellarosas Augen, seine Miene und sein Tonfall... Wenn wir nicht in seinem Vorgarten gewesen wären und wenn er eine Schusswaffe gehabt hätte, hätte er mich, glaube ich, umgebracht.«
    Susan stand auf, kam zu mir und nahm meine Hand.
    Mr Mancuso gab keinen Kommentar dazu ab, stand aber ebenfalls auf und sagte: »Ich glaube, wir sollten eine Pause machen.«
    45
    Felix Mancuso blieb in meinem Büro, während Susan und ich uns in den oberen Salon zurückzogen, der vor langer Zeit in einen größeren Wohnraum umgemodelt worden war. Früher, als Edward und Carolyn noch klein waren, hatten wir hier zusammen ferngesehen. Ich weiß nicht, wie die früheren Besitzer dieses Zimmer genutzt hatten, aber nach ihrem Wiedereinzug hatte Susan das Ambiente, wenn auch nicht die Einrichtung, originalgetreu wiederhergestellt, einschließlich einiger alter Filmplakate. Der Pate fehlte allerdings.
    Susan öffnete zwei Flaschen Mineralwasser und gab mir eine. Wir blieben stehen und schauten aus dem Fenster in den Regen.
    »Ich habe jetzt ein viel klareres Bild davon, was zwischen dir und Anthony Bellarosa vorgefallen ist«, sagte Susan.
    »Ich hoffe vor allem, dass du dir jetzt darüber im Klaren bist, was für eine Gefahr er für dich darstellt«, erwiderte ich. »Und für dich.«
    »Er ist wütend auf mich und vielleicht enttäuscht«, gab ich zu. »Aber er wird drüber wegkommen. Hier geht es um dich.«
    »Er hat dir gedroht, John.«
    Ich schwieg.
    »Wieso, um alles auf der Welt, hast du dieses Gemälde zerschlitzt?« »Das habe ich dir doch gesagt.«
    »Aber ... wieso wolltest du ihn noch wütender machen?«
    Ich wandte mich vom Fenster ab und sah sie an. »Wenn du es wirklich wissen willst, Susan, dieses verfluchte Bild hat mich daran erinnert, wie viel Zeit du in Alhambra zugebracht hast, an dein Verhältnis mit -«
    »Na schön. Ich glaube, du hast überreagiert, aber -«
    »Deswegen habe ich vor zehn Jahren die Faust durchgedroschen, und diesmal wird es niemand mehr restaurieren lassen.«
    Sie schwieg einen Moment, dann sagte sie: »Ich verstehe.«
    Eine Zeitlang sagte keiner von uns etwas, dann ergriff Susan wieder das Wort: »Aber was ich nicht verstehe, ist... Ich verstehe nicht, weshalb Anthony Bellarosa in die Luft gegangen ist... er mochte dich offenbar und hielt sehr viel von dir ... und dann wendet er sich gegen dich und droht dir. Wieso?«
    Ich trank mein Wasser aus und erwiderte: »Wie ich schon zu Detective Nastasi und gerade eben zu Mancuso gesagt habe - ich habe

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